Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0747 (05:17 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0724 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 159,64. EUR-CHF oszilliert bei 0,9351.
Märkte: Chinas Aktienmarkt stark!
Die internationalen Finanzmärkte zeigen sich uneinheitlich. In den USA nahmen in den letzten 24 Handelsstunden Zweifel an der bisher unterstellten Zinssenkungspolitik zu. Die Einkaufsmanagerindices, allen voran der ISM-Dienstleistungsindex (siehe Datenpotpourri) fielen aus Sicht der Marktteilnehmer "zu gut" aus. Auch moderate Töne von diversen Vertretern der Federal Reserve wirkten dämpfend.
Die finalen Fassungen der Einkaufsmanagerindices per Januar unterstreichen mehrere Grundtendenzen. Sowohl die USA als auch das UK nehmen offensichtlich neben Japan (Import russischer Energie, Atomenergie, „It is the energy, stupid“) an dem leicht beschleunigten Tempo der Weltwirtschaft (Anpassung der BIP-Prognose durch IWF) teil. Das gilt innerhalb der Eurozone auch für Italien und Spanien als auch Griechenland. Es gilt definitiv nicht für Deutschland, aber auch laut PMIs nicht für Frankreich, die ökonomischen Schwergewichte der Eurozone.
Exkurs China: Die Indices der Aktienmärkte Chinas fielen zuletzt auf Niveaus des Jahres 2019, während westliche Märkte reüssierten. Der hybride Konflikt mit den USA spielte dabei eine bedeutende Rolle. In den letzten Tagen zeigt sich Gegenwehr seitens Pekings (Stützungsmaßnahmen). Heute zeigt sich Chinas Aktienmarkt gegen den Trend westlicher Märkte stark. Zum aktuellen Zeitpunkt legt der CSI 300 Stand 06:58 Uhr um 3,13% oder 100,29 Punkte zu.
Ob damit die Basis einer Trendwende gewährleistet ist, wird sich zeigen. Hinsichtlich der Bewertung stimmt die Basis.
Der Late DAX sank um 0,08%, der EuroStoxx 50 stieg um 0,04%. Der S&P 500 verlor 0,35%, der Dow Jones 0,81% und der Citi US Tech 100 0,04%. Der Nikkei (Japan) gab Stand 07:04 Uhr um 0,38% ab. Der Sensex (Indien) legte um 0,54% zu und der Kospi (Südkorea) sank um 0,71%.
An den Rentenmärkten setzte sich die Zinsversteifung fort. 10-jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,31% (Vortag 2,23% ), während 10-jährige US Staatsanleihen 4,13% (Vortag 4,07% ) abwerfen.
Der USD profitierte sowohl gegenüber dem EUR als auch Gold und Silber in moderater Form.
Deutschland: Ifo Institut konstatiert, dass Auftragsmangel kritisch wird
Der Auftragsmangel in der Industrie wird laut IFO-Umfrage zu einer immer stärkeren Belastung für die deutsche Konjunktur. Im Januar berichteten 36,9% der Industriefirmen von fehlenden Aufträgen (Vorjahr 20,9%). Auch bei den Dienstleistern klagt fast jedes dritte Unternehmen über ein schwaches Neugeschäft.
Kommentar: Negative Wirtschaftsdynamiken haben etwas mit dem Dominospiel gemein. Am Anfang fällt ein Stein, dann geht es zügig weiter mit der Fallsucht. Wer diese fortgesetzte Fallsucht stoppen will, muss von außen eingreifen. Das nennt man im Kontext mit Ökonomie Intervention und in der weiteren Folge, um den Verlauf nachhaltig zu ändern, Strukturreform (Aristoteles). Genau das ist in Deutschland bitter notwendig.
Bisher scheint Bereitschaft zu Interventionen aufzukommen, aber nicht ein Überdenken und in der Folge eine Neuausrichtung der Strukturpolitik (z.B. Pragmatismus in Transition anstelle von Ideologie, Güterabwägung im Kontext Heizungsgesetz, erst das Netz und Kapazitäten, dann die Transformation). Folgt der Intervention keine strukturelle Neuausrichtung, wirkt die Intervention nur kurzfristig und verpufft ultimativ (Kosten der Intervention verringern zukünftigen diskretionären Spielraum). Vorsicht, hier kam die Kunst der Abstraktion zum Zuge!
