Alle zwei Wochen planen wir nun einige unserer Mitarbeiter im Hinblick auf das zu befragen, was wir als die vordringlichsten Themen der Woche im Markt ansehen. In dieser Woche haben wir uns gefragt:
Nachdem das Protokoll des Fed-Offenmarktausschusses am Mittwoch die Erwartungen auf steigende Zinsen gefestigt hat, in welche Richtung glauben Sie, werden sich Aktien und/oder der US-Dollar entwickeln? Trauen Sie sich zu raten, wie häufig die Fed in 2018 die Zinsen anheben wird?
James Picerno
Ich bin ziemlich optimistisch in Bezug auf US-Aktien, obwohl ich damit rechne, dass es in der vorhersehbaren Zeit eher langsam vorangehen wird. Als kritische Marke würde im Auge behalten, ob der S&P 500 sein Hoch vom letzten Monat wieder erreichen kann. Das Allzeithoch nur knapp unter 2873 vom 26. Januar ist eine entscheidende Zahl. Bis dahin kann gibt es gute Argumente dafür, dass die Kurse in nächster Zeit sich bei geringeren Ausschlägen seitwärts bewegen. Nichtsdestoweniger die Konjunktur folgt einem eher guten Trend und daher dürfte in den USA auch der Optimismus fortdauern. Der unaufhaltsame Aufwärtstrend verbunden mit niedriger Volatilität, der bis vor kurzem das Bild bestimmte, dürfte allerdings Geschichte sein.
Unterdessen bleibt abzuwarten, ob der Abwärtstrend bei US-Dollarindex, der während eines Großteils des vergangenen Jahres in Kraft war, ein Ende gefunden hat. Der Benchmark hat sich in den letzten Wochen innerhalb einer Spanne von 88-90 konsolidiert. Derzeit scheint dies der Boden zu sein. Aber bevor die Dollaroptimisten einigermaßen überzeugend das "alles bereit" Signal für die US-Währung ausgeben können, muss der US-Dollarindex über die 90er Marke ausbrechen und sich dort nachhaltig behaupten können.
Vielleicht eine weitere Zinserhöhung durch die Federal Reserve, die bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses kommen soll, wenn man den Fed Funds Futures glauben darf, könnte dafür schon ausreichen.
Boris Schlossberg
Der Offenmarktausschuss stellt sich klar auf 4 Zinserhöhungen in diesem Jahr ein, könnte aber wieder von diesem steileren Zinspfad abkommen. Der Anstieg der Zinssätze hat offensichtlich den Aktienmarkt nervös gemacht, da es nun Wettbewerb um Anlegergeld von Anleihen gibt. Dazu kommt, je höher die Renditen klettern, desto stärker dürfte das KGV gedrückt werden. Sodass sogar wenn die Gewinne wie erwartet ausfallen, die Kurse dennoch sinken könnte, da sich das KGV sich eher auf 15, denn auf 20 zubewegen wird.
Das einzig uneingeschränkt positive Szenario ergibt sich, wenn das US-BIP schneller als 3,5% wächst, da in diesem Fall die steigenden Zinsen vom Wachstum der Aktiengesellschaften ausgeglichen wird. Ich sehe das als das am wenigsten wahrscheinliche Szenario an, allerdings ist das schwer zu sagen, da keiner weiß, wie groß die konjunkturelle Belebung sein wird, die von den Steuersenkungen den Trump-Administration ausgeht, sein wird.
Zusammengefasst, sehe ich eine viel höhere Volatilität als das wahrscheinlichste Szenario an. Was wir im Januar erlebt haben ist nur ein Vorspiel auf das, was kommen wird.
Joseph L. Shaefer
Kapital fließt dahin, wo es am willkommensten ist. Eine Seite der amerikanischen Begrüßungsmatte sagt, "Sollte es legal erworben sein, dann ist ihr Geld sicher von Enteignung hier...". Die Andere Seite, in der Anzahl der US-Zinserhöhungen und den unveränderten Zinssätzen anderswo, sagt "... und wir zahlen höhere Zinsen als die Konkurrenz." Diese beiden Faktoren verheißen einen Anstieg des heruntergehandelten US-Dollars.
Werden Aktien nachziehen? Ich kann mit vorstellen, dass wir eine Erholung von der derzeitigen Korrektur haben werden, nach einer kurzen Phasen des Auf und Ab. Bedeutet dies, dass das Rennen weiter geht? Ich denke nicht. Die Gewinnerwartungen sind derart hoch, dass jedes Verstolpern wahrscheinlich einen Kursrutsch nach sich zieht. An einem Zeitpunkt, möglicherweise schon in diesem Frühjahr oder Sommer, wird es eine erhebliche Korrektur geben. Unsere Stop-Marken werden enger gesetzt werden, als die Wochen ins Land ziehen.
Die Fed sagt, sie werde die Zinsen in 2018 nur dreimal anheben. Ich denke das ist am wahrscheinlichsten. Verbunden mit ihrer Politik, keine neuen Staatsanleihen zu kaufen, wenn diese in ihrem aufgeblähten Portfolio fällig werden, ist das eine Menge.
Während die meisten Investoren darauf fokussiert sind, wie oft die Zinsen steigen werden, ist die wirklich wichtige Geschichte, wie viele Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen von Einzelpersonen und Institutionen gekauft werden müssen, um für die Fed einzuspringen, die nicht mehr kaufen wird.