Die Internationale Energieagentur (IEA) und die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) haben vor einem drohenden Überangebot bei Öl gewarnt. Die IEA teilte am Dienstag mit, die US-Ölproduktion werde wegen des hohen Preisniveaus im kommenden Jahr wieder steigen. Damit könnte laut IEA eine Atempause bei der Preisrally in Sicht sein. Derweil sagte der OPEC-Generalsekretär Mohammed Barkindo, die OPEC sehe schon ab nächsten Monat Anzeichen für einen Angebotsüberschuss. Zugleich kamen wegen steigender Corona-Fälle Nachfragesorgen auf. Und dies hat die Ölpreise jüngst etwas gedrückt.
Fundamentale Meldungen prallen auf charttechnische Marken
Interessant ist dabei, dass fundamentale Meldungen wieder einmal genau dann auftauchten, als die Kurse auf charttechnisch relevante Marken trafen. So ist der Ölpreis der Sorte Brent jüngst an einem wichtigen horizontalen Widerstand abgeprallt, der aus dem Hoch vom Oktober 2018 stammt (dicke rote Linie im folgenden Chart).
Und wenn man den Chart in einer logarithmischen Darstellung betrachtet, dann kommen auch noch die langfristigen Abwärtstrendlinien in Spiel – faszinierend!
Auch die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) hat kürzlich an einem markanten Niveau ein Hoch markiert. Dazu erinnere ich zunächst an meine letzte WTI-Analyse vom 14. Oktober:
(erstellt mit: tradesignalonline.com)
Damals hatte ich die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass sich der Aufwärtstrend in der Welle 5 und somit seiner finalen Welle befindet und diese vielleicht sogar noch bis auf rund 90 Dollar läuft, wo die Preise dann an das Hoch von 2018 gelangen.
5-gliedriger Aufwärtstrend beendet?
Tatsächlich wurde das Trendhoch vom Oktober 2018 nicht exakt erreicht, aber stattdessen hat das vorherige Zwischenhoch und somit die untere Linie des Widerstandsbereichs (rot) die aktuelle Aufwärtsbewegung beendet.
(erstellt mit: tradesignalonline.com)
Und seitdem hat der Preis von oben auf den Widerstandsbereich aus den Hochs aus den Jahren 2019 und 2020 aufgesetzt. Wird dieses Niveau unterschritten, liegt ein Fehlausbruch vor. Und dieser könnte eine starke Gegenbewegung entgegen der Ausbruchsrichtung nach sich ziehen, also nach unten. Mit dieser könnte der Ölpreis dann ganz im Sinne der Elliott-Wellen-Analyse in eine große ABC-Korrektur gehen, mit der dann wieder mein Zielbereich von ca. 60 bis 65 USD erreicht wird.
Im Dezember soll das Öl-Angebot weiter steigen
Dazu passt, dass die OPEC+, zu der neben den Mitgliedern der OPEC weitere Förderländer wie Russland gehören, erst vor etwa einer Woche beschlossen haben, die Produktion wie geplant im Dezember erneut um 400.000 Barrel pro Tag zu erhöhen. Dies könnte angesichts der Nachfragesorgen und der Erwartung eines Angebotsüberschusses die Ölpreise weiter belasten und so in meinen längerfristigen Zielbereich zurückführen.
Die Aktienmärkte und Notenbanken dürfte dies sicherlich freuen, würden damit doch die Inflationssorgen sinken. Allerdings könnten sinkende Ölpreise auch die Nachfrageschwäche widerspiegeln, was Konjunktursorgen begründen würde – und damit eine Korrektur an den Aktienmärkten. Aber das bleibt zunächst abzuwarten. Jedenfalls gibt es bei den Ölpreisen aktuell gute Gründe für ein Ende der Aufwärtstrends und eine Gegenbewegung.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus