Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1075 (05:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten24 Handelsstunden bei 1,1056 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,76. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,33. EUR-CHF oszilliert bei 0,9386.
Märkte: Dax markiert Allzeithoch
An den Finanzmärkten dominiert weiter grundsätzlich Risikobereitschaft. Zinssenkungserwartungen wegen stärkeren Inflationsrückgängen spielen derzeit eine wesentliche Katalysatorfunktion.
So fielen gestern im Zuge dieser Entwicklung die bisherigen DAX-Rekorde. Mit 18.973,57 Punkten (Late DAX) oder 18.936,04 Punkten im Xetra-DAX sind neue „Intratagesrekorde“ markiert. Ein zweiter Aspekt ist auffällig. Diese Rekorde werden derzeit zügig wieder abverkauft. Dieses Tatsache signalisiert, dass das Thema „Euphorie“ an den Märkten nicht grassiert. Unter Qualitätsgesichtspunkten (Nachhaltigkeit der Bewegung) ist das eine positive Nachricht.
Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte viele unterstützende Akzente. In der Eurozone stieg der Economic-Sentiment Indikator. Die Inflation fällt im Berichtsmonat in der Eurozone (Deutschland, Spanien, Belgien) deutlich milder als erwartet aus. Das IFO-Inflationsbarometer sank und deutsche Reallöhne legten deutlich zu. In den USA fiel das BIP etwas höher als erwartet aus und Unternehmensgewinne legten im 2. Quartal in den USA gegenüber dem Vorquartal zu.
Wermutstropfen gab es auch, einerseits schwache Kfz-Zulassungen in Europa als auch der US-Index anhängiger Hausverkäufe, der ein Allzeittief markierte. Diese Veröffentlichungen hatten keine nachhaltige Marktwirkung.
Aktienmärkte: Late Dax +0,36%, EuroStoxx 50 +0,64%, S&P 500 0,00%, Dow Jones +0,59%, und US Tech 100 -0,13%.
Aktienmärkte in Fernost Stand 07:30 Uhr: Nikkei (Japan) +0,28%, CSI 300 (China) +2,00%, Hangseng (Hongkong) +1,95%, Sensex (Indien) +0,31% und Kospi (Südkorea) +0,66%. Rentenmärkte: Die 10-järhige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,28% (Vortag 2,25%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 3,87% (Vortag 3,84%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR hat gegenüber dem USD leicht an Boden verloren. Im Zuge der erhöhten USD-Nachfrage verloren Gold und Silber marginal gegenüber dem USD, aber halten grundsätzlich die erhöhten Niveaus
Deutschland: Ifo - Weniger Unternehmen wollen ihre Preise erhöhen
Weniger Unternehmen wollen laut IFO-Barometer in den kommenden Monaten Preise erhöhen. Das Barometer für deren Preiserwartungen fiel im August auf 16,3 Punkte, nach 17,6 Zählern im Juli.
O-Ton des IFO-Instituts: „Insgesamt dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten unter der 2%-Marke bleiben, die die EZB anstrebt. Vor allem Energie ist für die Verbraucher deutlich günstiger als noch vor einem Jahr."
Die Preispläne der Unternehmen fallen je nach Branche unterschiedlich aus: Vor allem die Industrie und die unternehmensnahen Dienstleister wollen weniger an der Preisschraube drehen. Dagegen wollen in den konsumnahen Branchen und auf dem Bau etwas mehr Firmen als im Vormonat ihre Kunden stärker zur Kasse bitten.
Kommentar: Dieses Barometer passt in die aktuelle Datenlandschaft, die derzeit von sinkender Preisinflation geprägt ist. Gestern wurde mit 1,9% der geringste Anstieg der Verbraucherpreise Deutschlands seit Frühjahr 2021 verzeichnet. Im Hinblick auf Zweitrundeneffekte nähern wir uns dem Optimum bei der Reduktion des Preisanstiegs. Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Tore für eine EZB-Zinssenkung im September sperrangelweit offen sind. Auch bei einer Zinssenkung bleibt die EZB-Politik restriktiv (weiter hoher positiver Realzins)
Deutschland: Reallöhne steigen das 5. Quartal in Folge
Die Kaufkraft der deutschen Beschäftigten ist im Frühjahr laut Statistischem Bundesamt das 5. Quartal in Folge gestiegen. Die Reallöhne wuchsen von April bis Juni um 3,1% (Lohnanstieg 5,3%, Verbraucherpreise 2,3%) zum Vorjahreszeitraum. Im 1. Quartal hatte es mit 3,8% das stärkste Reallohnwachstum seit Beginn der Zeitreihe 2008 gegeben. Von Ende 2021 bis Anfang 2023 mussten die Beschäftigten Reallohnverluste hinnehmen.
Maßgeblich zur steigenden Kaufkraft beigetragen hat im 2. Quartal die Inflationsausgleichsprämie. Die steuer- und abgabenfreie Prämie kann bis zu 3000 EUR betragen. Diese freiwillige Leistung der Arbeitgeber kann noch bis Ende 2024 ausgezahlt werden. Auch die in Tarifverträgen beschlossenen Lohnsteigerungen und Einmalzahlungen stützten die Reallöhne.
Kommentar: Unter konjunkturellen Gesichtspunkten (Potential für Nachfrage) ist diese Entwicklung positiv. Ob dieses Potential jedoch genutzt wird, ist offen. Dafür braucht es Vertrauen in Politik für das Land. Bisher zeigen die Konsumenten die kalte Schulter, weil die Rahmendaten des Standorts verfallen. Das bedingt begründete Sorgen und vereinzelt Ängste. Hohe Reallohnsteigerungen haben aber auch Schattenseiten. Unternehmen wollen diese Kosten weiterleiten, um ihre Profitabilität nicht zu gefährden. An dieser Stelle kommen wir auf die endogenen Preistreiber der Inflation von morgen. Auch aus diesem Grund bewegen wir uns mit hoher Wahrscheinlichkeit am unteren Ende (1,9%) der Inflationsentwicklung.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Economic Sentiment besser als erwartet – CPIs schwächer!
Der Economic Sentiment Index der Eurozone stellte sich per August auf 96,6 Punkte (Prognose 95,8) nach zuvor 96,0 Zählern (revidiert von 95,8).
USA: Mehr Licht als Schatten
Das BIP legte per 2. Quartal 2024 in der annualisierten Fassung gemäß 2. Schätzung um 3,0% (Prognose 2,8%, vorläufiger Wert 2,8%) zu. Der PCE-Deflator stellte sich laut vorläufiger Berechnung auf 2,8% (Prognose 2,9%) nach vorläufig 2,9%.
Die Unternehmensgewinne verzeichneten gemäß vorläufigen Berechnungen per 2. Quartal 2024 einen Anstieg um 1,7% im Quartalsvergleich nach zuvor -2,7%. Die Arbeitslosenerstanträge lagen per 24. August 2024 bei 231.000 (Prognose 232.000) nach zuvor 233.000 (revidiert von 232.000).
Der Index anhängiger Hausverkäufe sank per Juli von zuvor 74,3 auf 70,2 Punkte und markierte den tiefsten Indexstand in der bis zum Jahr 2000 zurückreichenden Historie!
Russland: Devisenreserven auf höchstem Stand seit März 2022
Die Devisenreserven stellten sich per 23. August 2024 auf 614,5 Mrd. USD nach zuvor 609,9 Mrd. USD.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.0880 – 1,0910 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe