Das erste Wochenminus nach einer Preisrallye um 30 % in fünf aufeinanderfolgenden Wochen dürfte den US-Orangensaft-Futures (FCOJ) nicht allzu viel anhaben, denn die Stimmung und die Charts für den Markt bleiben dank dezimierter globaler Ernten und einer soliden charttechnischen Ausgangslage unverändert gut.
Die Futures für gefrorenes Orangensaftkonzentrat notierten gegen Ende der Woche bei 1,73 USD pro Pfund, nachdem sie am Mittwoch mit 1,94 USD ein Fünfjahres-Hoch erreicht hatten.
Der Höchststand erwies sich jedoch auch als Auslöser für Gewinnmitnahmen. Long-Positionen, die seit der Woche vom 4. März, als der FCOJ bis auf 1,36 USD fiel, aufgebaut worden waren, gönnten sich eine Verschnaufpause und bescherten dem Markt ein Wochenminus von fast 5 %.
Charts mit freundlicher Genehmigung von skcharting.com
„Der FCOJ ist stark gesunken, was auf eine Auflösung spekulativer Long-Positionen zurückzuführen sein dürfte“, so Jack Scoville, leitender Agraranalyst beim Chicagoer Broker Price Futures Group, in einem Kommentar vom Freitag, nachdem der Markt in den beiden vorangegangenen Sitzungen um 11,5 % eingebrochen war.
Der Aufwärtstrend bei FCOJ sei jedoch trotz des katastrophalen Einbruchs intakt, kommentierte Scoville.
„Aufgrund der Tatsache, dass sich der Markt nunmehr bewusst ist, dass es an Orangen und an Saft mangelt, nimmt die Nachfrage ab“, schrieb er.
Das „Citrus-Greening“ der Orangen in Florida ist eine Krankheit, die Zitrusfrüchte befällt und zum Absterben der Bäume führt, und dazu geführt hat, dass die Ernte im „Sunshine State“ die niedrigste seit dem Zweiten Weltkrieg ist.
Brasilien, der weltweit größte Zitrusproduzent, hatte gerade eine Dürre hinter sich, die auch dort die Ernte dezimiert hatte.
Hinzu kommt die unverändert robuste technische Ausgangslage, die für FCOJ spricht: „Die Trends auf dem Tageschart weisen immer noch aufwärts“, so Scoville.
Sunil Kumar Dixit, technischer Chefstratege bei skcharting.com, stimmt der Einschätzung von Scoville zu.
„OJ ist auf technischen Widerstand gestoßen, der zu erwarten ist, wenn Preise ausbrechen“, so Dixit.
„Das hat die Preise von 1,9445 auf 1,6650 USD gedrückt.“
Sollte der mittlere Bollinger-Wert des FCOJ jedoch auf 150 steigen (der zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts bei 148 lag), dürfte dies den Markt dabei unterstützen, zu den Fünf-Jahres-Höchstständen dieser Woche zurückzukehren, so die Prognose von Dixit.
„Für OJ-Bullen wäre es besorgniserregend, sollte der Wochenschlusskurs unter 1,70 USD liegen und die Kurse in den nächsten Wochen allmählich auf 1,63 USD und 1,50 USD fallen“, fügte er hinzu.
Der Anstieg der FCOJ-Futures hat US-Getränkehersteller wie u.a. Coca-Cola (NYSE:KO), Eigentümer der Marke Minute Maid, und PAI Partners mit Sitz in Paris (Eigentümer von Tropicana) unter Druck gesetzt und sie gezwungen, die Kosten an die Verbraucher weiterzugeben.
Orangensaft ist neben Eiern, Müsli, Milch und Würstchen ein wichtiger Bestandteil des amerikanischen Frühstücks und hat in diesem Jahr zur Lebensmittelinflation beigetragen: Die Supermarktpreise für das Getränk stiegen nach einer Nielsen-Studie bis März dieses Jahres um etwas mehr als 7 % auf 7,88 USD pro Gallone.
Anhaltende Versorgungsprobleme in den USA und schlechte brasilianische Ernten haben nach Schätzungen des Rabobank-Analysten Andres Padilla das weltweite Angebot an FCOJ in den letzten zwei Jahren auf rund 1,5 Millionen Tonnen und damit auf den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt reduziert.
Die brasilianischen Lagerbestände an gefrorenem Orangensaft sind so gering wie seit 2017 nicht mehr. Der Grund: der Saft erfüllt die Anforderungen der Industrie an Säuregehalt und Süße einfach nicht, so Ibiapaba Netto, Executive Director bei CitrusBR, in einem Kommentar, der Anfang des Monats von Bloomberg veröffentlicht wurde.
Die nächste brasilianische Ernte dürfte sich aber aufgrund des günstigen Wetters erholen. "Gigantisch" werde sie allerdings nicht ausfallen, da die Folgen der Dürre noch mehrere Jahre andauern würden, so Netto.
Haftungsausschluss: Barani Krishnan verwendet eine Reihe von Ansichten außer seiner eigenen, um seine Analyse von Märkten abwechslungsreich zu gestalten. Aus Gründen der Neutralität präsentiert er bisweilen konträre Ansichten und Marktvariablen. Er hält keine Positionen in den Rohstoffen und Wertpapieren, über die er schreibt.