Die gesamte Marktkapitalisierung von Kryptowährungen ist 2023 auf 1,2 Billion Dollar gestiegen..
Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten Shapella-Upgrade von Ethereum konnte Bitcoin die psychologisch bedeutende Schwelle von 30.000 USD durchbrechen. Zwar liegt die gesamte Krypto-Marktkapitalisierung noch immer um 84 % unter ihrem Höchststand vom November 2021, ist aber seit Jahresbeginn um 55 % gestiegen.
Erneuter Krypto-Optimismus
Trotz der zunehmenden Belege für eine „Operation Chokepoint 2.0“ der Regierung, die auf Kryptowährungen abzielt, scheint das Interesse an digitalen Vermögenswerten nicht abzuflauen. Zumindest nicht genug, um eine Rally zu verhindern. Bitcoin durchbrach am Dienstagmorgen die psychologisch bedeutsame 30.000-USD-Marke, die wir zuletzt im Juni 2022 gesehen haben.
Damals lag die Bitcoin-Dominanz interessanterweise bei 48,36 %, also etwa auf dem gleichen Niveau wie heute mit 48,54 %.
Nach dem Zusammenbruch von Terra, Celsius (NASDAQ:CELH), 3AC und anderen hat der Kryptomarkt eine historische Erosion des Marktvertrauens erlitten, wobei Bitcoin am schlimmsten betroffen war. Bildnachweis: TradingView
Traditionell signalisiert ein solcher Prozentanteil der Bitcoin-Kapitalisierung an der Gesamtkapitalisierung des Kryptomarktes einen Stimmungsumschwung am Markt. Wenn die Bitcoin-Dominanz abnimmt, signalisiert dies meist ein größeres Interesse an Altcoins. Altcoins, also alternative Digitalwährungen mit einer geringeren Marktkapitalisierung als BTC, können zwar riskanter sein, bieten dafür aber auch höhere Renditechancen.
Doch angesichts der großen Unsicherheit darüber, ob es sich bei einigen Kryptowährungen um Wertpapiere oder um Rohstoffe handelt, und der Bankenkrise in den USA scheint die zunehmende Dominanz von Bitcoin jedoch von der Wahrnehmung durch die Anleger herzurühren. Eine Wahrnehmung, bei der die Mutter aller Kryptowährungen als Benchmark für den gesamten Kryptomarkt gilt, da sie nicht einmal einen Hauch einer zentralisierten Kontrolle aufweist, wie sie in Proof-of-Stake-Chains wie Ethereum üblich ist.
Die Bitcoin-Rallye hat sich positiv auf die allgemeine Stimmung am Kryptomarkt ausgewirkt. Übertroffen wurde die Performance der Digitalwährung nur von Solana. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Solana war extrem tief gefallen.
Jahresperformance von Bitcoin im Vergleich zu den führenden Proof-of-Stake-Chains. Bildnachweis: TradingView
Insgesamt ist der gesamte Kryptomarkt seit Jahresbeginn um 55 %, (795 Mrd. USD auf 1,2 Bio. USD) gestiegen. Das Shapella-Upgrade für Ethereum könnte die Altcoin-Szene nach dem Ausbruch von Bitcoin über die 30.000-USD-Marke noch weiter nach oben treiben.
Doch ist die Liquiditätslage günstig für eine echte Krypto-Rallye, oder handelt es sich um ein Luftschloss, das schon bald wieder verschwinden wird?
Welchen Einfluss hat die Fed auf diesen Markt?
Als die gesamte Kapitalisierung am Kryptomarkt im November 2021 ihr Allzeithoch von 2,9 Billionen Dollar erreichte, war es leicht, das auf die Politik der Fed zu schieben. Die Zentralbank hat die Geldmenge M2 um 39 % erhöht, das alleine ist eine historische Anomalie. Darüber hinaus lagen die Zinsen zu diesem Zeitpunkt fast bei Null lagen, die Kombination löste dann die Aktien-/Krypto-Blase aus.
Seitdem hat die Fed den schnellsten Zinserhöhungszyklus der letzten 40 Jahre durchgeführt, um der Blase Einhalt zu gebieten und die Inflation zu zügeln. Der Markt rechnet jedoch auch mit einem Schwenk von QT auf QE - und das schon ab November. In der Zwischenzeit werden nur noch geringe oder gar keine Zinserhöhungen erwartet. Bis zum Ende des Jahres preist der Markt inzwischen sogar drei Zinssenkungen ein.
Bemerkenswert ist auch, dass das Konto des Schatzamtes, das Treasury General Account TGA, mit 140,6 Milliarden Dollar auf den niedrigsten Stand seit Ende 2021 gefallen ist. Das Finanzministerium füllt dieses laufende Konto durch die Ausgabe von Treasury-Papieren als Staatsschulden. Das bedeutet auch, dass eine weitere Schuldenobergrenze festgelegt werden muss.
Die Politik der Fed und des US-Finanzministeriums (Treasury) sind untrennbar miteinander verbunden, wie die Bilanz der TGA während des Höhepunkts der Geldspritzen durch die Fed zeigt. Bildnachweis: MacroMicro
Die überparteiliche Haushaltsbehörde Congressional Budget Office/CBO geht davon aus, dass die Schuldenobergrenze im 4. Quartal 2023 angehoben wird. Andernfalls wird die Regierung nicht in der Lage sein, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Das ist ein weiterer Grund, warum der Markt ein Ende des Zinserhöhungszyklus der Fed prognostiziert.
Denn wenn die Fed die Kreditaufnahme während des Zinserhöhungszyklus verteuert, erhöhen sie auch die Kosten des Finanzministeriums zur Finanzierung des TGA. Zinssenkungen würden die Ausgabe neuer Staatsanleihen zur Finanzierung des TGA-Saldos erleichtern.
Bullenmarkt oder Bullenfalle?
Die langfristigen makroökonomischen Bedingungen signalisieren einen positiven Trend für Bitcoin - aber ist die Erholung auch nachhaltig?
Wie bereits erwähnt, wurde die Bitcoin-Erholung hauptsächlich von amerikanischen Investoren angetrieben. Diese wiederum reagierten auf die US-Bankenkrise, die nun unter Kontrolle zu sein scheint. Der Markt sollte aber schon allein aus einem ganz einfachen Grund nicht mit einem anhaltenden Bullenmarkt wie in den vergangenen Jahren rechnen.
Die Liquidität von Bitcoin ist deutlich geringer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, was sich mit größeren Preisunterschieden zwischen den wichtigsten Börsen manifestiert.
Bildnachweis: Kaiko
Das war nach den Schließungen von Krypto-Banken wie Silvergate und Signature auch zu erwarten. Kurzfristig wird viel von der weiteren Inflationsentwicklung abhängig sein. Sollte die Kerninflation weiter anziehen, wird die Fed ihre Strategie „höher für länger“ noch bestärken müssen, was den Bitcoin wieder unter 30.000 USD fallen lassen sollte
Erst bei einem nachhaltigen Trendwechsel in der Kernrate ist mit einer Fortsetzung der Bitcoin-Rallye zu rechnen.
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