Wieder einmal bekräftigte die Schweizer Nationalbank (SNB) ihre Bereitschaft, den Mindestwechselkurs im EUR/CHF von 1,20 zu verteidigen. Mehr als einen „Status Quo“ gab es heute zwar nicht zu hören, doch der Druck auf die SNB, zeitnah ihre lockere Haltung zu verstärken, hat zuletzt wieder erheblich zugenommen. Die Bereitschaft, zu außergewöhnlichen Methoden im Ernstfall zu greifen, wurde heute erneut bestätigt. Der Aufwertungsdruck des Franken habe sich zuletzt intensiviert, hielt Thomas Jordan, Präsident der SNB fest. Zudem hätten die Deflationsrisiken zugenommen. Der Kursrutsch im Öl wird im kommenden Jahr die Inflation unter Null fallen lassen. Ein Grund mehr am Mindestkurs festzuhalten. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel gestern zwischenzeitlich unter 61 US-Dollar und damit auf ein neues 5-Jahres-Tief.
Bereits zu Beginn des kommenden Jahres könnte die Notenbank ihre Bemühungen, den Franken gegen weitere Kursgewinne zu schützen, intensivieren. Als Dirigent von unnatürlichen Wechselkursen sollte sie schon in den kommenden Monaten weitere Maßnahmen in die Wege leiten, um den Euro-Franken-Kurs oberhalb der 1,20 zu stabilisieren. Der Mindestkurs ist ein wichtiger Teil der Geldpolitik geworden, denn ein starker Franken wirkt sich auf die Konjunktur des Landes und gerade die Exporte negativ aus.
EZB könnte SNB zum Handeln zwingen
Wegen der deutlichen Konjunkturabkühlung in der Eurozone steht die Europäische Zentralbank ebenfalls vor weiteren unkonventionellen Maßnahmen in der Geldpolitik. Ein breit angelegtes Aufkaufprogramm von Staatsanleihen würde den Euro weiter unter Druck bringen. Der Abstand zum EUR/CHF-Mindestkurs der 1,2 beträgt ohnehin aktuell nur noch 0,11%. Spätestens nach der Verkündung eines „Quantitative Easing“ durch die EZB würde es für die Eidgenossen Zeit zu handeln.
Negative Zinsen als Ass im Ärmel
Neben der Erhöhung der Devisenreserven unter anderem durch ausgiebige Euroankäufe hat die SNB mit negativen Zinsen noch ein weiteres Ass im Ärmel. Die Einführung eines Strafzinses wäre ein Signal für die Märkte, dass die Verteidigung des Kurslevels auch weiterhin ein ernstzunehmendes Ziel der eidgenössischen Zentralbank ist. Ein kurzzeitiger deutlicher Abprall des EUR/CHF von der 1,20 wäre in der Folge denkbar.
Schweizer Franken als sicherer Hafen gefragt
Mit dem Einbruch am griechischen Aktienmarkt kehrten die Sorgen vor einem ausufernden Schwächeanfall der südlichen Peripheriestaaten in der Eurozone wieder zurück. Eine Verkaufswelle drückte den griechischen Leitindex am Dienstag um 13 Prozent ins Minus und sorgte für den stärksten Einbruch seit 1987. Auch der deutsche Leitindex kam vom Rekordhoch mittlerweile wieder deutlich zurück. Eine anhaltende Risikoaversion und anziehender Finanzstress würde Anleger im Devisenmarkt auf der Suche nach Sicherheit verstärkt den Franken nachfragen lassen. Hält der Korrekturmodus der Aktienmärkte in den kommenden Tagen weiter an, könnte der Wechselkurs des Franken schon bald die 1,20 testen. In diesem Fall wird die Schweizer Notenbank wieder mit verstärkten Euro-Stützungskäufen intervenieren.