Wenn an den Kapitalmärkten über die Beziehung von Bullen und Bären geredet wird, so sind die angewandten Konnotationen oft getränkt von Feindlichkeit. Die Analogien und Metaphern nehmen praktisch kein Ende. Mal ist es ein Kampf, mal ein Wettbewerb, mal ein Aussitzen oder Aushungern – die Beschreibungen kennen da keine Grenzen. Natürlich nehmen wir uns da nicht raus. Auch wir greifen hin und wieder zu ähnlichen stilistischen Mitteln, die den Unterschied der beiden Arten von Akteuren am Kapitalmarkt verdeutlichen.
Doch was ist, wenn das gar nicht mal so böse zwischen den beiden abläuft? Ronaldo und Messi sind schließlich auch keine Todfeinde, ebenso wenig wie Nadal und Federer. Eine gewisse Rivalität ist da, aber von einer Feindschaft kann man doch hier nicht wirklich reden, oder? Mit einem kleinen Gedankenexperiment kann man sich vorstellen, dass Bären und Bullen vielleicht sogar befreundet sind und sich wie in einem harmonischen Duett die Einsätze zuschieben, um ein wundervolles Chartbild zu zeichnen. Wie schön ist bitte dieser Gedanke? Ja, das gefällt uns sehr, denn wir wissen schließlich, dass Korrekturen und Anstiege gleichermaßen wichtig sind für gesunde Profite am Kapitalmarkt.
Ein ebensolches Zusammenspiel von Bär und Bulle sehen wir am Goldmarkt, wo die Bären den Kurs zum Ende der letzten Handelswoche nun zum zweiten Mal zurückziehen. Bereits zu Beginn letzter Woche ist der Kurs gesunken, aber die Bullen konnten diese Bewegung in einen Anstieg verwandeln. Diese Handelswoche war also alles andere als langweilig, was man vom Gold ja eh nicht gewohnt ist.
Unsere Primärerwartung ist allerdings nach wie vor nach oben gerichtet. Dabei kann man dem hinterlegten Primärszenario entnehmen, dass wir die Bewegung zwischen $1846 - $1871 enden sehen.
In diesem Bereich erwarten wir, dass sich die Welle v in Orange dem Ende neigt. Als unvermeidliche Voraussetzung ist aber, dass der Goldpreis über $1759 bleibt. Hält sich das Gold an diese Voraussetzung, halten wir auch am Primärszenario fest. Darunter wird es dann brenzlig. Unterhalb der $1759er-Marke hätte das Gold noch einen Puffer bis $1738, um einen endgültigen Abverkauf abzuwenden. Dieser ist allerdings bereits auf den jetzigen Levels mit einer Wahrscheinlichkeit von 40% betitelt und somit weiterhin ein tief hängendes Damoklesschwert, was über der Schulter des Goldes hängt.
Bricht der Goldpreis unter $1738 durch, so sehen wir den Preis auch weit unter $1673 fallen. Übergeordnet ist dies aber nicht weiter schlimm, da noch immer die Möglichkeit besteht, dass sich das Gold nur noch tiefer in den blauen Zielbereich von $1722 - $1606 einbohrt, ein Tief ausbaut und nach oben durchstartet. Ein echtes Zusammenspiel von Bullen und Bären eben.
Der Goldpreis muss sich weiterhin über $1759 halten, damit unser nach oben gerichtetes Primärszenario intakt bleibt. Passiert dies, so sehen wir den Kurs bis zwischen $1846 - $1871 steigen. Passiert dies nicht, so gewinnt die Alternative unterhalb von $1738 zunehmend an Gewicht.