Was sind die Chancen, dass ein börsengehandelter Fonds auf Bitcoin (exchange traded fund, ETF) in 2018 die Erlaubnis zum Handel an einer der großen US-Handelsplätze durch die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) bekommt? Im letzten Oktober haben wir eine ähnliche Frage gestellt, ob die SEC einen Bitcoin-ETF in 2017 genehmigen werde. Damals, in 2017, sah es unserer Meinung nach nicht danach aus. Und das stellte sich als richtig heraus.
Sicher, derzeit—und auch damals im vergangenen Herbst—hatten Investoren mit Interesse an einer Anlage in Bitcoin über einen Fonds, der speziell auf die am weitesten verbreitete Kryptowährung zugeschnitten ist, den Grayscale Bitcoin Investment Trust (OTC:GBTC) zur Auswahl. Dieser wird aber nur direkt gehandelt, das heißt nicht an traditionellen Börsen. Echte Legitimität und auch größeres Vertrauen unter den Investoren in die Anlageklasse würde nur von einem Finanzinstrument ausgehen, dass an einer der großen US-Börsen gehandelt wird. Aber ist der Start eines Bitcoin-ETFs in diesem Jahr näher gerückt?
Eine Entwicklung, die seit unserem letzten Artikel stattgefunden hat und die ein positives Signal für die Aussichten einer Genehmigung eines an einer großen Börse gehandelten Fonds aussandte, war die Einführung von Bitcoin-Futures, die an den beiden führenden US-Derivatebörsen, der CBOE als XBT und an der CME als BTC, gehandelt werden. Viele hatten vorhergesagt, bevor der Handel mit Bitcoin-Futures zur Wirklichkeit wurde, dass dies eine Zeitenwende für den Kryptosektor bedeuten könnte und es wurde häufig als entscheidender Schritt in Richtung einer Genehmigung eines börsengehandelten Fonds bezeichnet.
Es gibt kein Zweifel, dass der Start eines Bitcoin-ETFs zusätzliche Liquidität in diesen besonderen Markt bringen würde. Auch würde es institutionellen und Einzelinvestoren ermöglichen, mit besserer Sicherheit in diese extrem volatile Anlageform zu investieren. Aber derzeit müssen sich interessierte Anleger noch gedulden.
Die gute Nachricht ist, dass es an der Regulierungsfront einigen Fortschritt gegeben hat, seit wir die Ablehnungen oder Rücknahmen von Anträgen auf Handelszulassung von ETFs durch die Fondsaufleger behandelten. Anfang April berichtete CNN, dass die Regulierungskommission in aller Stille begonnen hat, eine Änderung der Regeln in Betracht zu ziehen, die es ProShares erlauben würde, zwei Bitcoin-ETFs an der NYSE Arca zu listen.
CBOE und andere für Bitcoin-ETFs
Die CBOE, eine der Derivatebörsen, an denen Bitcoin-Futures gehandelt werden, ermutigt aktiv die SEC den Handel mit Kryptowährungs-ETFs zuzulassen.
”Die CBOE ermutigt die Kommission Kryptowährungs-ETPs [börsengehandelte Finanzprodukte, exchange-traded products] holistisch und aus der gleichen Perspektive anzugehen, wie sie das in der Vergangenheit mit rohstoffbezogenen ETPs gemacht hat … Die Kommission sollte der Markteinführung solcher ETPs nicht im Wege stehen."
Allerdings gibt es eine Reihe von Faktoren, die gegen den Start von Krypto-ETFs sprechen, sagt Rafael Delfin, Forschungschef bei Brave New Coin, einem Branchendienst. "Am Stärksten stehen die zunehmende Regulierung, Treuhänderschaft und Liquidität heraus." Nichtsdestoweniger glaubt er, dass "die relevanten Beteiligten in jedem dieser Gebiete den Boden für eine baldige Ausweitung der Angebote bereiten."
Zum Beispiel stellt Delfin fest, dass die US-Regulierungsbehörden an einem klareren Gesetzesrahmen für Liquidität arbeiten, sowohl im Spot- als auch im Derivatemarkt, und auch für Treuhänder. Bei der Liquidität hebt er die jüngsten Beispiele einer Konsolidierung in der Industrie hervor, mit dem Ziel künftiger Expansion, zu denen die Zusammenarbeit von Goldman Sachs (NYSE:GS) mit JP Morgan (NYSE:JPM) beim aktiven Handel von Bitcoin gehört. Außerdem sollen andere große Finanzinstitute an dem Aufstellen eigener Handelsabteilungen für kryptografische Anlagen arbeiten.
Auch gibt es da die häufig erwähnten ständig ansteigenden Rekordvolumen im Handel mit Bitcoin-Futures, sowohl an der CME, als auch der CBOE. Und zu guter Letzt bei der Treuhandproblematik, haben Branchengrößen wie Coinbase, Ledger und BitGo neue Produkte für institutionelle Kunden aufgelegt.
Aber auf jeden Schritt nach vorn kommen in diesem Umfeld auch mehrere Fehltritte.
