Bereits vor dem Beginn der gestrigen Verhandlungen zwischen russischen und ukrainischen Unterhändlern in der Türkei hat der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, ein Entgegenkommen signalisiert. Nach Abschluss der Verhandlungen sagte die Delegation der Ukraine gegenüber Reportern, man habe unter anderem im Gegenzug für Sicherheitsgarantien Neutralität angeboten. Das heißt, die Ukraine werde keinem militärischen Bündnis beitreten und es werde in dem Land keine militärischen Stützpunkte geben.
Wenig später hieß es von der russischen Seite, die Gespräche seien konstruktiv verlaufen. Und das russische Verteidigungsministerium kündigte an, die militärischen Aktivitäten rund um Kiew und Tschernihiw radikal zu reduzieren. Diese Entscheidung sei ein direktes Resultat der gestrigen Verhandlungen.
Dies schürt Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Ukraine-Krieges. Und an den Börsen setzten sich vor diesem Hintergrund die Kurserholungen fort. Passend dazu war im Target-Trend-Spezial jüngst wiederholt zu lesen, „dass negative Nachrichten eingepreist scheinen (es sei denn, der Ukraine-Krieg weitet sich auf Nato-Gebiet aus). Positive Nachrichten, zum Beispiel zum Ukraine-Krieg, könnten dagegen die Kurserholung befeuern“.
DAX setzt Kurserholung fort
Und in der Börse-Intern vom vergangenen Donnerstag war zu lesen, dass der DAX lediglich in eine Seitwärtstendenz übergegangen war. „Und grundsätzlich gilt eine solche Seitwärtskonsolidierung als trendbestätigend. Da die Kurse zuvor gestiegen sind, ist sie im vorliegenden Fall bullish zu werten“, hieß es dazu. Mit den gestrigen Kursgewinnen hat der DAX die Seitwärtstendenz idealtypisch nach oben aufgelöst. Und er hat damit mehr als 61,80 % seiner gesamten Kursverluste aufgeholt (siehe folgender Chart). Dadurch gilt die Korrekturbewegung vom Jahresbeginn bis zum Tief des 3. März aus Sicht der Fibonacci-Marken (graue Linien) als beendet.
Zeitgleich arbeitete der DAX gestern sogar schon daran, sich über das Ausbruchsniveau der monatelangen Seitwärtsbewegung und Topbildung zurückzuarbeiten (dicke grüne Linie im Chart). Das bearishe Signal dieses Ausbruchs würde damit neutralisiert.
Auch die US-Indizes beenden ihre Korrekturbewegungen
Ähnliches gilt auch für die US-Märkte. Der S&P 500 hatte vorgestern bereits mehr als 61,80 % seiner gesamten Kursverluste aufgeholt.
Und dem Dow Jones ist dies mit dem gestrigen Anstieg gelungen.
Dabei hat der Dow Jones innerhalb von nur zwei Wochen 7,4 % hinzugewonnen. Beim S&P 500 sind es im selben Zeitraum sogar mehr als 9,6 %. Nur noch etwas mehr als +4 % und der S&P 500 steht schon wieder auf einem neuen Rekordhoch (!). Schon am Dienstag vergangener Woche hatte ich geschrieben, dass sich der Markt wieder in einer Art Kaufrausch zu befinden scheint. Das gilt mit Blick auf die fortgesetzte Kursrally nun natürlich umso mehr.
Neuerliche Rücksetzer werden zunehmend wahrscheinlich
Man beachte dabei auch weiterhin das Handelsvolumen im DAX, das immer noch rückläufig ist (siehe unterer Teil im DAX-Chart oben und Börse-Intern vom Mittwoch vergangener Woche). Ich traue der Kurserholung daher nach wie vor nicht und rechne zunehmend mit neuerlichen Rücksetzern.
Dabei würde ich aktuell sogar wieder dazu tendieren, nicht nur Gewinne mitzunehmen, sondern auch kleine Short-Positionen auf die US-Indizes zu wagen. Mit diesen lassen sich im Idealfall nicht nur kurzfristige Trading-Gewinne erzielen, sondern sie können auch als Depot-Absicherung dienen.
Denn nur weil die Aktienindizes ihre Korrekturbewegung beendet haben, heißt das nicht, dass auch die Korrektur insgesamt beendet ist.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus