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Inflation – Gewinner und Verlierer

Veröffentlicht am 14.06.2023, 15:51
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31

„Dem wachsenden Gelde folgt die Sorge“ liest man schon beim römischen Dichter Horaz – und nicht nur damals, sondern auch heute dürfte die Inflation für Viele ein Anlass zur Sorge sein. Das Statistische Bundesamt gibt die aktuelle Inflationsrate im April 2023 (gegenüber dem Vorjahresmonat) mit 7.2 Prozent an. Wenn man mit diesem Wert rechnet, was allerdings mit Vorsicht zu genießen ist, dann bedeutet das einen Kaufkraftverlust von etwa 30 Prozent innerhalb von 5 Jahren. So Mancher wird aber aus dem eigenen Leben von deutlich höheren Teuerungsraten als die offiziell angegebenen 7.2 Prozent berichten können. Wie sich dieser Umstand vielleicht erklären lässt und ob es sogar Profiteure der aktuellen Inflation geben könnte, das soll an dieser Stelle ein wenig betrachtet werden.

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Zunächst einmal ist es natürlich so, dass die angegebenen 7.2 Prozent nur ein statistisch berechneter Mittelwert sind. Damit handelt es sich hier an sich bereits um eine Abstraktion, welche nur in bedingter Weise individuelle Lebensrealitäten abbilden kann (und soll). Grundlage für die Berechnung ist der sogenannte Warenkorb, welcher sich aus rund 700 Güterarten zusammensetzt, die wiederum unterschiedlich stark gewichtet werden. Es versteht sich von selbst, dass die Art der Berechnung bzw. die Gewichtung der einzelnen Artikel im Warenkorb einen entscheidenden Einfluss auf das finale Ergebnis nehmen. Abgesehen von den real gemessenen einzelnen Preisanstiegen ist diese Gewichtung also der entscheidende Faktor, welcher die errechnete Inflationsrate ausmacht. Gerade in dieser Sache gab es aber zuletzt bedeutsame Veränderungen: Unter anderem die gestiegenen Energiekosten fallen nämlich seit einigen Wochen deutlich weniger ins Gewicht des Verbraucherpreisindex. „Hatten Haushaltsenergie und Kraftstoffe bisher ein Gewicht von mehr als 10 Prozent, beträgt dieses nun nur noch knapp 7.5 Prozent“, so der Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Hier wäre also ein erster Erklärungsansatz gegeben, wenn es darum geht, wieso die 7.2 Prozent manchmal unglaubwürdig erscheinen und weniger zutreffend sein könnten, wenn man besonders stark von den gestiegenen Energiekosten betroffen ist.

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Energie- und Nahrungsmittelkosten als Inflationstreiber

Aber die Energiekosten haben auch einen direkten Einfluss auf die Nahrungsmittelkosten. Und Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, spricht eine weitere zentrale Problematik an, wenn sie sagt: „Die Nahrungsmittel bleiben auch im April der stärkste Preistreiber unter den Waren und Dienstleistungen im Warenkorb.“ Denn seit dem Jahr 2020 hat sich etwa der Liter Vollmilch um 43.5 Prozent verteuert, Schnittkäse hat sich sogar um 59 Prozent im Preis erhöht und der Zuckerpreis war zwischenzeitlich um ganze 70.9 Prozent angestiegen. Insgesamt waren Nahrungsmittel im März 2023 um 22.3 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Wer einen größeren Teil seines Einkommens für Nahrungsmittel ausgibt, der ist von diesen Preisanstiegen natürlich deutlich mehr betroffen als andere, bei denen die Nahrungsmittelausgaben nur einen relativ geringen Kostenpunkt im Haushalt ausmachen. Verallgemeinert ließe sich hier also sagen: Je höher das verfügbare Einkommen, desto geringer die durchschnittlich erfahrene reale Inflationsrate. Insofern sind auch hier tendenziell die einen mehr von der Inflation betroffen als die anderen.

