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Mai-Rallye endet: Was jetzt für Rohstoffe kommt

Veröffentlicht am 14.06.2024, 07:23
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Die Ölpreise geben nach, ebenso Kupfer, nachdem das Industriemetall im Mai Rekordpreise erreicht hatte. Die Preise für Erdgas werden jedoch weiterhin von Sorgen um die Angebotssituation gestützt.

Ölmarkt für den Rest des Jahres 2024 im Defizit

Die Ölpreise bewegten sich im Mai weitgehend innerhalb einer Bandbreite, gerieten aber in den letzten Tagen unter Druck. Es mehren sich die Anzeichen für eine Schwäche des physischen Ölmarktes, die einen deutlichen Anstieg der Ölpreise ausgebremst hat. Die schwachen Margen der Raffineriebetreiber führen zu einer geringeren Auslastung der Raffinerien, während die schwachen Time Spreads für Rohöl wenig Anlass zur Sorge über die kurzfristige Verfügbarkeit geben.

Der Ölpreisverfall wird die OPEC+ beschäftigen, und so überrascht es nicht, dass die Gruppe bei ihrem Treffen am 2. Juni beschlossen hat, ihre zusätzlichen freiwilligen Förderkürzungen um 2,2 Millionen Barrel pro Tag bis Ende September 2024 zu verlängern. Die Mitglieder werden dann von Oktober bis September 2025 mit der schrittweisen Rücknahme dieser Kürzungen beginnen. In der Zwischenzeit wurden die Kürzungen von rund 2 Mio. b/d, die Ende 2024 auslaufen sollten, bis Ende des folgenden Jahres verlängert. Die freiwilligen Kürzungen um 1,66 Mio. Barrel pro Tag, die seit Mai 2023 gelten, werden ebenfalls bis Ende 2025 verlängert.

Die Maßnahmen der OPEC+ dürften dafür sorgen, dass der Markt für den Rest des Jahres unterversorgt bleibt, was die Ölpreise während der Nachfragespitzen in den Sommermonaten stützen dürfte.

Wir gehen jedoch davon aus, dass die Ölpreise nach einem Höchststand im dritten Quartal dieses Jahres bis 2025 wieder sinken und der Markt zu einem leichten Überschuss zurückkehren wird, wenn die OPEC+ das Angebot allmählich wieder erhöht. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass sich die OPEC+ gegen eine Rücknahme der Kürzungen entscheidet, wenn die Marktbedingungen keine zusätzliche Förderung zulassen. Längerfristig könnte jedoch das Ausmaß der Kürzungen zum Problem werden. Die Mitglieder dürften frustriert sein, weil sie eine erhebliche Menge Öl vom Markt fernhalten und so den Nicht-OPEC+-Produzenten Marktanteile überlassen.

Versorgungsängste treiben europäische Erdgaspreise in die Höhe

Die europäischen Erdgaspreise sind im letzten Monat deutlich gestiegen. Die niederländischen TTF Natural Gas Futures sind im Mai um fast 18 % gestiegen und haben die Preise auf über 34 EUR/MWh getrieben. Der Markt kam gleich durch mehreren Bedenken in puncto Angebot unter Druck.

Zum einen reduzieren laufende Wartungsarbeiten in Norwegen während des Sommers die norwegischen Lieferströme nach Europa. Im Mai lag der durchschnittliche Tagesdurchsatz um 8 % unter dem des Vormonats. Kürzlich führte ein ungeplanter Ausfall in Norwegen aufgrund eines Risses in einer Pipeline zu einem noch geringeren Pipeline-Durchsatz, was natürlich die Versorgungssorgen verstärkte und die Volatilität erhöhte.

Zweitens war die Nachfrage nach LNG in Asien in diesem Jahr bisher stärker. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres stiegen die LNG-Importe im Vergleich zum Vorjahr um 11 %. Die stärkere Nachfrage ist auf das wärmere Wetter in weiten Teilen Asiens zurückzuführen. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass preissensiblere Käufer aus der Region auf den LNG-Markt zurückkehren, nicht zuletzt weil die Spotpreise gegenüber den hohen Niveaus der Jahre 2022 und 2023 gesunken sind.

