Kolumne von Markus Blaschzok am 15. Juli 2020
Die beiden monetären Edelmetalle, Gold und Silber, befinden sich aktuell an entscheidenden Wechselkursmarken zum US-Dollar. Gold probt den Ausbruch über den starken Widerstand bei 1.800 US-Dollar und Silber über den langjährigen festen Widerstand bei 19 US-Dollar. Je nachdem wie dieser Kampf der Bullen und Bären an diesen Marken ausgehen wird, werden die Edelmetallpreise in den kommenden Wochen und Monaten entweder korrigieren oder eine neue Rallye mit starken Preisanstiegen starten. Das Gold-Silber-Ratio sank wieder auf fast 94, womit man mit einem Investment in Silber zum Crashtief im September eine Outperformance von 30% zum Gold erzielen konnte.
Die Aktienmärkte halten sich weiter stark, da aufgrund der lockeren Geldpolitik der internationalen Notenbanken immer mehr Deflationsanhänger kapitulieren und in das Lager der Inflationisten wechseln. Diese Vermögensverwalter und Fondsmanager müssen nun zu bereits stark gestiegenen Kursen die Gelder ihrer Kunden aufgrund fehlender Alternativen wieder in den Aktienmarkt investieren, was die Märkte stützt und im Laufe des Jahres noch höher treiben könnte. Nebst dem Aktienmarkt bleibt auch das Gold in Inflationszeiten überaus gefragt und die Investmentnachfrage entsprechend hoch. Die stark sinkenden Todeszahlen durch das Coronavirus, trotz steigender Fallzahlen, sowie dem daraus resultierenden Widerstand der Bevölkerung, macht einen weiteren Shutdown in den USA mittlerweile äußerst unwahrscheinlich, was zunehmend am Aktienmarkt mit steigenden Notierungen eingepreist wird. Die FOMO (Fear Of Missing Out – Die Angst den Anstieg zu verpassen) wird am Aktienmarkt langsam spürbar.
Ende Juli werden die Schecks in Höhe von 600 US-Dollar pro Woche, welche die Arbeitslosen in den USA aktuell erhalten, auslaufen. Viele Geringverdiener erhielten durch dieses Hilfsprogramm mehr Geld, als sie in ihrem eigentlichen Job verdient hätten. Dies führte oftmals zu der Situation, dass sich Angestellte weigerten die Arbeit wieder aufzunehmen. Der fehlende Anreiz zu arbeiten, verhindert oder verlangsamt daher eine Erholung der Volkswirtschaft und ist kontraproduktiv. Die US-Regierung plant dennoch die Hilfen zu verlängern, jedoch soll es zusätzlich einen Bonus in Höhe von 450 US-Dollar für all jene geben, die die Arbeit wieder aufnehmen. Auch jene Vollzeitarbeiter, die aktuell in 27 US-Bundesstaaten in Kurzarbeit sind und eine Aufstockung ihres Lohns erhalten, sollen weiterhin gestützt werden. Die Demokraten fordern diese Zuschüsse bis Anfang nächstens Jahres weiterzuzahlen. US-Notenbankchef Powell hatte kürzlich erst angekündigt, die Märkte mit Liquidität so lange stützen zu wollen, bis die Arbeitslosigkeit wieder auf normale Niveaus gefallen ist.
Die gigantischen Summen der Notenbanken, sowie die direkten Zahlungen des Staates an die Bevölkerung, die durch den Kauf von Konsumgütern sofort preissteigernd wirken, werden den US-Dollar in den nächsten Jahren stark abwerten. Die Folge dessen werden steigende Gold- und Silberpreise sein, nicht nur nominal aufgrund der Geldentwertung, sondern auch real, da die Nachfrage nach dem sicheren Hafen der Edelmetalle zunehmen wird.
Mittlerweile konnte ich die ersten Stimmen wahrnehmen, die aufgrund der massiven Inflation in den nächsten Jahren steigende Konsumgüterpreise und entsprechend auch steigende Zinsen erwarten. In den vergangenen Jahren stand ich mit meiner Stagflationstheorie, die jetzt Realität wurde, so gut wie allein auf breiter Flur. Mit der logischen Schlussfolgerung, dass mit etwas Zeitverzögerung auch letztlich die Zinsen aufgrund der Inflation steigen müssen, ebenso wie in den siebziger Jahren, stand ich hingegen völlig allein.
