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Krieg in Ukraine würde Märkte für Energie, Metalle und Nahrungsmittel bedrohen

Veröffentlicht am 02.02.2022, 09:38
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Die Lage in Osteuropa verschärft sich, die Gefahr eines Krieges ist aus Sicht vieler Beobachter real. Eine militärische Eskalation könnte sich drastisch auf die Märkte für Energie, Metalle und Nahrungsmittel auswirken. Schließlich ist mit Russland ein wichtiger Rohstoffexporteur und mit der Ukraine ein Agrarproduzent von globaler Bedeutung involviert.

„Schmetterlingseffekt“ an den Rohstoffmärkten?

Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert Analysten, die im Fall von eskalierenden Konflikten oder schärferen Sanktionen gravierende Auswirkungen auf die Rohstoffpreise erwarten. Zunehmende Versorgungsprobleme könnten demnach einen „Schmetterlingseffekt“ auslösen.

Mit schärferen Sanktionen dürften dabei insbesondere Maßnahmen wie der Ausschluss Russlands aus dem Swift System gemeint sein. In diesem Fall wären russische Banken vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten und könnten etwa keine Zahlungen mehr für Rohstoffimporte entgegennehmen.

Erdgas: Russland liefert weiter, aber …

Tatsächlich könnte ein eskalierender Konflikt verschiedene Rohstoffmärkte hart treffen. Dies gilt etwa für Erdgas, dessen Preis 2021 ohnehin bereits drastisch angestiegen war. Russland, so lauten die Vorwürfe, spiele mit seiner Macht als wichtiger Gaslieferant und setze die Energielieferungen als strategische Waffe ein.

Dass Russland tatsächlich kein Gas mehr nach Europa liefern könnte, halten die meisten Beobachter für sehr unwahrscheinlich – zu hart würde dies das osteuropäische Schwellenland wirtschaftlich selbst verwunden. Ein Konflikt könnte jedoch die Lieferungen unterbrechen. Immerhin ein Drittel der Gaslieferungen strömt durch Pipelines in der Ukraine. Ob bei deren Ausfall inmitten eines Konflikts die umstrittene Nordseepipeline Nord Stream 2 in Betrieb genommen werden könnte, ist mehr als ungewiss.

Kapazität knapp: Erdölpreis auf 150 USD?

Der globale Markt für Rohöl ist derzeit fragil. Produktions- oder Lieferrückgänge aus Russland könnten derzeit kaum durch andere Akteure ausgeglichen werden. Der Preis könnte deshalb sehr rasch ansteigen. Aktuell notiert der Preis für leichtes US Öl (Sorte West Texas Intermediate) bei knapp 90 USD. Dies ist bereits deutlich mehr als vor einem Jahr (ca. 55 USD). Käme es infolge eines Ukraine Konflikts allerdings zu verschärften Engpässen, wäre u.a. Analysten von J.P. Morgan zufolge jedoch auch ein Anstieg auf 150 USD möglich.

Fast die Hälfte der russischen Ölexporte finden ihre Abnehmer in Europa. Sanktionen gegen den russischen Ölmarkt erwarten die meisten Beobachter deshalb nicht. Doch auch hier gilt, dass bei einer militärischen Eskalation oder einer harten Sanktionsspirale nichts ausgeschlossen ist.

Russland wichtiger Exporteur von Palladium und Co.

Auch die Märkte für viele Metalle sind derzeit angespannt. Bei den besonders angespannten Märkten wie Aluminiums und Nickel entfällt allerdings nur ein moderater Weltmarktanteil auf die Russische Föderation. Die Größenordnung bewegt sich im Bereich von ca. 4-6 %. Diese Märkte (und hier besonders Aluminium) könnten allerdings indirekt – durch Turbulenzen auf dem Gasmarkt – in Mitleidenschaft gezogen werden.

Eine Besonderheit stellt das Edelmetall Palladium dar. Hier entfällt fast die Hälfte der Weltproduktion auf Russland. Bei Platin sind es immer noch gut 15 %, bei Gold knapp 10 %. Eine Eskalation in der Ukraine dürfte hier spürbare bis drastische Auswirkungen auf die Preisentwicklung haben.

Droht eine Nahrungsmittelkrise?

Zu den unverzichtbaren Rohstoffen gehören nicht nur fossile Brennstoffe und Edelmetalle, sondern auch Agrarerzeugnisse. Hier stehen sich mit der Ukraine und Russland zwei globale Schwergewichte gegenüber. Russland war 2019 immerhin der weltweit fünftgrößte Getreideproduzent (Produktionsmenge: 117,9 Millionen t). Im gleichen Jahr hatte die Ukraine 75 Millionen t Getreide geerntet.

Eine Verknappung dieser Produktion dürfte sich auf die weltweiten Märkte für Weizen, Mais und Sonnenblumen auswirken. Insbesondere die Konsumenten im Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika und Teilen Asiens müssten sich auf deutlich steigende Preise einstellen.

Das Problem der Nahrungsmittelpreise könnte durch die Düngemittelkrise verschärft werden. Aktuell fahren viele Hersteller von Düngemitteln weltweit ihre Produktion drastisch herunter oder stoppen die Herstellung sogar ganz. Grund dafür sind die hohen Energiepreise. Dies könnte ganz unabhängig vom Ukraine Konflikt im weiteren Jahresverlauf zu deutlich steigenden Preisen führen.

Russland selbst zählt zu den größten Exporteuren von Düngemitteln. Auch von dieser Seite könnten somit Preisanstiege drohen, sollte die Situation in irgendeine Richtung eskalieren.

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