Kolumne von Markus Blaschzok am 27. April 2021
Der Goldpreis stieg am Freitag, den 23.04.2021, auf ein Zweimonatshoch bei 1.800 US-Dollar an und Silber notierte wieder an der Widerstandszone bei 26 US-Dollar. Der Anstieg der Marktzinsen, der in den vergangenen Monaten ein starker Belastungsfaktor für den Goldpreis war, kam vorübergehend erst einmal zum Erliegen, nachdem mittelfristige technische Marken erreicht wurden.
Der Palladiumpreis sprang auf ein neues Allzeithoch in Erwartung eines Defizits, aufgrund der Erholung der Nachfrage in der Automobilindustrie. Es könnte dieses Jahr ein Defizit am Palladiummarkt geben, da viele Autohersteller ihre Lagerbestände erst wieder aufbauen müssen, nachdem sich die Konjunktur durch die QE-Programme überraschend stark erholt.
Der neueste umfangreiche Jahresreport des „Silver Institute“ zeigt ein Defizit von 256 Millionen Unzen für das Jahr 2020, was den Preisanstieg auf 30 US-Dollar begründet. Bedingt durch die Maßnahmen der Pandemiebekämpfung brach die Nachfrage in 2020 um 50 Mio. Unzen und das Angebot um fast 100 Mio. Unzen ein. Gleichzeitig gab es historische Rekordzuflüsse in börsengehandelte ETF-Produkte (ETP) in Höhe von 331 Mio. Unzen, wobei es im Vorjahr gerade einmal 83,3 Mio. waren.
Auch für das Jahr 2021 erwartet das Silver Institute wieder ein Defizit am Silbermarkt, doch nur in Höhe von 127 Mio. Unzen, was den Silberpreis weiterhin stützen dürfte. Die weltweiten „All-In Sustaining“ Kosten der Minenproduktion lagen bei 11,17 US-Dollar im Jahr 2020, wobei diese regional stark variieren. Während die Kosten für die Feinunze in Zentral- und Südamerika bei 16,14 US-Dollar lagen, konnte man in Ozeanien für günstige 5,3 US-Dollar produzieren. Die „All-In Sustaining“ Kosten beinhalten neben den operativen Kosten des Abbaus auch die administrativen Ausgaben, Steuern, Kapitaleinsatz für Erhaltung und Entwicklung der Mine, Kapitalkosten sowie die Explorationskosten. Nachdem die Gold- und Silberminen in den letzten Jahren ihre Kosten gedrückt haben und produktiver wurden, verdienen sich diese bei den aktuellen Preisen sprichwörtlich eine goldene Nase, weshalb wir sehr optimistisch für die Kursentwicklung dieses Sektors in den nächsten Jahren sind. Im Verhältnis zu Gold sind die Goldminen aktuell so günstig wie zur Jahrtausendwende, was noch einmal deren Unterbewertung vor Augen führt. Diese müssten um etwa das Vierfache ansteigen, um wieder das Hoch von 2006 zu erreichen.
Vorstand von türkischer Kryptobörse flieht mit 2 Mrd. US-Dollar Kundengelder
Türkische Behörden nahmen 62 Personen fest, die mit der in Istanbul ansässigen Kryptobörse „Thodex“ in Verbindung stehen, nachdem deren Gründer, Faruk Fatih Ozer, mit geschätzten 2 Milliarden US-Dollar an Investorengeldern ins Ausland geflohen war. 400.000 Benutzer der Plattform konnten seit mehreren Tagen nicht mehr auf ihre Konten zugreifen, nachdem der Handel unter Berufung auf eine „nicht näher bezeichnete Partnerschafts-Transaktion“ vorübergehend eingestellt wurde.
Die 2017 gegründete Handelsplattform verkündete, dass alle Dienste für etwa fünf Arbeitstage heruntergefahren würden und sich Kunden keine Sorgen machen sollten. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen den Gründer wegen „schweren Betrugs und Gründung einer kriminellen Vereinigung“.
Wie Bloomberg berichtete, hatte Thodex im vergangenen Monat eine Kampagne zur Kundengewinnung gestartet, wobei man Neukunden Millionen an kostenlosen Dogecoins versprach. Die Website behauptete vier Millionen der Münzen verteilt zu haben, während es gleichzeitig viele Beschwerden in den sozialen Medien gab, dass die Gelder nie ausgezahlt wurden.