Es bestehen auch weiterhin Bedenken hinsichtlich der verbleibenden russischen Pipeline-Ströme in die EU, insbesondere nach Österreich. So hat der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV (ETR:OMVV) bekannt gegeben, dass die Lieferungen von Gazprom (MCX:GAZP) nach Österreich gefährdet sind. Der Grund? Ein Gerichtsbeschluss, der die Zahlungen an Gazprom für Gaslieferungen blockieren könnte. Sollte diese Entscheidung durchgesetzt werden, würde Gazprom die Lieferungen wahrscheinlich einstellen. Die OMV hat einen langfristigen Vertrag über die Lieferung von rund 6 Mrd. m3 pro Jahr an Gazprom. Österreich und Europa als Ganzes sollten aber im Falle einer Lieferunterbrechung gut über die Runden kommen. Zudem werden ab Ende 2024 umfangreiche neue LNG-Lieferkapazitäten, vor allem aus den USA, in Betrieb gehen.

Auch die russischen Pipeline-Lieferungen über die Ukraine in die EU könnten Ende dieses Jahres zum Erliegen kommen; die Ukraine hat deutlich gemacht, dass sie ein Transitabkommen mit Gazprom nicht verlängern will. Dies würde einen Verlust von rund 15 Mrd. m3 Gas bedeuten, was etwa 5 % der gesamten EU-Importe entspricht. Selbst wenn Gazprom in der Lage wäre, einige marginale Ströme über TurkStream umzuleiten, müsste sich Europa nach alternativen Lieferquellen umsehen. Dieser potenzielle Angebotsverlust ist kein Risiko für den Markt mehr, sondern wird wahrscheinlich weitgehend erwartet.

Trotz vieler Bedenken werden die Speicher in Europa voraussichtlich vor der Heizperiode 2024/25 zu 100 % gefüllt sein. Bereits jetzt sind die Speicher zu mehr als 71 % gefüllt, was deutlich über dem Fünfjahresdurchschnitt von 59 % und auch leicht über dem Vorjahresniveau von 70 % liegt. Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass sich die europäischen Gaspreise im 3. Quartal dieses Jahres abschwächen werden.

Kupfer erreicht Rekordniveau

Die Metalle hatten einen guten Mai. Die Kupferpreise stiegen im letzten Monat um mehr als 10 % und erreichten ein neues Rekordhoch von über 11.000 USD/Tonne. Seither mussten die Preise jedoch einen Großteil dieser Gewinne wieder abgeben. Getrieben wurde die Entwicklung des Kupferpreises von Spekulanten, die aufgrund von Befürchtungen über ein mangelndes Minenangebot bei gleichzeitig stark steigender Nachfrage im Zuge der Energiewende den Preis nach oben trieben. Darüber hinaus trugen mehrere im letzten Monat angekündigte Unterstützungsmaßnahmen für den chinesischen Immobiliensektor zur optimistischen Stimmung bei.

Während die längerfristigen Aussichten für Kupfer positiv bleiben, geben die kurzfristigen Fundamentaldaten insbesondere in China weiterhin Anlass zur Sorge. Die Kupferbestände in den Lagerhäusern der Shanghai Futures Exchange (SHFE) sind auf saisonale Höchststände gestiegen. Die chinesischen Importprämien für raffiniertes Kupfer sind negativ, während die inländische Produktion von raffiniertem Kupfer im Jahresvergleich weiter steigt, obwohl die Schmelzprämien für die Hütten deutlich sinken.

Auch die Kupferbestände an der LME sind seit Mitte Mai um mehr als 15 % gestiegen, während sich der Cash-3-Monats-Spread in einem tiefen Contango befindet (der Preis für zukünftige Lieferungen liegt über dem aktuellen Spotpreis) und nicht weit von den jüngsten Rekordtiefs entfernt ist - was darauf hindeutet, dass das Angebot an raffiniertem Kupfer in nächster Zeit wenig Sorgen bereitet.

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