Die Länder der Europäischen Union haben die Beschränkungen für geimpfte Reisende aus Ländern "mit einer guten epidemiologischen Situation" schrittweise gelockert. Touristen mit Fernweh aus den USA sollen bald wieder viele ihrer europäischen Lieblingsstädte besuchen können, vor allem wenn sie vollständig geimpft sind.
Inzwischen hat das Vereinigte Königreich eine Sicherheitsampel eingeführt, die Länder mit rot, gelb oder grün bewertet. Doch das Land zeigt sich vorsichtig, neue Länder auf die grüne Liste zu setzen. Und so wurde zum Leidwesen britischer Touristen die Gefahrenstufe für Portugal kürzlich von grün auf gelb angehoben.
Internationale und regionale Fluggesellschaften hoffen darauf, dass in den kommenden Wochen wieder mehr Menschen fliegen können - und die jüngsten Zahlen aus den USA machen Mut.
Den täglichen Zahlen der Transportation Security Administration (TSA) nach, hat die Zahl der Flugreisenden in den USA begonnen zu steigen. Am Montag, dem 14. Juni, passierten 1.800.954 Menschen die Sicherheitsschleusen an amerikanischen Flughäfen. Zum Vergleich: Vor genau einem Jahr waren es 534.528. In 2019 waren es hingegen 2.669.580 gewesen.
Obwohl die Zahl der Flugreisenden immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie liegt, freuen sich Reise- und Freizeitunternehmen über das Wiederaufleben des Reiseverkehrs. Aufgrund der positiven Stimmung sind die Aktien der Reise- und Tourismusunternehmen in 2021 bisher gut gelaufen.
Seit Jahresanfang sind die Branchenindizes Dow Jones Travel & Tourism und Dow Jones Airlines um 3,4% bzw. 22,8% gestiegen. Ähnlich freuten sich die Aktionäre von American Airlines (NASDAQ:AAL), Delta Air Lines (NYSE:DAL) und United Airlines (NASDAQ:UAL) über Gewinne von 44,3%, 13,2% und 27,9% seit Jahresbeginn.
Trotz des jüngsten Optimismus birgt die Zukunft für Airline-Aktien weiterhin große Unsicherheit. Unser Blick fällt heute auf das FTSE 100-Mitglied International Consolidated Airlines Group (LON:ICAG) (OTC:ICAGY). In den letzten 52 Wochen hat die ICAG-Aktie 11% zugelegt, das Plus seit Jahresbeginn beträgt etwa 22%.
Am 16. Juni beendete die Aktie den Handel bei 200,3 Pence (5,56 USD für die in den USA gehandelten Papiere). Die Marktkapitalisierung beträgt 9,9 Milliarden Pfund (oder 13,8 Milliarden US-Dollar).
IAG: Eine einzigartig strukturierte Fluggesellschaft
International Consolidated Airlines, eine der weltweit größten Airline-Gruppen, wurde 2011 gegründet. Die in Spanien registrierte Gruppe ist besser bekannt als die Muttergesellschaft von British Airways, Iberia, Aer Lingus, Vueling und Level – letztere ist eine kürzlich gegründeten neue Fluglinie. Die Aktien werden an der Londoner Börse (LON:LSEG) und der spanischen Börse gehandelt.
Die Gruppe verfügt über eine Flotte von 533 Flugzeugen. Neben den oben genannten Fluggesellschaften umfasst die IAG-Plattform die Geschäftsbereiche IAG Cargo, IAG Loyalty, IAG Global Business Services (GBS) und Avios. Vor der Pandemie bediente IAG 279 Destinationen und beförderte jedes Jahr rund 118 Millionen Passagiere.
Das Management veröffentlichte am 7. Mai das Ergebnis vom ersten Quartal. Der Gesamtumsatz belief sich auf 968 Millionen Euro (1,17 Milliarden US-Dollar), ein Rückgang von 78,9% gegenüber dem Vorjahr. Die Passagiereinnahmen gingen im Jahresvergleich um 88,4% auf 459 Millionen Euro (oder 556,5 Millionen US-Dollar) zurück. Unterdessen stieg der Frachtumsatz um 42,3% im Jahresvergleich auf 350 Millionen Euro (oder 424,4 Millionen US-Dollar).
Der Nettoverlust nach Steuern belief sich auf 1,1 Milliarden Euro (1,3 Milliarden US-Dollar) nach einem Verlust von 1,7 Milliarden Euro (2,1 Milliarden US-Dollar) im Vorjahresquartal. Zum 31. März war die Airline-Gruppe mit 10,5 Milliarden Euro (12,7 Milliarden US-Dollar) in der Kasse aber solide finanziert. Die liquiden Mittel beliefen sich auf 8,0 Milliarden Euro (9,7 Milliarden US-Dollar), ein Plus von 2,1 Milliarden US-Dollar (2,5 Milliarden US-Dollar) im Vergleich zum Vorquartal. Die Nettoverschuldung betrug zum Ende des ersten Quartals 11,6 Milliarden Euro (14 Milliarden US-Dollar).
CEO Luis Gallego sagte:
"Wir ergreifen alle notwendigen Maßnahmen, um die finanzielle Solidität unseres Geschäfts langfristig sicherzustellen, einschließlich der erfolgreichen Kapitalerhöhung von 2,7 Milliarden Euro im letzten Jahr, und konzentrieren uns weiterhin darauf, unsere Kostenbasis zu senken und die Effizienz zu steigern."
Zahlen vom Internationalen Luftverkehrsverband (International Air Transport Association, IATA) zeigen eine Verbesserung der Frühbuchungen für den Reisezeitraum Juni-August. Neue Covid-19-Varianten bleiben jedoch weiterhin ein großes Problem. Daher gab IAG aufgrund "der Unsicherheit über den Zeitpunkt der Aufhebung der staatlichen Reisebeschränkungen und der anhaltenden Auswirkungen und Dauer von Covid-19" keine Prognose ab.
Fazit
Im Februar 2020, bevor die Pandemie Europa erreichte, bewegte sich die IAG-Aktie bei 450 Pence. Inzwischen hat sich ihr Wert mehr als halbiert. Die Aktie mag unterbewertet erscheinen, aber da die Aktie im Jahr 2021 bereits um mehr als 20% gestiegen ist, glauben wir nicht, dass es in den kommenden Wochen noch viel Aufwärtspotenzial gibt.
Die Erholung im Flugverkehr bleibt uneinheitlich und weitere Gegenwinde sind nicht ausgeschlossen. So hat die britische Regierung kürzlich die Verlängerung verschiedener Beschränkungen um vier Wochen angekündigt. Unserer Meinung nach bietet die IAG-Aktie um 185 Pence oder sogar darunter einen günstigeren Einstiegspreis. Daher würden wir zunächst einmal abwarten.
Und zu guter Letzt könnten Anleger, die in den Reise- und Freizeitsektor investieren möchten, aber nicht alles auf eine Aktie setzen wollen, den Kauf eines börsengehandelten Fonds (ETF) in Betracht ziehen, der ein Engagement in Fluggesellschaften und ähnlichen Reiseunternehmen bietet. Passend hierzu wären z.B.: