Die US-Aktien blieben gegenüber den eskalierenden Spannungen zwischen den USA und China widerstandsfähig, aber der Handel war in Asien durchwachsen.
Der Nikkei (+1,00%) und ASX (+1,40%) weiteten ihre Gewinne aus, während der Shanghai Composite (-0,35%) und Hang Seng (-1,82%) den zweiten Tag in Folge einbrachen, da der Sonderstatus Hongkongs aufgrund eines neuen nationalen Sicherheitsgesetzes, das die Rechte und Freiheiten seiner Bürger einschränkt, auf den Prüfstand gestellt wird. Zudem liess die Entscheidung der USA, chinesischen Politikern wegen der Verletzung der Menschenrechte Sanktionen auferlegen zu können, die Bedenken wiederaufleben. Jetzt besteht ein zunehmendes Risiko, dass Peking Vergeltungsmassnahmen ergreifen könnte, was die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern weiter stören könnte.
In der Zwischenzeit sind in den USA 100.000 Menschen dem Coronavirus zum Opfer gefallen. Politiker und Anleger haben weiter grosse Hoffnung, dass man noch vor Jahresende eine magische Impfung finden wird, aber das einzige, worauf man sich aktuell verlassen kann, ist der stabile Rückgang der neuen Fälle und das Fehlen von Anzeichen, dass es eine zweite Infektionswelle geben wird.
Der S&P 500 konsolidiert nun die Gewinne über der kritischen Schwelle bei 3000, ein neues Zwölfwochenhoch. Die aktuellen Werte werden für die Anleger zu Alles oder Nichts führen. Ist das Bestreben des Marktes, die Erholung fortzusetzen, stärker als die Versuchung, die Gewinne zu realisieren, könnte der S&P 500 auf seine Werte vor Covid abzielen - was an sich seltsam ist, wenn man weiss, wie stark die Unternehmen von den Covid- Shutdowns beeinträchtigt wurden. Aber das ist genau der Charm der Intervention der Federal Reserve (Fed). Die massiven Anleihenkäufe und die Zinsen bei fast 0 funktionieren ganz klar. Der S&P 500 konnte bereits fast 70% der covidbedingten Verluste wiedergutmachen und das Umfeld mit günstiger Liquidität bietet eine solide Grundlage für eine weitere Erholung an den Finanzmärkten. Diesbezüglich weichen die Anlagepreise von ihren zugrundeliegenden Bewertungen ab und sollten dies auch weiter tun, aber die geltenden Marktkräfte werden langfristig günstig für einen anhaltenden Anstieg der Preise bleiben.
Die US-Futures lagen höher. Ausnahme bildete nur der Nasdaq, während die Aktivität der FTSE- (+1,05%) und DAX- (1,26%) Futures für Donnerstag in Europa weitere Gewinne anzeigt.
Mit der Mischung aus aussichtslosen internationalen und wirtschaftlichen Nachrichten ist es jedoch das Momentum, worauf die Anleger sich vor der Ankündigung der US-amerikanischen BIP-Daten verlassen. Ein Konsens der Analystenerwartungen deutet für das 1. Quartal eine Kontraktion von 4,8% an, aber es gibt Abwärtsrisiken.
Der US-Dollar ist allgemein schwächer, das die Risikofreude anhält, aber ein schlechteres US-amerikanisches BIP als erwartet könnte die Dollarnachfrage ändern. Die Nachfrage nach anderen als sicherer Hafen geltenden Anlagen wie den US-Staatsanleihen oder Gold, bleibt solide.
Es ist besser, auf einen möglichen Risikoabverkauf vorbereitet zu sein, als ohne Absicherung erwischt zu werden - das sagt uns die Goldaktivität. Gold findet unter 1700 USD pro Unze Käufer bei Rücksetzern und ist bereit, in seine Sicherheitszone bei 1725 USD pro Unze zurückzukehren.
Der USDJPY erreicht nicht die nötige Stärke, um über die 108-Marke zu klettern, und der USDCHF konsolidiert unter 0,97.
Der EURUSD überkam die Angebote bei der kritischen 1,10-Marke erreichte fast ein Zweimonatshoch. In ihrer Rede gestern warnte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, vor Szenarien mit einer mittleren oder schweren Rezession, die für die europäischen Wirtschaften in diesem Jahr eine Kontraktion von 8 bis 12% bedeuten könnte. Lagardes zurückhaltende Einstellung und der allgemeine Rückgang des US-Dollars verliehen dem Euro Auftrieb, aber das Aufwärtspotenzial wird wohl durch die Skepsis der EZB begrenzt bleiben und die 1,10-Marke sollte eine solide Unterstützung für die Einheitswährung bilden. Ein Rückgang unter die 1,10-Marke ist sehr wahrscheinlich. An der Oberseite zeigen sich Angebote bei 1,11, die Obergrenze des positiven Trends von April bis Mai. Lagarde sagte zudem, dass es nach der Pandemie keine neue Euroschuldenkrise geben würde, während die massiven Steuerpakete der Regierungen zur Bekämpfung der vom Coronavirus verursachten Konjunkturschäden bereits zu starken Streitigkeiten zwischen den europäischen Wirtschaften führen und zu Sorgen im Zusammenhang mit den langfristigen Europrognosen.
Das Cable bleibt unter seinem gleitenden 50-Tagesdurchschnitt (1,2350) begrenzt.
Das Rohöl der Marke WTI hingegen fiel unter 32 USD pro Barrel, nachdem es bei der 35 USD-Marke gegen eine Wand gelaufen ist. Eine schrittweise besser werdende globale Nachfrage und ein begrenztes Angebot werden den globalen Ölmarkt wohl unterstützen. Die Ölhändler werden sich heute die wöchentlichen US-Ölbestände ansehen. Ein dritter wöchentlicher Rückgang in Folge bei den US-Beständen könnte die Abwärtskorrektur des WTI innerhalb des Bereichs von 32/30 USD begrenzen. Aber man sollte darauf hinweisen, dass die Daten für diese Woche, selbst wenn sie günstig sein sollten, schwächere positive Auswirkungen auf die Ölpreise haben sollten als vor zwei Wochen, als der unerwartete Bestandsrückgang die Anleger überrascht hatte. Das könnte diese Woche nicht der Fall sein. Der Markt hat seine Erwartungen nun nach unten angepasst und die aktuellen Preise spiegeln bereits eine niedrigere Angebotsdynamik wider. Die Erwartungen liegen bei einem Rückgang von 2,5 Mio. Barrel, gegenüber 5 Mio. Barrel aus der letzten Woche. Eine negative Überraschung ist nicht ausgeschlossen. Aber eine unerwartet positive Zahl könnte die Stimmung weiter belasten und einen stärkeren Rückgang in Richtung und möglicherweise unter die Unterstützung bei 30 USD ermutigen.