Handelsstreit, Zinserhöhungen und Dollaraufwertung: das Umfeld für Aktien der Schwellenländer ist derzeit getrübt. Nach einer langen Phase der Aufwärtsentwicklung scheint sich das Blatt inzwischen gewendet zu haben – zumindest was die Mittelbewegungen angeht. Hatten die Aktienmärkte der Schwellenländer in den vergangenen zwei Jahren noch Neugelder in Höhe von 16 Mrd. Euro angezogen, so begann im Mai die inzwischen beschleunigte Rückwärtsbewegung.
Anleger haben im ETF-Bereich eine breite Auswahl im Bereich “Schwellenländer”. Wer einen ETF auf einen globalen Index sucht greift zur ISIN
FR0010429068 (DE:LYXLEM). Einen Asien-Index ohne Japan finden Sie unter der ISIN FR0010312124 (DE:LYXAEJ). Indien finden Sie unter der ISIN FR0010361683 (DE:LYXINR) und China per FR0010204081 (DE:L8I1).
Angesichts steigender Renditen bei relativ sicheren Papieren wie US-Staatsanleihen scheint das Risiko von Schwellenländer-Aktien weniger attraktiv. Tatsächlich entwickeln sich die Zu- und Nettomittelrückflüsse von EM-Aktien-ETFs offenbar in umgekehrter Korrelation zur Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen; wenn auch nicht perfekt. Das letzte Mal, als die Zinsen während des „Taper Tantrums“ bei drei Prozent lagen, verzeichneten die Aktienmärkte der Schwellenländer von Februar 2013 bis Februar 2014 Mittelrückflüsse um die 6 Mrd. Euro. Ähnliches lässt sich jetzt, da die Renditen die 3-Prozentmarke überschritten haben, wieder beobachten. Allein im Mai zogen die Anleger 500 Mio. Euro aus Aktien der Schwellenländer ab. Im Juni waren es sogar 1,6 Mrd. Euro. Sollten die Renditen weiter steigen, ist mit einem Fortgang dieser Entwicklung zu rechnen.
Mittelbewegungen von Schwellenländer-Aktien ETFs in Mio. € vs. Rendite der der 10-jährigen US-Treasuries in Prozent
Quelle: Lyxor ETF, Bloomberg. Monatsdaten vom 1.1.2011 bis zum 29.6.2018. Graphik dient ausschließlich der Veranschaulichung.
Asien bietet weiterhin Chancen
In Zeiten steigender US-Zinsen neigen Investoren dazu, ihre Portfolios umzuschichten: weg von Aktien der Schwellenländer, hin zu US-Aktien. So standen den Mittelrückflüssen während des „Taper Tantrums“ Mittelzuflüsse bei US-Aktien nahezu in gleicher Höhe gegenüber. Dieser Trend könnte sich auch aktuell fortsetzen. Wer nicht der Herde folgen möchte, dem eröffnen sich dennoch einige Optionen. So etwa an den asiatischen Märkten.
Mittelbewegungen von Aktien der Schwellenländer und aus den USA angesichts von Zinserhöhungen in Mio. €
Quelle: Lyxor ETF, Bloomberg. Monatsdaten vom 31.1.2012 bis zum 29.6.2018. Graphik dient ausschließlich der Veranschaulichung.
Natürlich können sich diese dem Gesamtumfeld nicht vollständig entziehen. In der Tat mussten auch die asiatischen Aktienmärkte Mittelrückflüsse hinnehmen. Ihre Kursstände liegen gegenwärtig ein gutes Stück unter den Höchstmarken vom Januar. Die gute Nachricht aber: manche asiatische Märkte erscheinen gegenwärtig unterbewertet. Das Gewinnwachstum ist robust und die Profitabilität vieler Unternehmen verbessert sich. Und: während exportorientierte Volkswirtschaften von eine Verlangsamung der globalen Konjunktur stärker betroffen sind, ist diese Gefahr bei eher binnenwirtschaftlich ausgerichteten Ökonomien deutlich geringer. Im Ergebnis führt dies dazu, dass wir Länder wie etwa Indien gegenüber Volkswirtschaften wie Taiwan oder Korea vorziehen. Hier unsere Einschätzung in Kürze:
Indien: Hier ist die Binnennachfrage der wichtigste Treiber für den Aktienmarkt. Steigende Ölpreise haben demgegenüber eine geringere Bedeutung. Hierdurch unterscheiden sich indische Aktien stark von der Entwicklung anderer großer Schwellenländer. Die Gewinnaussichten verbessern sich und mit Blick auf notleidende Kredite liegt das Schlimmste hinter uns. Die Folgen globaler Liquiditätsrisiken wie auch der Ausgang für April/Mai geplanten Wahlen lassen sich gegenwärtig nicht genau abschätzen. Beide Faktoren dürften jedoch kein allzu großes Störpotential entfalten.
China: Onshore-Aktien werden von uns positiv gesehen, da sie weniger mit der Entwicklung der übrigen asiatischen Märkte korrelieren. Sie sind vernünftig bewertet und bieten die Möglichkeit, vom binnenwirtschaftlichen Konsum zu profitieren. Die Gewinnerwartungen sind zuletzt angehoben worden. Was den Handelskrieg mit den USA angeht, gehen wir davon aus, dass dieser am Ende weniger Schaden anrichten wird, als befürchtet.
ASEAN: Einige Staaten des Freihandelsblocks, insbesondere Indonesien und Thailand, bieten ebenfalls einen gewissen Schutz vor externen Risiken. Auch hier erscheinen die Bewertungen vertretbar. Die zunehmende Investitionstätigkeit der Unternehmen sowie die Verbesserung der Bankbilanzen sind ebenfalls Pluspunkte.
Nord Asien: Was die Entwicklung von exportorientierten Ländern wie Korea und Taiwan betrifft, sind wir vorsichtig. Sie bleiben anfällig für Risiken, die von einem eskalierenden Handelskrieg und von einer durch Italien befeuerten Eurokrise ausgehen.
Japan: Vor dem Hintergrund der Risiken eines steigenden Yen und der Verwicklung des Kabinetts in politische Skandale sind unsere kurzfristigen Erwartungen eher gedämpft. Allerdings scheint die für eine langfristige Aufwärtsbewegung so wichtige Beschleunigung des Lohnwachstums nun langsam in Gang zu kommen.
Sektoren: In vielen asiatischen Staaten ist der binnenwirtschaftliche Gewinnzyklus weiterhin intakt. Die Finanzwirtschaft und der Konsumsektor sollten davon profitieren.
Quelle: Lyxor, eigene Recherche