von Robert Zach
Nach dem jüngsten Gipfelsturm der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate scheint sich nun sowohl aus technischer als auch aus fundamentaler Sicht Ernüchterung breit zu machen.
So geriet das so genannte schwarze Gold als Reaktion auf Hinweise auf ein Überangebot an Benzin in den USA unter Druck. Denn die US-Benzinlagerbestände waren der US-Energiebehörde zufolge in der Vorwoche überraschend deutlich gestiegen. Da halft auch nicht der grundsolide Rückgang der US-Ölreserven.
Zudem ist damit zu rechnen, dass sich die USA angesichts der steigenden Schieferölproduktion sehr bald energieautark selbst mit Öl versorgen kann. Und damit dürfte sich die Zeitenwende am Energiemarkt fortsetzen. Mondpreise jenseits der 100 Dollar dürften damit endgültig vom Tisch sein. Zumal auch Kanada mit steigenden Ölbeständen zu kämpfen hat.
Kanada konzentriert seine Ölproduktionen hauptsächlich auf den Standort Alberta. Das Problem bei der Sache ist, dass es dort keine Pipelines gibt, die das schwarze Gold an die Küste transportieren. Insofern exportieren die Kanadier einen Großteil ihres Öls in die USA. Aber dank der Schieferölrevolution dürfte die Abhängigkeit der USA von kanadischen Importen stark abnehmen. Und so ertrinkt Kanada im Öl. Damit bleibt das Überangebot an Öl auf dem Weltmarkt bestehen. Die Verlängerung der Produktionskürzung der Opec ist im Grunde nicht mehr wie ein Tropen auf den heißen Stein. Also lassen Sie sich davon nicht blenden!
Schulter-Kopf-Schulter-Formation vor dem Abschluss
Aus Sicht der Markttechnik sieht es nicht sonderlich besser aus. So steht der Abschluss einer klassischen Umkehrformation unmittelbar ins Haus. Festmachen lässt sich das an dem jüngsten Fall unter die Trendlinie von Anfang Oktober bei 58,53 und der im RSI ausgeprägten negativen Divergenz. Ein weiteres Indiz für eine tiefgreifendere Korrektur ist der am 12. Dezember fehlgeschlagene Versuch der Ölpreise, die ansteigende Trendlinie zurückzuerobern. Zudem bilden sich derzeit kontinuierlich tiefere Hochs und tiefere Tiefs aus und bilden damit einen abwärtsgerichteten Kanal.
Inzwischen hat sich auch ein klassisches Candlestickumkehrmuster in Form einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation mit einer Nackenlinie bei 56,20 Dollar ausgeprägt. Ein Bruch darunter setzt ein kalkulatorisches Abschlagspotenzial von gut 4 Dollar frei. Das bringt den Ölpreis näher an die Marke von 52 Dollar.
Im besagten Dunstkreis sind dann gleich mehrere Unterstützungen angesiedelt. Neben der 90-Tage-Linie verläuft hier außerdem eine Aufwärtstrendlinie vom Juni und das Ausbruchsniveau aus der langfristigen Seitwärtsrange. Fällt der Ölpreis darunter ist das als eine negative Weichenstellung zu interpretieren.
Auf der Oberseite dagegen gilt: erst bei Rückeroberung der jüngsten Hochpunkte im Bereich um 58,80 bis 59 Dollar kann sich der Aufwärtstrend fortsetzen.
Bisweilen spricht aber mehr für eine sich fortsetzende Schwächeentwicklung angesichts der o.g. Punkte. Zur Absicherung bestehender Short-Positionen bietet sich die Platzierung eines Stops bei 58,60 Dollar an.