(DailyFX.de) – In der letzten Wochenanalyse implizierte die Überschrift schon, dass durch die EZB und die NFPs Volatilität zu erwarten war. So sollte es dann auch sein, der Volatilitätsindex auf den Euro-Future an der CBOE zog auf die höchsten Stände seit Juni. Nun wo sich der Rauch allerdings ein wenig verzogen hat, bleibt für mich eine entscheidene Frage an die EZB: war es das wert?
Auch wenn diese Frage zu Beginn einer Analyse seltsam anmutet, lässt sich doch relativ deutlich meine Erwartungshaltung im Bezug auf die weitere Euro-Perofrmance in den kommendne Wochen bzw. Monaten ableiten. Ich persönlich sehe in der Leitzinssenkung der EZB am Donnerstag rein fundamental einen unnötigen Schritt, eher Aktionismus.
Die ergänzend verabschiedeten ABS-Aufkaufprogramme waren einerseits unumgänglich und nur eine Frage der Zeit. Zeigen aber eines ganz klar (was langfristig klar Euro bearish ist): dass die EZBdie Situation in der Euro-Zone und im Bezug auf den Euro so schlecht sieht, dass sie sichgezwungen sieht neue geldpolitische Programme auf den Weg zu bringen, bevor alte überhaupt angelaufen sind.
Ausgehend hiervon darf man davon ausgehen, dass der regelrechte Sell Off am Donnerstag in Richtung der 1,29er Region weniger fudnamental getrieben war, als eher ein Misstrauensvotum der Marktteilnehmer gegenüber der EZB.
Wie auch darauf komme: die gestern verabschiedeten Maßnahmen sind in meinen Augen in großem Umfang bereits eingepreist gewesen, wie schon vergangenen Freitag in meiner Wochenanalyse mit folgender Grafik eingefangen:
Somit lautet die langfristige Devise im EUR/USD unweigerlich weiter "Sell the bounce", eine Attacke auf das 2013er Jahrestief um 1,2750 dürfte nur eine Frage der Zeit darstellen, mittlerweile stellt sogar ein Test der 1,20er Region, dem Bereich um das 2012er Jahrestief zum Ende des Jahres 2014 eine realistische Option dar.
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Kurzzeitig sind allerdings Gegenbewegungen aufgrund eines recht stark einseitigen Short-Sentiments im Euro und eines relativ einseitig bullishen USD-Sentiments einzukalkulieren, welche sich eher früher als später auflösen dürften. Nachwehen dürften in diesem Zusammenhang besonders die NFPs von Freitag nach sich ziehen, da der Wirtschaftsdatenkalenders in der Euro-Zone und im US-Raum in der kommenden Woche verhältnismäßig dünn ist:
Quelle: DailyFX Wirtschaftsdatenkalender
Der Grund: für den Monat August wurde die Anzahl neu-geschaffener Stellen mit 142.000 ex-Agrar ausgegeben. Das entspricht dem niedrigsten Stand bzw. Reading in 2014 generell. Zwar wurde die Arbeitslosenquote mit 6,1% ausgegeben, wohlgemerkt weiter bei einer relativ niedrigen Partizipationsrate von 62,8%.
Klar ist, dass die Reaktion im Euro initial zum USD zwar positiv war, aber keineswegs derart bullish, dass man nun von einer signifikanten, scharfen Gegenbewegung ausgehen sollte, schlicht einfach, weil der Euro schwach ist.
Ausgehend von dem höchsten FXCM-Real-Retail Volumen seit 2012 (rund 6,85 Mrd. USD auf Tagessicht), welches in der Vergangenheit häufiger zumindest mit kurzfristigen Böden einhergegangen ist und einem auf Jahressicht weiter sehr hohem Netto-Retail-Long-Sentiment, sind Gegenbewegungen tatsächlich einzukalkulieren, den Euro würde ich auf diesem Niveau ungerne verkaufen bzw. den USD.
Allerdings würde ich im Bereich um die 1,31er Region im EUR/USD wieder nach Short-Einstiegen suchen und ausgehend hiervon eine Fortführung der Abwärtsstruktur in Richtung der 2013er Jahrestiefs um 1,2750 USD erwarten.
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de