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Sind 80 USD für Brent und 3 für Erdgas Vorboten höherer Preise am Energiemarkt?

Veröffentlicht am 25.09.2018, 09:07
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Der Ausschlag von Brents Preis über 80 USD das Fass und die US-Erdgasrallye über die kritische 3 Dollarmarke haben Banker und Händler an der Wall Street veranlasst sich die Frage zu stellen, ob das neue Zeitalter hoher Energiepreise schneller kommen könnte als erwartet. Für mehr als drei Jahre hatte der Überfluss an Öl aus US-Schieferlagerstätten aus den Kursen von über 100 USD das Fass, wie es sie vor der Finanzkrise und während der Verknappung durch den libyschen Bürgerkrieg in 2010-13, eine Sache der fernen Vergangenheit gemacht.

Eine ähnlich hohe Gasproduktion hat sichergestellt, dass die zweistelligen Preise für den Brennstoff, wie wir sie in den USA im Sommer 2008 gesehen hatten, nie wieder zurückgekommen sind. Aber bislang in diesem Jahr, haben gegenläufige Faktoren am Ölmarkt—wo der wirtschaftliche Zusammenbruch Venezuelas dem amerikanisch-chinesischen Handelskrieg gegenübersteht—verhindert, dass die Rallye außer Rand und Band gerät.

Unsicherheiten über die Heiznachfrage im Winter haben die Gaspreise in den letzten beiden Monaten ebenfalls an einem stärkeren Anstieg gehindert, obwohl die Stromnachfrage hochgeschnellt war, als Klimaanlagen in vielen Städten der Vereinigten Staaten unaufhörlich Tag und Nacht liefen, da dieser einer der heißesten Sommer in Jahren war.

Die Uhr tickt bei den Iran-Sanktionen

Jetzt allerdings schickt sich Öl an, jegliche Höchststände, die wir bisher in 2018 gesehen haben, neu zu testen, da Donald Trumps Frist vom 3. November näherrückt, ab der er die iranischen Ölexporte mittels Sanktionen auf null drücken will. Gleichzeitig machen ungewöhnlich niedrige Gasvorräte im Vorfeld der Heizsaison im Winter die Händler nervös, sodass diese Aufschläge für den Brennstoff wollen, die für die Jahreszeit ungewöhnlich sind.

“Ein Mangel an Investitionen im Energiesektor hat uns hinter die Nachfragekurve fallen lassen und die weltweite Produktion wird Schwierigkeiten haben, diese zu befriedigen,” sagt Phil Flynn von der Chicagoer Price Futures Group, ein bekennender Ölbulle und einer der am stärksten beachteten Auguren am Ölmarkt.

Brent Weekly Chart

Während Brent sich in diesem Jahr die meiste Zeit lang gut behauptete und lediglich den Februar und den Juli negativ beendete, war der Handel im Benchmark für den globalen Ölmarkt dennoch ziemlich volatil, mit manchmal fast zweistelligen Preisumschwüngen. Aber als der Markt in jeder der letzten drei Wochen beharrlich die 80 USD testete und am Montag den Handel über dieser Marke auf einem Vierjahreshoch beendete, glauben einige führende Banken und Handelshäuser an der Wall Street jetzt, dass dreistellige Preise in wenigen Monaten kommen werden.

Spekulationen auf 90 und 100 Dollar Öl

J.P. Morgan, das für die nächsten sechs Monate einen durchschnittlichen Brentpreis von 85 USD in Aussicht stellt, sagt, dass "ein Ausschlag auf 90 USD" in den kommenden Monaten wahrscheinlich ist, dank der US-Sanktionen gegen iranische Ölexporte, die bis zu 1,5 Mio von 2,6 Mio Fass am Tag vom Markt nehmen könnte, die die Islamische Republik täglich verschifft.