Innerhalb der Industrie monieren vor allem die energieintensiven Branchen ausbleibende Bestellungen. Im Papiergewerbe liegt der Anteil bei 53,9% und in der Metallerzeugung und Metallverarbeitung bei 53,3%. In der chemischen Industrie sind es 40,6%.
Bei den Dienstleistern sind es Personalagenturen (54,6%), die wegen der schwierigeren Wirtschaftslage weniger Aufträge erhalten. In der Gastronomie klagen 38,6% über fehlende Gäste. Selbst bei den IT-Dienstleistern gebe es laut IFO-Institut Luft nach oben. Dort berichtete circa ein Drittel der Unternehmen, dass sie zusätzliche Aufträge abarbeiten könnten.
Kommentar: Es wird täglich kritischer: Jeder Tag, der ohne Neuausrichtung vergeht, kostet das Land, die Unternehmen und Bürger Substanz. So etwas zerrüttet die Grundfesten des Landes.
Deutschland: OECD halbiert Wachstumsprognose
Deutschlands Wirtschaft hinkt nach Prognose der OECD auch im Jahr 2024 beim Wachstum international hinterher.
Kommentar: Die OECD folgt damit dem "Chor" der Experten und Institutionen, die diese Entwicklung ebenso unterstellen.
Die OECD halbierte ihre Prognose für den Anstieg des BIP per 2024 von bisher 0,6% auf 0,3%. Kommentar: Damit liegt die OECD im Mittelfeld der angepassten Prognosen. Sollte die Bundesregierung an dem Pfad der Politik der letzten mehr als zwei Jahre festhalten, nimmt die Wahrscheinlichkeit weiterer negativer Prognoseanpassungen dynamisch zu.
Den Euroländern Frankreich (0,6%), Italien (0,7%) und Spanien (1,5%) wird ein höheres Wachstum zugetraut.
Kommentar: In der Tat, diese Länder haben Reformen gemacht, als in der "Merkel-Zeit" in Deutschland bezüglich Ertüchtigung der Standortbedingungen kontraproduktiv agiert wurde. Zudem haben sie Geschäftsmodelle, die stärker binnenwirtschaftlich und weniger energieintensiv geprägt sind. Sie haben sich auch nicht im selben Maß wie Deutschland einer riskanten energetischen Strukturpolitik verschrieben (zum Beispiel Energiewende ohne Netz).
Vor allen die USA (2,6%), aber selbst Großbritannien (0,7%) wachsen stärker Nur Argentinien soll schlechter abschneiden (-2,3%). Für 2025 senkte die OECD ihre Prognose für Deutschland von 1,2% auf 1,1% (Durchschnitt Eurozone 1,3%).
Kommentar: Deutschland hat ein strukturelles Ökonomieproblem, das nur strukturell durch Neuausrichtungen geheilt werden kann. Ist diese Regierung bereit, sich der Realität zu stellen?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Kontinentaleuropa verliert bei Einkaufsmanagerindices (PMIs) Anschluss!
Deutschland: Die Handelsbilanz wies per Dezember einen Überschuss in Höhe von 22,2 Mrd. EUR (Prognose 18,8 Mrd. EUR, Vormonat 20,7 Mrd. EUR) aus. Exporte sanken im Monatsvergleich um 4,6% (Prognose -2,0%) nach zuvor +3,5% (revidiert von 3,7%), während Importe um 6,7 fielen (Prognose -1,5%, Vormonat +1,5%, revidiert von +1,9%).
Der Sentix-Index stellte sich per Februar auf -12,9 Punkte (Prognose -15,0, Vormonat -15,8). Die Erzeugerpreise der Eurozone sanken per Dezember im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose -0,8%) und im Jahresvergleich um 10,6% (Prognose -10,5%; Vormonat -8,8%).
Dank Deutschland und Frankreich verliert Kontinentaleuropa bei den Einkaufsmanagerindices Anschluss an den Rest der Welt. Wann erkennen Berlin und Paris strukturelle Handlungszwänge von Wirtschafts-, Finanz- bis hin zu Außenpolitik?
UK: Noch stärkere Einkaufsmanagerindices (Unterschied zu Deutschland!)
USA: Divergierende Signale – S&P PMI schwächer/ISM Pendant stärker
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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