Der Marktkonsens war und ist immer noch, dass die Notenbanken auf ewig die Zinsen bei null Prozent halten müssen und können. Man vergisst jedoch, dass die Notenbanken nur in dem Rahmen, wie sie die Konsumentenpreisindizes relativ unbemerkt schönen bzw. fälschen können, die Möglichkeit haben, die Zinsen niedrig zu halten. Ich sagte daher in vielen Webinaren und schrieb in vielen Artikeln der beiden Jahre, dass wenn die offiziellen Konsumentenpreise erst einmal inflationsinduziert ansteigen, dann auch die Zinsen steigen werden. Bis dahin dürften noch zwei bis drei Jahre ins Land gehen, doch werden es die steigenden Konsumgüterpreise und die steigenden Zinsen sein, die die Flucht in den sicheren Hafen der monetären Edelmetalle erst richtig anheizen werden. Für all die Besitzer einer fremdfinanzierten Immobilie gilt es daher den aktuell niedrigen Zinssatz auf die gesamte Kreditlaufzeit zu sichern. Unser Cartoon aus dem letzten Jahr zeigt diesen Zusammenhang.
Die Neuwagenverkäufe in Europa sind bisher um etwa 50% zum Vorjahr gesunken, weshalb die Preise derer auch gefallen sind. Die Preise für Gebrauchtwagen beginnen hingegen zu steigen, so zogen diese in den USA zum Vorjahr um 9% an. Dies liegt zum einen daran, dass viele aufgrund der Infektionsgefahr von öffentlichen Verkehrsmitteln und Mitfahrgelegenheiten auf eigenen KFZ umsteigen, und zum anderen daran, dass man aufgrund der Einkommensunsicherheit einen Gebrauchtwagen einem Neufahrzeug vorzieht. In der New Yorker U-Bahn fahren beispielsweise aktuell 90% weniger Menschen als noch zu Jahresbeginn. In China gelang es der Regierung mit hohen Zuschüssen die Automobilverkäufe kurzzeitig wieder anzuheizen, doch zieht man die Nachfrage nur etwas nach vorne. Für das laufende Jahr erwartet China einen 20 bis 25 Prozent geringeren Absatz. Da Platin und Palladium primär in den Katalysatoren für Diesel- und Benzinmotoren Verwendung finden, nimmt die Nachfrage nach den beiden Edelmetallen entsprechend dem Rückgang der Automobilnachfrage zusätzlich ab. Die staatliche Subventionierung von Elektrofahrzeugen anstatt Kaufprämien für die heimische Automobilindustrie, die Deutschlands wichtigster Industriezweig ist, mindert ebenso die Nachfrage nach beiden Edelmetallen. Der Platin- und der Palladiumpreis dürften es daher noch bis Jahresende schwer haben, ähnlich wie Gold und Silber anzusteigen, es sei denn die Minenproduktion in Südafrika schafft es nicht wieder auf das Vorkrisenniveau hochzufahren.
Die deutschen Automobile sind heute im Durchschnitt 9,6 Jahre alt, während diese im Jahr 2000 nur durchschnittlich 6,9 Jahre gefahren wurden. Nach den Daten des Kraftfahrbundesamts sind die deutschen Autos älter als die der meisten anderen westeuropäischen Länder. Dies ist ein klares Zeichen der Verarmung der deutschen Gesellschaft und der Grund ist in der Umverteilung deutscher Steuergelder nach EU-ropa zu finden. Nach einer neuen OECD-Studie hat Deutschland bei Steuern und Sozialabgaben auch Belgien verdrängt und ist auf den traurigen weltweiten Spitzenplatz aufgestiegen. Der Euro wird aufgrund der Inflation in den kommenden Jahren stark an Kaufkraft verlieren und die Renten- sowie Pensionsversprechen der Regierung entwerten. Es ist daher aktuell wichtiger denn je, dass ein Jeder eigenverantwortlich Vorsorge für das Alter trifft und so wenigstens das hart angesparte Vermögen vor der Inflationssteuer schützt, indem man Gold und Silber erwirbt.
Analyse zu Silber: Entscheidungsschlacht der Bullen und Bären am Widerstand bei 19$
Terminmarkt: Neutralität aber mit viel Potenzial wenn der Ausbruch gelingt
Die Netto-Shortposition der Big 4 erhöhte sich von 34 auf 36 Tage der Weltproduktion und die der Big 8 erhöhte sich von 50 auf 52 Tage. Zuerst zeigten die Daten über zwei Wochen Neutralität, dann zwei Wochen relative Stärke und nun sind sie wieder neutral. Der CoT-Report ist zu dem der Vorwoche nahezu unverändert und liefert keine neuen Infos. Wir hätten uns einen Anstieg der spekulativen Position bei relativer Schwäche und einem Gegenhalten der BIG 4 gewünscht, was wir früher immer sahen, wenn Widerstände nicht zu knacken waren. Aktuell ist jedoch genau das Gegenteil zu sehen, denn die BIG 4 decken sich bei hohen Preisen ein und es ist bisher kein Zeichen von Schwäche sichtbar.