In den letzten Monaten investierten Türken zunehmend in Kryptowährungen, um ihre Ersparnisse angesichts des starken Wertverlusts der türkischen Lira, aufgrund der hohen Inflation der Geldmenge seitens der türkischen Zentralbank, zu schützen. Erst letzte Woche haben die türkischen Behörden einen Schritt zur Regulierung der Kryptowährungsindustrie unternommen, sowie die Nutzung von Kryptos als Zahlungsmittel landesweit ab dem 30. April offiziell verboten. Das Verbot von Kryptowährungen als Zahlungsmittel in der Türkei ist einer der Gründe, die eine Korrektur am Kryptomarkt eingeleitet haben. Seit dem Verbot brach der Bitcoin um bis zu 15.000 US-Dollar auf im Tief bei 47.300 US-Dollar ein.
Der Bankrott der japanischen Kryptobörse „Mt. Gox“ in 2014, die damals rund 60 % des weltweiten Bitcoin-Handelsvolumen verarbeitete, mahnt Vermögen diversifiziert anzulegen. Nebst Betrug und Veruntreuung liegen die Risiken zunehmend bei sozialistischen Regierungen, die Vermögen selbst von Konten rauben, wie der Haircut in Zypern zeigte. Selbst ausländischen Bankkunden wurden damals mit bis zu 60 % ihrer Vermögen über 100.000 Euro enteignet. Auch der Versuch des US-Justizministerium die russische Kryptobörse BTC-e am 26. Juli 2017 zu schließen, zeigt wie weit Regierungen gehen. Dem Gründer von BTC-e wurde in 2017 in 21 Punkten wegen angeblicher internationaler Geldwäsche und der angeblichen Wäsche von Geldern aus dem Hack von Mt. Gox angeklagt, wobei Kunden der Börse einen großen Teil ihrer Einlagen verloren. Dieses Beispiel zeigt, dass nicht einmal ausländische Unternehmen vor dem Zugriff eines dritten Staates sicher sind und verzweifelte Regierungen ihr Geldmonopol unter allen Umständen verteidigen werden.
Smarte Investoren diversifizieren daher ihr Vermögen nicht nur in verschiedene Assetklassen, sondern auch über verschiedene Konten in verschiedenen Ländern, um mögliche Risiken zu minimieren. Hierzu bieten sich Zollfreilager und Edelmetalldepots in aller Welt an, sowie ETF-Produkte, aber auch ein Investment in Minenaktien.
Der Goldpreis notierte in 2013 noch bei 2.500 türkischer Lira und stieg auf über 16.000 Lira im letzten Jahr an. Folgender Chart zeigt die positive inverse Korrelation zwischen der Abwertung einer staatlichen Fiat-Währung und dem Anstieg des Goldpreises im gleichen Zeitraum. Wer in der Türkei auf die staatliche Währung setzte, verlor den Großteil seines Vermögens, doch wer auf Gold und Silber setzte, konnte sein Vermögen nicht nur erhalten, sondern dürfte auch einen realen Kaufkraftgewinn verbuchen können. Gold ist und bleibt der seit Jahrtausenden bewährte Wertspeicher und sichere Hafen vor Inflation.
Technische Analyse zu Gold: Erste Kaufsignale – bricht nun der Abwärtstrend bei Gold in Euro?
Terminmarkt: Für einen Bullenmarkt sind die COT-Daten bärisch genug
Die Netto-Shortposition der Big 4 reduzierte sich von 24 auf 23 Tage der Weltproduktion und die der Big 8 reduzierte sich von 32 auf 31 Tage der Weltproduktion. Der Preis stieg zur Vorwoche um 33 US-Dollar an, während die Spekulanten 4,5 Tsd. Kontrakte netto long gingen. Das ist neutral bis gut, da die BIG4 ihre Position leicht abbauen konnten. Zum Vormonat ist Stärke zu sehen, was auf ein Defizit am physischen Markt hindeutet. Womöglich gab es verstärkte Käufe in ETF-Produkte nach dem Preisrückgang auf 1.680 US-Dollar.
Die Daten sind absolut und zum Open Interest erst im neutralen Bereich, was im Bullenmarkt grundsätzlich schon gut ist. Insgesamt wurden 110 Tsd. Kontrakte seit Jahresanfang geschlossen, was ausreichen könnte für eine Korrektur, wenn die unterliegende Nachfrage stark bleibt. Bleibt die unterliegende Nachfrage jedoch schwach, so wäre weiteres Bereinigungspotenzial vorhanden.