ARK begrenzt Bitcoin-Exposure
Für diejenigen Investoren, die in Bitcoin via eines börsengehandelten Fonds investieren wollten, gab es bis vor kurzem die Möglichkeit ihr Geld in ARKs Innovation ETF (ARKK) oder deren Web X.0 ETF (NYSE:ARKW) zu stecken, die beide einen limitierten Zugang zu Bitcoin boten, über ein von ARK 'Hülle' genanntes Vehikel, womit gemeint war, dass der Zugang zu Bitcoin über Anteilsscheine an GBTC lief, das der Fondsmanager in 2015 gekauft hatte, als Bitcoin zu unter 250 USD die Münze gehandelt wurde.
Bis vor kurzem lag der Bitcoin-Anteil bei ARK zwischen 6% und 10% der investierten Gelder. Dieser Prozentsatz wurde allerdings in jüngster Zeit begrenzt. Dem US-Wirtschaftssender CNBC nach, hat der Fondsanbieter "einen Großteil seiner Bitcoin-Anlagen abgestoßen" und sich dabei auf Regulierungsprobleme und Steuersorgen berufen.
Wie ETF.com berichtete, hat ARK sein Engagement in Bitcoin bei beiden Fonds Mitte Januar 2018 abgebaut, was mit dem rapiden Wertverlust der Kryptowährung zusammenfiel.
Heute steht Bitcoin für nur noch 0,5% und 0,6% der Anlagen in ARKK bzw. ARKW. ETF.com sagt, dass der Anteil der Kryptowährung in beiden Portfolios fast vernachlässigbar ist und ARK zufolge, die "schwierige Entscheidung" die Anlagen in Bitcoin so dramatische zurückzuschrauben, wenig mit den "Meriten" von Bitcoin selbst zu tun gehabt hätte. Ein Sprecher von ARK stand nicht für weitere Ausführungen zur Verfügung.
Mit Blick auf die Einschnitte kann Delfin von Brave New Coin nichts negatives an dem Schritt erkennen. Er hebt hervor, dass seit ARK sich zuerst in den Kryptobereich vorwagte, der Kurs von Bitcoin um fast das 90 fache gestiegen ist. Es sei also nur zu erwarten, dass ARK seine Gewinne realisieren und damit sein Risiko mindern würde, während es sich nach neuen Anlagemöglichkeiten umsieht, die eine besseres Risikoprofil bieten.
Die Marktfundamente existieren noch nicht
Glauben die Branchengrößen, dass ARKs Schritt ein schlechtes Omen für das Auflegen eines Bitcoin-ETFs ist? Rohit Kulkarni, geschäftsführender Direktor für Investment-Research bei SharesPost, einem Anbieter von Liquiditätslösungen und privater Kapitalmarktforschung für Privatunternehmen vor dem Börsengang und Investoren, konzentriert sich auf die Tatsache, dass ARKs ETFs nicht direkt Bitcoin hielten, sonder einfach Anteile an Grayscales GBTC.
“Dieser ist ein privater Treuhandfonds, der von Grayscale Investments verwaltet und ausschließlich akkreditierten Investoren angeboten wird. Hinzu kommt, dass der Bitcoin Investment Trust nicht bei der Securities and Exchange Commission registriert ist und daher keinen Transparenzregeln und anderen Auflagen der US-Wertpapiergesetze unterliegt.”
In anderen Worten, was auch immer geschah, hat wahrscheinlich keine Auswirkungen darauf, ob die SEC je einen Krypto-ETF zulassen wird.
Gabriele Giancola, Mitgründer und CEO des auf der Blockchain aufbauenenden Bonussystems qiibee stimmt Delfins Einschätzung zu. Es sei vernünftig anzunehmen, dass ARKs Entscheidung sein Exposure an Bitcoin abzubauen, schlicht von dem Wunsch, die Gewinne zu realisieren, bestimmt wurde. Es baute seine Position in Bitcoin ab, als der Kurs der digitalen Währung fiel.
Giancola sagt, man werde noch sehen, ob die SEC in nächster Zeit einen Bitcoin-ETF genehmigen werde. Aus seiner Sicht, geben "die Fundamentaldaten noch Anlass zu Sorgen, die noch nicht ausgeräumt worden sind, wie die extreme Volatilität der Kurse und die Liquidität in ähnlichen Fonds." Er glaubt, dass die SEC sich mehr Zeit nehmen will, um sicher zu gehen, dass der Markt von Bitcoin-Futures effizient genug ist, um mit dem turbulenten Umfeld fertig zu werden. Und er sagt dann noch:
“Wie auch immer, angesichts dessen, dass der Appetit der breiten Anlegerschaft auf Kryptowährungen weiter wachsen wird, als die Blockchain-Technologie immer weiter in den Alltag vordringt, so können wir erwarten, dass mehr Fondsstrukturen wieder Bitcoin Investment Trust (GBTC) — der im Namen seiner Kunden Bitcoins kauft und verkauft— an den Markt kommen werden.”