Von Kathy Lien, Geschäftsführerin für FX-Strategie, BK Asset Management
Dieser Artikel erschien in der englischen Ausgabe am 12.10.2017
Es war eine Woche voller Herausforderungen für den US-Dollar. Der Greenback verlor nach und nach an Wert gegenüber allen wichtigen Währungen. Über den Erwartungen liegende US-Daten schafften es am Donnerstag nicht, den Dollar zu stützen, damit sind die Einzelhandelsumsätze und Verbraucherpreisinflation am Freitag die letzte Hoffnung für eine Greenback-Rally. Die Erzeugerpreise stiegen stärker an als erwartete und die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung gingen zurück, es spricht also einiges für eine Dollar-Rally. Höhere Benzinpreise und ein höherer Preisdruck auf die Erzeuger könnte auch einen Anstieg des Verbraucherpreiswachstums im September bedeuten. Die Einzelhandelsumsätze könnten sich ebenfalls erholt haben, da höhere Benzinkosten und der steile Anstieg der Löhne Konsumausgaben fördern. Die Wirbelsturmsaison könnte zu einigen Datenverzerrungen führen (Benzinpreise etwa stiegen an), aber Löhne werden nicht von Naturkatastrophen beeinflusst und der aktuelle Anstieg könnte ausreichen, um die Konsumausgaben zu steigern. Das einzige Problem sind die äußerst optimistischen Prognosen von 1,7 Prozent Anstieg. Es wäre der höchste Anstieg der Einzelhandelsumsätze seit zweieinhalb Jahren. Der Anstieg ist natürlich größtenteils auf die höheren Benzinpreise zurückzuführen, daher sollen die Konsumausgaben ex. Auto nur um 0,4 Prozent steigen. Im Vormonat wurde ein Rückgang von -0,1 Prozent verzeichnet. Sollten die Einzelhandelsumsätze stark ausfallen, könnte USD/JPY gegen 113 streben. Bleiben die Umsätze ex. Auto und Benzin hinter den Erwartungen zurück, könnte USD/JPY unter 112 fallen.
Das aufregendste Ereignis am Mittwoch war, als GBP/USD in nur wenigen Minuten nach Börsenschluss in London um fast 100 Pips gestiegen ist. Hintergrund sind Berichte, denen zufolge die Europäische Union Großbritannien eine zweijährige Übergangsperiode gewähren will, was wiederum genau das ist, was Premierministerin Theresa May gefordert hat. Die Schlagzeile signalisiert, dass die EU verhandlungsbereit und zu Kompromissen bereit ist. Darüber hinaus bedeutet das auch einen weichen Brexit, was das beste Szenario für die britische Wirtschaft wäre. Das sind zwar gute Neuigkeiten für Großbritannien, doch es ist nicht klar, wie stark die kurzfristigen Auswirkungen auf die Währung ausfallen werden, da Brexit ein langwieriger Prozess ist. Allerdings spiegelte die aktuelle Preisbewegung von GBP/USD nicht die Erwartungen in Bezug auf eine Zinsanhebung wider. Das Augusthoch von 1,3269 wurde durchbrochen, somit liegt das nächste Widerstandsniveau für GBP/USD bei dem 20-Tage SMA von 1,3350.
Im Gegensatz zum Pfund verbrachte der Euro den Großteil des Tages in einer engen Handelsspanne. Die mit Spannung erwartete Rede des EZB-Präsidenten Draghi hatte keine große Wirkung auf die Währung. Draghi rühmte den Erfolg der Negativzinspolitik der Zentralbank und bestätigten die Prognose der Bank in Bezug auf QE und Zinssätze. Nur der Verweis auf die Löhne könnte den Euro vom Anstieg abgehalten haben. Zwar hätte die Zentralbank bei den Löhnen Fortschritte erzielt, diese seien jedoch nicht ausreichend. Es wird immer noch weitgehend davon ausgegangen, dass die Europäische Zentralbank am Ende des Monats ihre Wertpapierkäufe reduzieren wird, aber die Wahrscheinlichkeit einer dovishen Reduzierung steigt. Da wir von stärkeren US-Daten am Freitag ausgehen, scheint EUR/USD auf technischer und grundlegender Basis reif für einen Rückzug auf 1,1800, maximal 1,1770.
USD/CAD erreichte ein Hoch von 1,26 und erholte sich infolge schwächerer Daten, tieferer Ölpreise und eines Rückgangs der kanadischen Renditen. Angaben der Teranet/National Bank zufolge stiegen die Immobilienpreise im August langsamer an und sanken im September sogar in den negativen Bereich. Verkäufe bestehender Eigenheime und internationale Wertpapiergeschäfte werden im Laufe des Tages veröffentlicht, aber CAD wird sich an der Nachfrage nach US-Dollar orientieren. Der australische und der neuseeländische Dollar dagegen stiegen steil an, gefördert durch Eindeckung von Shortpositionen und anderen Faktoren. Insbesondere AUD/USD wird durch starke Daten und steigende Gold-, Eisenerz- und Kupferpreise nach oben getrieben. Erwartungen in Bezug auf Verbraucherpreisinflation stiegen an und auch Hypothekendarlehen und Kreditkarteneinkäufe zogen an. Der neuseeländische Dollar zog ungeachtet des gesunkenen Verbrauchervertrauens mit AUD gleich. Der Fokus liegt heute auf dem Gewerbe-PMI von Neuseeland und der chinesischen Handelsbilanz. Nach verhaltenen Ergebnissen im vergangenen Monat wird von einer starken Erholung der Handelsaktivität in China ausgegangen. Die Exporte und Importe des wichtigsten Handelspartners Australiens sollen wieder steigen.