Noch immer ist das nicht das klassische bärische Sentiment und ein überverkaufter Markt, was wir vor einem erneuten Anstieg sehen wollen. Aufgrund der Krise ist diesmal womöglich alles anders, weshalb man bei dieser durchschnittlichen Bereinigung technische Kaufsignale annehmen muss, da der Preis sonst davonlaufen könnte. Man muss jedoch Vorsicht walten lassen und enge Stop-Loss-Orders platzieren. Eine Bereinigung wie früher, nach der wir mit einem technischen Kaufsignal „All In“ gehen konnten, gibt es immer noch nicht und wir müssen uns weiterhin an technischen Kaufsignalen entlang hangeln.
Die Korrektur des Goldpreises fand Ende März mit dem erneuten Test der Unterstützung bei 1.675 US-Dollar und der Ausbildung eines doppelten Tiefs sein Ende. Es folgte ein Bruch des kurzfristigen Abwärtstrends, womit es das erste kurzfristige prozyklische Kaufsignal gab. Über 1.760 US-Dollar folgte ein zweites prozyklisches Kaufsignal, worauf ein Anstieg an den starken Widerstand bei 1.800 US-Dollar folgte.
Hier scheiterte die Preiserholung vorerst. Sollte der kurzfristige Aufwärtstrend wieder nach unten gebrochen und dabei auch die Unterstützung bei 1.760 US-Dollar wieder nach unten gebrochen werden, so wäre dies kurzfristig wieder bärisch. Es ist möglich, dass der Goldpreis erst noch einige Wochen trendlos seitwärts in der Handelsspanne zwischen 1.680 US-Dollar auf der Unterseite und 1.800 US-Dollar auf der Oberseite verharren wird, bevor der Ausbruch über 1.800 US-Dollar gelingt und sich die Hausse fortsetzen kann. Mit dem Überwinden des Widerstands bei 1.800 US-Dollar würde ein weiteres prozyklisches Kaufsignal generiert – nicht nur auf kurzfristiger Zeitebene, sondern auch mittel- bis langfristig.
Im Tageschart sehen wir, dass bei ca. 1.650 US-Dollar bis 1.680 US-Dollar eine starke Unterstützung liegt. Mit einem Bruch des kurzfristigen Abwärtstrends und Preisen über 1.760 US-Dollar wurde ein prozyklisches Kaufsignal erzeugt.
Ein potenzieller langfristiger Aufwärtstrend könnte intakt bleiben, wenn der Goldpreis weiter ansteigen und den Widerstand bei 1.800 US-Dollar nehmen kann. Ein erneuter Test der Unterstützung bei 1.680 US-Dollar wäre hingegen kritisch, denn dort könnten einige Investoren die Nerven verlieren und die Reißleine ziehen, worauf der Goldpreis noch einmal final einbrechen könnte, bevor sich die Hausse fortsetzen wird. Wir achten daher gerade mit Argusaugen auf den Widerstand bei 1.800 US-Dollar.
Der Goldpreis in Euro ist weiterhin unser wichtigster Chart. Der Abwärtstrend ist hier weiterhin intakt, was uns bereits zu Jahresanfang ein starkes Warnsignal lieferte, dass die Unterstützung bei 1.500 Euro brechen dürfte. Gelingt dem Goldpreis in Euro der Sprung über den Abwärtstrend bei 1.500 Euro, dann würde der Goldpreis in Euro auch den Widerstand bei 1.800 US-Dollar überwinden, wodurch die Ampeln auf „grün“ schalten und ein mittelfristiges Kaufsignal erzeugt würde.
Scheitert der Goldpreis in Euro jetzt jedoch an diesem Abwärtstrend, so bleibt das mittelfristige Verkaufssignal bestehen und auch der Goldpreis in US-Dollar droht wieder Richtung 1.680 US-Dollar zu fallen. Selbst ein Unterschreiten des Tiefs bei 1.410 Euro wäre bei einem erneuten Test dieser Unterstützung möglich. Die Entscheidung steht also unmittelbar bevor und sobald der Goldpreis in Euro den Abwärtstrend überwinden kann, ist auch ein mittelfristiges Kaufsignal da. Da der Terminmarkt jedoch nur zur Hälfte bereinigt ist, sollte man konsequent mit Stop-Loss-Orders arbeiten.