Gestern waren wir Zeugen der größten Börsenpanik der letzten 40 Jahre.
Die asiatischen Märkte fielen an einem Handelstag um mehr als 10 %, der japanische Bankenindex erlitt den größten Tagesverlust seit dem Schwarzen Montag im Jahr 1987.
In solchen Paniksituationen ist es wichtig, sich an diese drei Grundregeln zu erinnern:
- Märkte können länger irrational sein, als man solvent bleiben kann;
- Es gibt viele Gelegenheiten, aber es ist wichtig, Handelsideen und Investitionen so zu strukturieren, dass wir nachts ruhig schlafen können;
- Wir sollten unseren Investitionsprozess immer weiter optimieren.
Doch zunächst sollten wir uns über das Wesen dieses gigantischen Liquidationsereignisses klar werden.
Passiert das gerade, weil eine Rezession nun unvermeidlich ist?
Wenn dieses Mal nicht alles anders als sonst ist, dann läuft das Drehbuch der Rezession nach dem richtigen Schema ab:
- Die Zentralbank hebt die Zinsen aggressiv an;
- Die Märkte signalisieren, dass die Bedingungen zu straff sind: Die Renditekurve invertiert sich
- Die Kurve bleibt über 12-27 Monate (!) invertiert
- Die Wirtschaft verlangsamt sich
- Es kommt zu einer spätzyklischen Versteilerung (!) der Renditekurve
- Schließlich kommt es dann zu einer Rezession
Das Schaubild illustriert diese Abfolge, indem es die x-Achse bei 0 setzt, sobald sich die Zinskurve der 2- bis 10-jährigen Anleihen invertiert, und den Beginn einer Rezession (gekennzeichnet durch ein Wachstum der privaten Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft von 25.000 oder weniger im 3-Monats-Durchschnitt) in Rot markiert.
Beachten Sie, dass die Rezessionen in den Jahren 1989/90, 2001 und 2008 alle auf eine lang anhaltende Inversion folgten und alle erst auftraten, nachdem sich die Inversion der Kurve zurückgedreht hatte (grüne vertikale gepunktete Linie).
Hier aber der entscheidende Punkt:
Die Märkte suggerieren, dass wir uns bereits in der sechsten Stufe, also in einer Rezession befinden.
Die Daten zeigen jedoch, dass wir uns noch auf Stufe 4-5 befinden.
Mit anderen Worten: Die Bewegung wird zu einem kleinen Teil durch Fundamentaldaten und zu einem großen Teil durch Panik ausgelöst.
Die Schaffung von Stellen im privaten Sektor in den USA liegt heute noch bei durchschnittlich 150.000 pro Monat (linke Grafik, blau), während in den Monaten vor den Rezessionen 2001 und 2008 nur zwischen 0 und 50.000 Stellen pro Monat geschaffen wurden (rechte Grafik, rot).
Auch wenn es stimmt, dass die US-Bevölkerung heute größer ist und die Zahl der Erwerbstätigen schnell wächst, kann man argumentieren, dass die Makrodaten nur einen Teil der jüngsten Panik rechtfertigen.
Um ein Gefühl für die Panik zu bekommen: Der Bondmarkt preist nun mehr als fünf Zinssenkungen in den nächsten drei Sitzungen ein und geht davon aus, dass die Fed zwischen den Sitzungen zu Notfallmaßnahmen greifen muss.
Zum Vergleich: Als wir in die Rezession von 2001 und die große Finanzkrise von 2008 schlitterten, tat die Fed das Folgende:
Die Märkte preisen jetzt Zinssenkungen von 50 + 50 + 25 Basispunkten ein: also eine Art Mittelweg zwischen dem Rezessionsjahr 2001 und den Zinssenkungen der Fed Ende 2007 auf dem Weg in die große Finanzkrise.
Zur Veranschaulichung der Panikreaktion an den Anleihemärkten zeigt diese Abbildung die vom Markt geschätzten Wahrscheinlichkeiten, dass die Fed die Zinsen dreimal hintereinander um 50 Basispunkte senkt = ungebremster Rezessionsmodus:
Ok, das also haben wir bisher auf dem Zettel:
- Die asiatischen Indizes verzeichneten den schlimmsten 1-Tages-Verlust seit dem Schwarzen Montag im Jahr 1987.
- Der Nasdaq ist in 16 Handelssitzungen um 16 % gefallen.
- Die Anleihemärkte preisen einen vollen rezessiven Fed-Senkungszyklus über die nächsten 3 Monaten ein.
Die Makrodaten rechtfertigen die aktuelle Panik (noch) nicht ganz.
Was also passiert gerade? Warum ist das so?
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf The Macro Compass veröffentlicht. Werden Sie Teil der lebendigen Community von Makro-Investoren, Asset Allocators und Hedge-Fonds - finden Sie heraus, welche Abo-Stufe am besten zu Ihnen passt, indem Sie auf diesen Link klicken.