Der offizielle Regierungsbericht zum ersten Quartal, der am 30. April veröffentlicht wird, dürfte – geht man nach der mittleren Schätzung mehrerer Quellen, die von CapitalSpectator.com zusammengetragen wurden – auf eine spürbare Abschwächung des Wachstums hinweisen.
Laut Medianprognose wird die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal nur um 0,8 % zulegen (annualisierte reale Rate). Das wäre ein deutlicher Rückgang gegenüber dem soliden Wachstum von 2,4 % im 4. Quartal – ein klares Signal für eine spürbare Verlangsamung.
Die heute veröffentlichte revidierte Prognose für das 1. Quartal bestätigt den Abwärtstrend der letzten Wochen. Bei der letzten Aktualisierung (28. März) lag die Schätzung noch bei 1,0 % – etwas höher, aber bereits ein Rückschritt gegenüber der Prognose von 1,2 % am 18. März. Noch im Mitte Februar lag die Nowcast-Prognose bei deutlichen 2,5 %.
Dass die aktuellen Nowcasts so deutlich nach unten zeigen, ist aus mehreren Gründen beunruhigend. Erstens spricht die Tatsache, dass die Schätzungen mit jeder neuen Datenveröffentlichung weiter sinken, für ein wachsendes Vertrauen in die Richtung, die der offizielle Bericht einschlagen dürfte.
Noch relevanter ist allerdings, dass die aktuellen Daten zum 1. Quartal die jüngsten Entwicklungen rund um die US-Zollpolitik noch gar nicht abbilden. Zwar kündigte Präsident Trump jüngst eine 90-tägige Aussetzung der Zölle für die meisten Länder an – die Einfuhrzölle auf China bleiben mit 145% allerdings zunächst bestehen.
Trotz dieser vorübergehenden Entlastung bleibt die Unsicherheit hoch – vor allem, weil niemand genau weiß, wie es mit Trumps Handelsplänen weitergeht. Fakt ist: Die Strafzölle gegenüber China gelten weiterhin, und ein Ende des Handelskonflikts zwischen den beiden größten Volkswirtschaften ist nicht in Sicht.
„China wird seine Strategie kaum ändern: Es wird standhaft bleiben, den Druck hinnehmen und Trump seine Karten überreizen lassen“, sagte Daniel Russel, Vice President of International Security and Diplomacy beim Asia Society Policy Institute. „Peking glaubt, dass Trump Zugeständnisse als Schwäche wertet – und dass ein Nachgeben nur zu noch mehr Druck führen würde. Andere Länder werden den 90-Tage-Aufschub begrüßen – sofern er überhaupt Bestand hat –, doch das ständige Hin und Her sorgt für eine Unsicherheit, die Unternehmen und Regierungen gleichermaßen hassen.“
Paul Ashworth, Chefökonom für Nordamerika bei Capital Economics, sieht zumindest vorsichtigen Optimismus – wenn auch nur im relativen Vergleich. In einer Notiz an Anleger schrieb er gestern:
„Wir gehen nun davon aus, dass Trump – abgeschreckt von der Reaktion der Märkte – die Aussetzung der Zölle mehrfach verlängern wird. Damit würde das Ergebnis am Ende stark dem 10-prozentigen Einheitszoll ähneln, den er ursprünglich im Wahlkampf angekündigt hatte. Im Gegenzug werden andere Länder kleinere Zugeständnisse bei ihren eigenen Zöllen und Handelspraktiken machen.“