EUR/USD eröffnet bei 1,1339 (05:35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0964 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 143,22. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,41. EUR-CHF oszilliert bei 0,9282.
Märkte: Aktien verlieren und der USD bricht ein
An den Finanzmärkten war die Halbwertzeit des historischen Anstiegs der Aktienmärkte am Vortag nur von kurzer Dauer. Sowohl die Märkte in den USA als auch Europa korrigierten große Teile. Auch die Entspannung am US-Rentenmarkt wurde weitgehend neutralisiert. Der USD kam am Devisenmarkt (EUR mit Höchstkurs seit März 2022), aber auch gegenüber Gold (neues historisches Hoch), der Währung ohne Fehl und Tadel, unter starken Verkaufsdruck. Silber profitierte unterproportional, während der Bitcoin als nicht korrelierte Anlageklasse Boden verlor.
Die Verwerfungen an den US-Bondmärkten belasten den Finanzmarkt. Die Disruption, die von den USA ausgeht, unterminiert den USD-Leitwährungsstatus. Der USD-Status als "Sicherer Hafen" und US-Politik bar rechtlicher Grundlagen nach Gutsherrenart bieten aus aktueller Marktsicht einen Widerspruch, der sich in Abverkäufen an US-Bondmärkten und am Devisenmarkt Bahn bricht. Das Votum des Marktes ist eindeutig: Gold ist ein „Sicherer Hafen“.
Das Datenpotpourri spielt eine untergeordnete Rolle, da die Daten zumeist vergangenheitsbezogen sind und die Gegenwart als auch Zukunft mit der Vergangenheit wenig gemein hat oder haben wird. Ansonsten wären die unerwartet milden Verbraucherpreisdaten aus den USA förmlich abgefeiert worden (US-CPI 2,4%). Russlands Devisenreserven markierten einen neuen Rekord.
Aktienmärkte: Late Dax -3,35%, EuroStoxx 50 -2,93%, S&P 500 -3,46%, Dow Jones -2,50%, NASDAQ 100 -4,19%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:50 Uhr: Nikkei (Japan) -3,84%, CSI 300 (China) -0,10%, Hangseng (Hongkong) +0,19%, Sensex (Indien) +1,57% und Kospi (Südkorea) -0,93%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,58% (Vortag 2,58%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,45% (Vortag 4,28%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0356) legte markant gegenüber dem USD im Tagesvergleich zu und markierte Höchststände seit März 2022. Gold (+92,00 USD) stieg gegenüber dem USD deutlich (neuer Rekord bei 3.220 USD), während Silber (+0,20 USD) nur ein leichtes Plus verzeichnete. Der Bitcoin notiert bei 80.730 USD (05:55 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 1.130 USD.
Deutschland: Wie gewohnt dampfen Institute BIP-Prognose ein
Die führenden Wirtschaftsinstitute konstatieren Mini-Wachstum, mehr Arbeitslose und weniger Beschäftigte in ihrer Prognose: Die künftige Bundesregierung kann 2025 auch wegen des Zollstreits mit den USA nicht mit Rückenwind von der Konjunktur rechnen. Die führenden Forschungsinstitute erwarten für 2025 nur noch ein Plus beim BIP in Höhe von 0,1%, nachdem sie im September 2024 0,8% prognostizierten (2023 -0,3%, 2024 -0,2%). Für 2026 bestätigten die Institute ihre Wachstumsprognose von 1,3%. Die Institute rechnen mit staatlichen Mehrausgaben von rund 24 Mrd. EUR, die das BBIP um etwa 0,5% forcieren sollen.
Kommentar: Wir freuen uns, dass sich die Institute der Realität stellen. Seit Jahren haben wir eine identische Vorgehensweise. Die Institute beginnen mit positiven Prognosen jeweils für das kommende Jahr, um sie dann im Verlauf einzudampfen.
Persönlich bin ich sehr enttäuscht, dass das Thema der historischen Strukturkrise dieses Landes bei weitem zu wenig beleuchtet wird. Echte Eilten hätten durch bestechend realitätsnahe Analysen und potentielle Szenarien Druck auf die Politik auszuüben. Die "politische Korrektheit", die einem vielleicht den eigenen Job rettet, aber dafür sehr viel mehr in der Gesamtheit opfert, ist ein Krankheitssymptom, das fortgesetzte Fehlsteuerung dieses Landes erst möglich machte und weiter macht.