Das Scheitern des Ausbruchs bis zum Wochenschluss werden wir erst im CoT-Report der kommenden Woche, der den dieswöchigen Dienstag als Stichtag hat, sehen und beurteilen können. Insgesamt sind die Daten mit einem CoT-Index bei 42 Punkten im neutralen Bereich. Der Markt ist aktuell, trotz des Preisanstiegs seit dem Shutdown-Tief im März, immer noch nicht überkauft. Sollte dem Goldpreis der Ausbruch über den Widerstand bei 1.800 US-Dollar gelingen, dann wäre am Terminmarkt noch genügend Pulver trocken, um den Silberpreis zwei bis drei US-Dollar spekulativ nach oben zu treiben. Kommt dann noch zusätzliche Investmentnachfrage in ETF-Produkte hinzu, so wäre ein Anstieg bis zu dem Widerstand bei 26 US-Dollar sehr gut möglich.
High Noon auch am Silbermarkt – die Entscheidung naht
Am Terminmarkt gibt es genügend Luft nach oben, doch zeigten sich diese in den letzten Wochen mehrheitlich neutral, was auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage am physischen Markt hindeutet. Ohne die Führung des Goldpreises wird es dem Silberpreis daher nicht aus eigener Kraft gelingen, den Widerstand bei 19 US-Dollar zu überwinden. Die Marke von 19 US-Dollar fungierte in den letzten zehn Jahren sehr oft als zuverlässige Unterstützung oder als Widerstand. Gelingt dem Goldpreis nun der erfolgreiche Ausbruch über 1.800 US-Dollar, so wäre dies ein Signal für Spekulanten sowie Investoren auch in diesem Markt auf die Käuferseite zu wechseln. Dies würde folglich wieder zu einem Defizit am Silbermarkt führen und der Ausbruch über den Widerstand wird dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch gelingen.
Ist der Ausbruch erst einmal gelungen, dann liegt der nächste starke Widerstand erst bei 26 US-Dollar, wobei im Bereich von 21 US-Dollar und 22 US-Dollar auch noch ein leichter, jedoch eher unbedeutender Widerstand liegt. Gelingt also der Ausbruch, dann ist mit einem weiteren Anstieg auf 26 US-Dollar zu rechnen, wo dann eine kurzzeitige Korrektur des Anstiegs einsetzten sollte, weshalb Trader dort kurzzeitig Gewinne mitnehmen sollten.
Im Tageschart sehen wir den Widerstand bei 19 US-Dollar noch einmal aus der Nähe. In der letzten Handelswoche begannen die Bullen und die Bären eine Schlacht an dieser Marke, die bis zum heutigen Tage noch nicht entschieden ist. Dem Gold- und Silberpreis eint eine kurzfristig sehr hohe Korrelation. Scheitert daher der Ausbruch beim Goldpreis, dann wird auch der Ausbruch am Silbermarkt scheitern. In diesem Fall wäre lediglich eine begrenzte Korrektur bis höchstens 16,50 US-Dollar zu erwarten, was dann bereits wieder eine kurzfristige, sowie auch mittel- bis langfristige Kaufmöglichkeit bieten dürfte.
Während wir im Februar vor dem Einbruch ein klares und starkes Verkaufssignal und im März mit den QE-Programmen ein starkes eindeutiges Kaufsignal hatten, ist die Situation aktuell sehr schwer einzuschätzen. Die QE-Programme erhöhen die Investmentnachfrage, während die Wirtschaftskrise diametral gegensätzlich die industrielle Nachfrage schwächt. Wenn die unterliegende physische Nachfrage stark schwankt, so wird die kurzfristige Prognosefähigkeit stark erschwert, wobei der charttechnische Handel hier zumindest die Signale vorgeben kann. Die letzten zwei Monate standen wir daher auf der Seitenlinie und warteten ab, wobei wir auf einen Rücksetzer hofften. Sollte der Ausbruch beim Gold und beim Silber jetzt gelingen, muss man über 19$ wieder prozyklisch auf der Käuferseite stehen.
Der Silberfuture notiert aktuell bei 19,10 $ und damit leicht über dem Widerstand, der bei einem erfolgreichen Ausbruch zur Unterstützung mutiert. Bricht hingegen der kurzfristige Aufwärtstrend (grün) und die Unterstützung bei 18,90$, wie man hier im kurzfristigen Chart sieht, während auch die Kreuzunterstützung beim Gold fällt, muss man den Ausbruchsversuch als gescheitert betrachten. Noch ist alles offen – entweder erfolgt in dieser Woche ein Ausbruch und es startet eine neue Rallye oder die Konsolidierung auf hohem Niveau setzt sich mit einem erneuten Rücksetzer über die kommenden Wochen hinweg fort.