Gewinner und Verlierer der Inflation

Dass es jedoch regelrechte Profiteure der gegenwärtigen Preissteigerungen gibt, will eine aktuelle Studie herausgefunden haben. Gerade im Hinblick auf die gestiegenen Nahrungsmittelpreise ist von „Profit-Hunger“ die Rede. Der Trend zu „übermäßigen Gewinnmitnahmen“ ist demnach überall in Europa, besonders aber in Deutschland zu beobachten. EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta sagte hierzu: „Es gibt Branchen, in denen die Inputkosten sinken, während die Einzelhandelspreise steigen und die Gewinne ebenfalls zunehmen. Das reicht aus, um als Zentralbanker besorgt zu sein, dass die Inflation aufgrund steigender Gewinne ansteigen könnte.“ Und auch Paul Donovan, Chefökonom der Investmentbank UBS (SIX:UBSG), ist überzeugt: „Die jüngste Inflation ist auf eine ungewöhnliche Ausweitung der Gewinnspannen zurückzuführen.“ In diesem Zusammenhang ist der Begriff greedflation (dt. „Gierflation“) aufgekommen. Besonders in Situationen, in denen einzelne Unternehmen viel Marktmacht besitzen und wenig Konkurrenz haben, können derartige Ausweitungen der Gewinnspannen – vor allem in einem allgemein inflationären Umfeld, wenn also Preissteigerungen nichts Überraschendes mehr sind, sondern im Gegenteil sogar damit gerechnet wird – mit relativer Leichtigkeit durchgesetzt werden. Derartige Subjekte dürften also zu den Gewinnern der Inflation gezählt werden.

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Aber auch ein weiteres Beispiel wäre noch zu nennen: Aktionäre deutscher Börsenkonzerne konnten sich im Krisenjahr 2022 über Dividendenausschüttungen in Rekordhöhe freuen, die Summe fiel nämlich mit 75€ Milliarden nochmal 9 Prozent höher aus als im Vorjahr. Die großen Konzerne konnten ihre Gewinne also offenbar um ein Beträchtliches steigern. Auch hier wird an vielen Stellen vermutet, dass die Preise mehr als nötig angehoben wurden, was zum Nebeneffekt eben eine weitere Ausweitung der allgemeinen Teuerung hat. Besonders stark wird eine Teuerungsrate angeheizt durch eine Inflation, welche von den Betroffenen bereits antizipiert wird – hier zeigt sich der Charakter einer gewissen selbsterfüllenden Prophezeiung, welche irgendwann zum Selbstläufer wird, einen sich selbst verstärkenden Trend einleitet und sich nur noch schwer eindämmen lässt. Nicht selbst- sondern rückläufig sind dagegen die Reallöhne in Deutschland. Diese gingen 2022 um 4.1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, so das Statistische Bundesamt. Das sei der stärkste Reallohnverlust für Beschäftigte seit 2008 und außerdem der dritte in Folge.

Damit wurden Gewinner und Verlierer der Inflation ein wenig beleuchtet. Die Inflation selbst ist nun kein neues, sondern im Gegenteil sogar ein uraltes Phänomen, wenngleich natürlich in jüngster Zeit einige Besonderheiten hinzukommen. Wichtig wäre hier noch anzumerken, dass es natürlich im Hinblick auf die Auswirkungen einen wesentlichen Unterschied macht, wie hoch (oder niedrig) die Inflation ausfällt. Eine gewisse Inflationsrate wird sogar offiziell angestrebt, wobei das mittelfristige Ziel der EZB (Europäische Zentralbank) hier um die 2 Prozent beträgt. Ökonomen sehen darin einen förderlichen Effekt für die Wirtschaft und halten das für einen gesunden und gewissermaßen notwendigen Vorgang. Außerdem besteht wohl kein Konsens in der Frage, wie genau Inflation überhaupt zu definieren sei. Weil das an dieser Stelle aber nicht abschließend geklärt werden kann, soll auch gar nicht erst darauf eingegangen werden. Wenn man sie mit dem gegenwärtigen Anstieg des Preisniveaus gleichsetzt, dann greifen die besprochenen Effekte und man könnte dann sagen: sie wirkt de facto wie eine groß angelegte Umverteilungsmaßnahme. Es gibt Profiteure dieser Entwicklungen, sowie anderswo in komplementärer Weise hohe Verluste zu verzeichnen sind.

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