EU: Deeskalation im Zollkonflikt mit den USA
Nach der US-Wende im Zollkonflikt zeichnet sich eine weitere Entspannung ab. Die EU-Kommissionspräsidentin kündigte an, die für den 15. April geplanten ersten Gegenmaßnahmen auf US-Sonderzölle für 90 Tage auszusetzen. Das soll Zeit für Verhandlungen geben. Der Zollstreit der USA mit China schaukelte sich weiter hoch. Anders als zuletzt reagierte die Regierung in Peking aber nicht umgehend mit Gegenmaßnahmen, sondern beließ es bei verbalen Reaktionen.
Kommentar: Der Weg ist richtig. Was die EU in der Ukrainekrise nicht kann, kann sie offenbar im Zollkonflikt mit den USA, nämlich die "Kunst der Diplomatie" in Anwendung bringen.
Mittelstandunion: Koalitionsvertrag kann "Wachstumszünder" werden Die Mittelstandsunion ist zufrieden mit dem Einigungspapier von Union und SPD. Dieser Koalitionsvertrag biete Steuererleichterungen für Unternehmen, Turbo-Abschreibungen für Investitionen, Reduzierung von Energiepreisen und massiven Bürokratierückbau, so die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), Connemann. Damit würden wesentliche Kostenfaktoren für unsere Betriebe angegangen. Daraus könne ein echter Wachstumszünder werden.
Kommentar: Die Zufriedenheit der Mittelstandsunion (CDU) erinnert an Selbstzufriedenheit. Die Steuererleichterungen sollen später kommen, zu spät. Sie stehen zudem unter Finanzierungsvorbehalt. Da wirkt nach dem Merz-Wortbruch erstmal wenig. Die Turbo-Abschreibungen werden wirken, aber aus obigem Grund unterproportional. Die Energiepreisreduktionen gehen in die richtige Richtung, sind aber nicht ausreichend. Das Thema der nachhaltigen Versorgungssicherheit ist nicht adressiert, aber elementar für Investitionen! Ja, es wird sich etwas bewegen, aber es ist voraussichtlich sehr überschaubar.
Die Betriebe wollten keine staatliche Finanzhilfen, sondern wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen bei Steuern, Energie, Bürokratie. Entscheidend sei, dass die Regierung sofort ins Handeln und in die Umsetzung komme. Dann werde die Wirtschaft schnell spüren, dass es sich wieder lohne, am Standort Deutschland zu investieren und zu produzieren.
Kommentar: Ersteres ist richtig. Letzteres ist zu hoffen! Wir brauchen echte Reformen!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Produktionsdaten diverser Länder nicht überzeugend
Die Industrieproduktion Italiens verzeichnete per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,9% (Prognose -1,0%) nach zuvor +2,5% (revidiert von +3,2%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Minus in Höhe von 2,7% (Prognose -1,9%) nach zuvor -0,8% ein (revidiert von -0,6%).
Finnland: Die Industrieproduktion sank per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 2,4% nach zuvor -0,8% (revidiert von +0,5%).
Österreich: Die Industrieproduktion legte per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 1,8% nach zuvor 2,0% (revidiert von 0,5%) zu.
Portugal: Die Verbraucherpreise nahmen per Berichtsmonat März im Jahresvergleich um 1,9% (vorläufiger Wert 1,9%) zu.
Irland: Die Verbraucherpreise stiegen per Berichtsmonat März im Jahresvergleich um 2,0% (Vormonat 1,8%).
USA: Verbraucherpreise deutlich entspannt
Die Verbraucherpreise nahmen per Berichtsmonat März im Monatsvergleich um 0,1% ab (Prognose +0,1%, Vormonat 0,2%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,4% (Prognose 2,6%) nach zuvor 2,8%. Es ist der geringste Anstieg seit 09/2024. Die Kernrate der Verbraucherpreise legte per Berichtsmonat März im Monatsvergleich um 0,1% zu (Prognose 0,3%, Vormonat 0,2%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Plus in Höhe von 2,8% (Prognose 3,0%) nach zuvor 3,1%. Es ist der geringste Anstieg seit 03/2021. Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 5. April 2025 auf 223.000 (Prognose 223.000) nach zuvor 219.000.
Russland: Devisenreserven markieren neues Allzeithoch
Die Devisenreserven lagen per Stichtag 4. April 2025 bei 658,0 Mrd. USD nach zuvor 645,6 Mrd. USD. Damit erreichten die Devisenreserven ein neues Allzeithoch. LSEG/IPSOS Consumer Sentiment Indices: China sticht positiv hervor.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0980 – 1.1010 negiert das Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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