Von Kathy Lien, Geschäftsführerin Devisenstrategie bei BK Asset Management. Der Artikel erschien im englischen Original unter dem Titel 'Behind The Post-China Tariff Reversal In FX And Equities' am 04. April 2018 auf Investing.com.
Es hätte ein sehr hässlicher Tag für die Finanzmärkte werden können, mit dem Dow Futures um mehr als 500 Punkten tiefer vor Handelsbeginn in New York, aber bis zum Ende der Sitzung hatten Aktien ihre gesamten Verluste wieder wettgemacht und über den Tag sogar die Gewinnzone erreicht, was zur gleichen Wende an bei den großen Währungen führte. Die große Nachricht waren die neue Serie von Zöllen in China in Höhe von rund 50 Mrd USD. Das ist aggressiver und unnachgiebiger als der 3 Mrd Dollar-Warnschuss, den China im März abgefeuert hatte. Die Investoren nahmen die Nachricht allerdings gelassen auf, da die größte Frage am Mittwochmorgen nicht war, wie viel Schaden die Zölle anrichten werden, sondern ob sie überhaupt in Kraft treten werden.
Anstelle die Situation weiter anzuheizen, nutzte US-Präsident Trump am Mittwoch seinen Twitter-Account, um zu sagen, dass die Vereinigten Staaten und China sich nicht in einem Handelskrieg befänden. Das legt nahe, dass die jüngsten Maßnahmen der USA, die zur chinesischen Reaktion am Dienstag führten, ein weiterer Schritt des Präsidenten sind, um China an den Verhandlungstisch zu zwingen. China sagte, seine Abgaben sollen dann erhoben werden, wenn die USA ihrerseits mit der Einforderung der Zölle beginnt, sodass die zwei größten Volkswirtschaften der Welt noch eine Weile mit Versuchen beschäftigt sein könnten, sich gegenseitig einzuschüchtern, bevor eine Seite zur Tat übergeht. Trump hat eine Reputation extravagante Drohungen zu machen, nur um von ihnen dann in den folgenden Tagen oder Wochen wieder abzugehen. Geht man von der Kursentwicklung am Mittwoch aus, dann ist klar, dass die Investoren auf eine Aufweichung der Zölle hoffen, oder das eine Umsetzung völlig ausbleibt. Bedenkt man, dass die USA für den nächsten Monat eine öffentliche Anhörung von Unternehmen plant, dann könnten die Chinesen und die Amerikaner in der Zwischenzeit eine Entspannungsphase für Verhandlungen nutzen, statt Vergeltung zu üben, was gut für den Risikoappetit und Aktien wäre.
Blickt man auf die Woche, dann sind die US-Lohndaten außerhalb der Landwirtschaft immer noch das Schlüsselereignis. Die Lohnbeschäftigung in der Privatwirtschaft fiel im Mai nicht im erwarteten Umfang und noch wichtiger, während die Lage im Dienstleistungssektor etwas schwächer wurde, verbesserte sich die Beschäftigungskomponente im Report. Dies, verbunden mit einer niedrigen Zahl von Anträgen auf Arbeitslosengeld suggeriert, dass der US-Arbeitsmarktbericht in dieser Woche eher besser ausfallen könnte.
Der Euro muss sich vielleicht gedulden bis zum US-Arbeitsmarktreport, um aus seiner engen Konsolidierung gegenüber dem US-Dollar ausbrechen zu können. An den vergangenen 5 Handelstagen blieb der Wechselkurs in einem Band von 90 pip. Die stärker als erwartete Schätzung der Verbraucherpreisinflation für März, gab der Währung am Mittwoch Unterstützung, war aber nicht stark genug, um das Hoch vom Dienstag zu nehmen. Ein Ausbruch steht kurz bevor und die Richtung wird von dem Risikoappetit im Markt und dem US-Dollar abhängen. Am Donnerstag wird es die Fabrikauftragseingänge aus Deutschland, sowie Revisionen der Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone und Erzeugerpreise und Einzelhandelsumsätze aus dem Euroraum geben. Die Folgen dieser Konjunkturberichte dürfte allerdings begrenzt sein.
Beim Pfund dürfte es Bewegung geben, als am Donnerstag aus Großbritannien Einkaufsmanagerindizes vom Dienstleistungssektor und der Gesamtwirtschaft hereinkommen werden. Soweit wir wissen, blieb die Lage im produzierenden Gewerbe stabil, aber in der Bauwirtschaft kam es im März zu einer Kontraktion. Höhere Höchst- und Tiefststände an den letzten vier Handelstagen suggerieren, dass der GBP/USD vor einer Rallye steht, aber starke Daten notwendig sind, um den Kurs nach oben zu schieben. Die Bank of England soll der allgemeinen Erwartung nach, die nächste große Zentralbank werden, die die Zinssätze anhebt, aber die Investoren warten noch auf Daten, die eine Zinserhöhung rechtfertigen würden, bevor sie die Währung kaufen.
Alle 3 Rohstoffwährungen lagen am Mittwoch höher, mit dem neuseeländischen Dollar an der Spitze. Die Währung wurde vom Kommentar des Finanzministeriums gestützt, dass der Verbrauch weiter eine Stütze des Wachstums sein dürfte, aber die Rallye kam richtig in Fahrt, nachdem US-Aktien begannen von ihren Tiefstständen zurückzukehren. In Australien wurde ein starker Anstieg der Einzelhandelsumsätze von gesunkenen Baugenehmigungen ausgeglichen. Australien wäre von einer Abkühlung der Konjunktur in China stark getroffen. Sollten die Zölle allerdings nicht kommen, dann könnte die jüngste Konsolidierung des AUD/USD Kurses über 0,7650 einen Boden bilden. Mit dem im Hinterkopf wird es am Mittwochabend neue Daten aus Australien geben, den Dienstleistungs-Einkaufsmanagerindex und die Handelsbilanz. Der USD/CAD Kurs erlitt weitere Verluste, da der Ölpreis an seinem Tief herumstolperte. Trump-Berater Larry Kudlow nach, steht eine positive Ankündigung zu Nafta vor der Tür und "der Aktienmarkt wird sie lieben". Das kann nur eines bedeuten, die beiden Länder stehen vor dem Abschluss eines Abkommens.