Trump hat während er von allen Handelspartnern der Vereinigten Staaten eine vollständige Umsetzung der Sanktionen gegen Teheran verlangt, von der Organisation Erdölexportierender Länder (Opec) gefordert, mehr Öl zu fördern, um den Verlust der Lieferungen aus dem Iran auszugleichen und jegliche unerwünschte Rallye am Ölmarkt zu verhindern. Die Opec, angeführt von Saudi-Arabien, hat sich geweigert dem US-Präsidenten seinen Wunsch zu gewähren, der zudem angedroht hat, Öl aus der strategischen Reserve der USA zu verkaufen, um den Anstieg der Ölpreise abzudämpfen.

Die Rohstoffhändler Trafigura und Mercuria sagten einem Bericht von Reuters vom Montag nach, dass Brent bis Weihnachten auf 90 USD das Fass steigen und Anfang 2019 sogar an der 100 Dollarmarke vorbeiziehen könnte. Mercuria insbesondere warnte, dass bis zu 2 Mio Fass iranischen Öls am Tag verlorengehen könnten.

Bank of America Merrill Lynch sagte, sie hebe ihr Preisziel für Brent in 2019 von 75 USD auf 80 USD an. Für die US-Leitsorte West Texas Intermediate war die Korrektur auf 71 USD von zuvor 69 USD etwas bescheidener.

John Kilduff, Gründungspartner vom auf den Energiesektor konzentrierten Hedgefonds Again Capital wurde mit einer Äußerung auf dem US-Wirtschaftssender CNBC zitiert, dass er das nächste Preisziel von Brent bei 83-85 USD sehe und dass “das einige Folgekäufe auslösen" werde, die dann zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung der neuen Hochpreisära am Ölmarkt werden könnten.

Nachfrageeinbruch wahrscheinlich, warnen einige

Nicht jedermann ist allerdings berauscht von der Aussicht auf 100 USD am Ölmarkt. Scott Shelton, Broker und Analyst für ICAP in Durham in North Carolina, sagte, dass viele vergessen die Nachfrageeinbußen zu haben scheinen, die vor nur wenigen Jahren durch solche Preisniveaus ausgelöst wurden.

“Es schmerzt mich ein wenig ansehen zu müssen, dass die Banken beginnen über 95 bis 100 Dollar für Öl zu reden beginnen, als wenn sie irgendetwas aus der Geschichte lernen, dann ist es, dass der 'Konsensus' üblicherweise Geld verliert,” schrieb Shelton am Montag.

Er fügte hinzu, dass Daten von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission zu Händlerpositionen in Rohöl “zeigen, dass der Markt längst nicht so stark auf long setzt, wie zuvor, als diese Kennzahl im Juni auf neue Höchststände gestiegen war.”

Dominick Chirichella, zuständig für Risikomanagement und Handel bei Energy Management in New York, war ähnlich vorsichtig und sagte:

“Es gibt immer noch einige Variablen, die eine weitere Bewegung nach oben verhindern könnten… Öl aus der strategischen Reserve, stillschweigende Produktionserhöhungen durch Mitgliedsstaaten der Opec oder sogar eine Lösung des Konflikts zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten."

Keine Wetten auf eine Fortsetzung der Erdgasrallye

NatGas Weekly Chart

Und beim Erdgas, die späte warme Witterung im September und Vorwintervorräte auf ihrem niedrigsten Niveau in fast einem Jahrzehnt, haben dazu beigetragen, den Brennstoff über 3 USD pro Million British thermal units (mmBtu) zu halten.

Während nahezu niemand darauf wettet, dass die Gaspreise ihre sommerlichen Höchststände von 2008 wieder erreichen werden, als sie jenseits von 13 USD pro mmBTu kletterten, wollen sich nur wenige festlegen, wie lang die jetzige Rallye noch andauern wird.

“Erwartungen auf erheblich unter dem Durchschnitt liegende Vorratseinspeisungen stützen den Preis zum Wochenanfang immer noch,” schrieb Daniel Myers, Gasanalyst bei Gelber & Associates in Houston am Montag.

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