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Schwierige Zeiten für Infineon: Trumps Zollpläne bedrohen das Kerngeschäft

Veröffentlicht am 13.11.2024, 14:17
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  • Die globale Chipnachfrage bleibt hoch, doch der Markt ist hart umkämpft.
  • Infineon ist stark von der Automobilbranche und vom chinesischen Markt abhängig – Faktoren, die aktuell Unsicherheit bergen.
  • Die Infineon-Aktie (ETR:IFXGn) ist seit Jahresbeginn um 18 Prozent gefallen, konnte jedoch kürzlich eine mittelfristige Unterstützung verteidigen.

Schwieriges Marktumfeld
Der Chiphersteller Infineon kämpft mit einem schwierigen Marktumfeld – das belegen die am Dienstag veröffentlichten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Der Umsatz sank um 8 Prozent auf 15 Milliarden Euro, der Gewinn brach auf 1,3 Milliarden Euro ein und damit auf weniger als die Hälfte des Vorjahresniveaus. Die operative Marge fiel auf 20,8 Prozent. Zum Vergleich: Marktführer Nvidia (NASDAQ:NVDA) erzielte im zweiten Quartal eine Marge von 62 Prozent. Die Q3-Zahlen von Nvidia folgen nächsten Mittwoch und werden von Anlegern mit Spannung erwartet. Besonders alarmierend ist Infineons düsterer Ausblick. Die von Donald Trump vorgeschlagenen Zölle bedrohen das Kerngeschäft, das stark auf die Automobilindustrie und den chinesischen Markt angewiesen ist. Diese Risiken sind für Investoren keine Überraschung – ein Wahlsieg Trumps war bereits absehbar. Dennoch haben diese Unsicherheiten Infineons schwache Performance gegenüber dem Dax in den letzten Monaten verschärft. Neue Drohungen und zähe Verhandlungen könnten eine zusätzliche Welle der Verunsicherung auslösen und eine Erholung der Aktie erheblich erschweren.

Hart umkämpfter Markt
Chips sind allgegenwärtig – Halbleiterchips bilden das Fundament moderner Elektronik und sind unverzichtbar in Smartphones, Computern und KI-Anwendungen. Sie spielen zudem eine Schlüsselrolle bei der Energiewende und der Digitalisierung. Die Nachfrage ist enorm und wird auf absehbare Zeit hoch bleiben. Der globale Halbleitermarkt könnte bis 2032 auf über zwei Billionen Dollar wachsen, nach einer Schätzung von 611 Milliarden Dollar im Jahr 2023. Doch der Wettbewerb ist intensiv. Führend ist TSMC (NYSE:TSM), der Produzent der Nvidia-Chips, gefolgt von US-Konzernen wie Broadcom (NASDAQ:AVGO), AMD (NASDAQ:AMD) und Qualcomm (NASDAQ:QCOM) sowie europäischen Schwergewichten wie ASML (AS:ASML). Infineon rangiert mit einer Marktkapitalisierung von 42,4 Milliarden Dollar auf Platz 24 – zum Vergleich: Nvidia ist 86-mal höher bewertet. Unternehmen mit starkem Fokus auf Künstliche Intelligenz könnten in den kommenden Monaten besser aufgestellt sein, da dieser Megatrend derzeit alle anderen Entwicklungen in den Schatten stellt. In der für Infineon zentralen Automobilbranche verschieben sich die Marktverhältnisse erheblich. Chinesische E-Auto-Hersteller drängen mit günstigen Modellen auf den Markt und setzen etablierte Anbieter unter Druck.

DAX-Underperfomer
Die Infineon-Aktie ist seit Jahresbeginn um 18 Prozent gefallen und bleibt damit deutlich hinter dem breiten Markt zurück. Der DAX legte im gleichen Zeitraum um 14 Prozent zu. Nach einem Erholungsversuch in dieser Woche, bei dem die Aktie am Dienstag zeitweise bis auf 31,60 Euro stieg, haben Käufer inzwischen über die Hälfte des Wochengewinns wieder abgegeben. Die Aktie bleibt vorerst anfällig für erneute Rückschläge und könnte die untere Grenze ihrer mittelfristigen Seitwärtsrange bei 28,40 Euro erneut testen. Diese Marke wurde in der Vorwoche erfolgreich verteidigt; ein Durchbruch darunter könnte jedoch einen Rückgang in Richtung 22 Euro auslösen – ein Niveau, das zuletzt Ende des zweiten Quartals 2022 erreicht wurde. Wichtiger Widerstand ist jetzt das lokale Hoch von 32,80 Euro, von dem die jüngste Verkaufswelle ihren Ausgang nahm. Ein Anstieg darüber könnte als erster Befreiungsschlag gewertet werden und die obere Grenze der breiten Range bei rund 38 Euro wieder ins Spiel bringen

Zölle, China und Zinsen
Trumps Zoll- und Handelspolitik dürfte in den kommenden Monaten den größten Einfluss auf die Infineon-Aktie haben. Entscheidend wird sein, ob Trump Kompromisse für einen Deal eingeht - ein Worst-Case-Szenario muss nicht zwingend eintreten. Anleger sollten auch darauf achten, wie weit Peking bereit ist, die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Ebenso spielt das Tempo der globalen Zinssenkungen eine wichtige Rolle. In den USA ruderten die Märkte zuletzt mit ihren Erwartungen an Zinssenkungen zurück. Bis Ende 2025 sind nur noch drei kleine Zinsschritte zu erwarten, der nächste im Dezember mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 60 Prozent. Eine Eskalation der Handelskonflikte könnte Infineon dazu zwingen, die Abhängigkeit von der Automobilbranche und vom chinesischen Markt zu verringern. Europa plant außerdem eine Aufholjagd im Chipsektor. Der EU-Anteil an der globalen Chipproduktion soll bis 2030 von 9 auf 20 Prozent steigen. Infineon investiert dazu 5 Milliarden Euro in ein Werk in Dresden, gefördert mit einer Milliarde Euro von der Bundesregierung.

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