- Die Umweltpolitik der Öl- und Gasunternehmen spielt für Investitionen in diesem Sektor eine große Rolle.
- Solche Investments können sich langfristig auszahlen und den Aktienwert eines Unternehmens steigern.
- Deshalb sollten Investoren auf das ESG-Engagement der Unternehmen achten - gleichzeitig aber auch sicherstellen, dass das Kerngeschäft nicht geopfert wird.
Der Umweltschutz ist seit mindestens zwei Jahrzehnten ein wichtiges Thema für Händler und Anleger im Zusammenhang mit dem Ölmarkt. In diesen Tagen machte es wieder Schlagzeilen, nachdem sich der neue CEO von Royal Dutch Shell (LON:RDSa) (NYSE:SHEL ) letzte Woche in einem Interview so äußerte:
"... ich bin der festen Überzeugung, dass die Welt noch lange Zeit Öl und Gas brauchen wird" und "dass es daher nicht gesund ist, die Öl- und Gasproduktion zu kürzen."
BP (LON:BP) (NYSE:BP) äußerte sich ähnlich und ging sogar so weit zu sagen, dass das Unternehmen die Ölförderung nicht so schnell wie geplant drosseln werde.
In der Riege der Ölgesellschaften haben sich Shell und BP in den letzten zehn Jahren am ehesten auf die Seite der Umweltschützer geschlagen. Das liegt zum Teil daran, dass es sich um europäische Unternehmen handelt, die auf den Druck der dortigen Regierungen reagiert haben, sich von der Öl- und Gasförderung zu lösen und auf alternative Energieerzeugung und -verteilung umzustellen.
Diese Unternehmen hatten (im Gegensatz zu Total (EPA:TTEF) und den amerikanischen Großkonzernen) zuvor die Bereitschaft und sogar den Eifer gezeigt, ihre eigene langfristige Öl- und Gasproduktion zu verringern, um Umweltbedenken zu zerstreuen.
Sowohl Shell als auch BP haben jedoch festgestellt, dass Alternativen zur Öl- und Gasförderung, wie der Stromvertrieb, nicht annähernd so rentabel sind wie ihr ursprüngliches Geschäft. Shell plant sogar , geplante Ausgabensteigerungen im Bereich der erneuerbaren Energien vorerst auszusetzen.
Bei der Prüfung von Investitionen müssen Händler und Aktienanleger die Umweltpolitik der beteiligten Unternehmen berücksichtigen. Hier sind drei wichtige Punkte, die Sie beachten sollten:
1. Investitionen in Exploration und Produktion
Öl- und Gasunternehmen müssen über Jahre hinweg in die Erkundung neuer Felder investieren. Für Öl- und Gashändler mag dies weniger wichtig sein, da die Verträge, mit denen sie handeln, nicht über ein Jahrzehnt oder länger hinausreichen.
Anleger in Öl- und Gasaktien jedoch sollten die langfristigen Investitionen verschiedener Ölgesellschaften genauer unter die Lupe nehmen, um festzustellen, ob das Unternehmen jetzt genug investiert, um sich für einen Erfolg in 5, 10 oder 20 Jahren zu positionieren.
2. Engagement in ESG und andere Umweltkriterien
Aus Anlegerperspektive kann es wichtig sein, dass ein Unternehmen die richtigen Dinge sagt, um genügend Zustimmung für seine ESG-Strategie zu bekommen, damit sein Aktienkurs hoch bleibt. Es ist jedoch auch wichtig, genau zu prüfen, was das Unternehmen tut, um sicherzustellen, dass es sein Kerngeschäft - Öl und Gas - nicht opfert, um die ESG-Bewerter zu beruhigen.
3. Investitionen in alternative Energien
Es ist angemessen und klug, wenn Öl- und Gasunternehmen auch in die Entwicklung alternativer Energien investieren. Exxon (NYSE:XOM) hat schon vor 50 Jahren nützliche Technologien für die Solarenergie entwickelt.
Öl- und Gasunternehmen haben in letzter Zeit in die Entwicklung von Biokraftstoffen, Kohlenstoffabscheidung und Gezeitenkraft investiert. Es handelt sich dabei um Parallelindustrien zu Öl und Gas, und es liegt in der Verantwortung dieser Unternehmen, ihre Ressourcen in diese Entwicklungen zu investieren.
Es ist möglich, dass sich keine dieser Investitionen in alternative Energien auszahlt, es ist aber dennoch sehr wohl möglich, dass eine oder mehrere sehr erfolgreich werden. Anleger sollten ein Auge darauf haben, was diese Unternehmen bei der Entwicklung neuer Technologien wirklich tun, und nicht nur darauf, was in einem ESG-Bericht oder in einer Werbung steht.
Es ist durchaus möglich, dass eines Tages ein Durchbruch eines Öl- und Gasunternehmens an der Wall Street wie die Freigabe eines neuen Medikaments gefeiert wird - das nämlich könnte die Aktie ganz nach oben bringen.
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Offenlegung: Der Autor besitzt keines der hier genannten Wertpapiere.