Die Q2-Berichtssaison hat uns die ersten Ergebnisse beschert. Eines kann man schon jetzt ohne jeden Zweifel feststellen - die Zahlen werden vom Markt völlig anders bewertet, als es vor drei Monaten der Fall war.
Die ursprünglich enthusiastische Stimmung musste der neuen Realität weichen und so gelingt es den zyklischen Werten aus der Industrie schon lange nicht mehr, an der zuvor starken Performance anzuknüpfen.
Die besser als erwarteten Q1-Ergebnisse wurden damals als selbstverständlich hingenommen. Niemand wollte diesen eine wirkliche Bedeutung beimessen. Die Stimmungsbarometer wie der ISM-Einkaufsmanagerindex erreichten immer neue Hochs.
Der Fokus lag jedoch auf den steigenden Inputkosten und dem damit einhergehende Druck auf die Margen. Denn genau diese Faktoren sind es, welche über die künftige Entwicklung der Gewinne und somit der Aktienkurse entscheiden.
Nun befinden wir uns allerdings in einer neuen Ausgangslage, welche die Q2-Ergebnisse in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Der Anstieg der Rohstoffpreise hat spürbar nachgelassen, womit die Ängste vor sinkenden Gewinnen nachließen.
Der Ölpreis notiert zwar weiterhin auf einem hohen Niveau, aber die Preise für andere wichtige Industrierohstoffe wie Holz, Kautschuk, Basismetalle und landwirtschaftliche Produkte sind um mindestens 10 % gefallen.
Insgesamt spricht alles dafür, dass die jüngste Korrektur nicht der Beginn eines Bärenmarktes ist. Ganz im Gegenteil, bis zum Jahresende darf mit neuen Gewinnen gerechnet werden.
JPMorgan prognostiziert weitere S&P 500 Gewinne
Der JPMorgan (NYSE:JPM) Analyst Dubravko Lakos-Bujas erhöhte aufgrund dessen sein Jahresendziel für den S&P 500 von ursprünglich 4400 auf 4600.
"Für Aktien bleiben wir insgesamt positiv gestimmt. Die jüngste von Ängsten getriebene Abschwächungsphase war verfrüht und übertrieben... Aktien und Anleihen werden zwar so gehandelt, als wenn die Weltwirtschaft beginnt in die späte Phase eines Zyklus einzutreten, aber unser Research kann dies in keinster Weise bestätigen. Ganz im Gegenteil, es sieht eher so aus, als wenn wir uns immer noch in einem frühen Zyklus befinden, der sich nur allmählich der Mitte nähert", so Lakos-Bujas von JPMorgan.
Ja, es gab ihn, den Rücksetzer im S&P 500. Das kann und will keiner leugnen. Aber mit dem Dienstag-Schlusskurs von 4323, reden wir immer noch über einen Anstieg von 15,10 % in diesem Jahr. Bis zu den von Lakos-Bujas angepeilten 4600 sind sogar noch 6,4 % Luft nach oben, was dann auch die magische Grenze von 20 % sprengen würde.
Morgan Stanley stellt sich auf größere S&P 500 Korrektur ein
Natürlich sind auch kritische Stimmen zu finden, wie der Morgan Stanley (NYSE:MS) Analyst Mike Wilson, der in der zweiten Jahreshälfte im besten Falle mit einer Konsolidierung rechnet.
Er sagte: "Es kommt bereits seit Monaten zu einer Verschlechterung des Gesamtmarktes und aus unserer Sicht handelt es sich um eine Bestätigung, dass die Mitte des Zyklus überschritten ist. Dies geht in der Regel mit einer Korrektur des Index um 10 bis 20 % einher. Die Verlangsamung des Gewinnwachstums kann größere Auswirkungen mit sich bringen, als die meisten erahnen".
Der Dreh- und Angelpunkt scheint also das Gewinnwachstum zu sein, welches nicht nur durch steigende Umsätze, sondern auch durch Margen beeinflusst wird. Und genau an dem Punkt rechnet der JPMorgan Analyst Lakos-Bujas mit noch mehr Potenzial, da die Rohstoffpreise eben nicht mehr weiter explodieren, wie es im Q1 der Fall war.
Der Invesco DB Base Metals Fund (NYSE:DBB) zog sich von seinem 21,30 Dollar Hoch um -5,13 % zurück. Zuvor kam es vom 1. Januar bis zu dem Hoch zu einem rasanten Anstieg um 23,41 %.
Der Invesco DB Agriculture Fund (NYSE:DBA) legte in diesem Jahr bis zum Hoch von 19,33 Dollar um 19,76 % zu. Seitdem ging es um -3,90 % bergab.
Aufwärtspotenzial bleibt intakt
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der nicht von der Hand zu weisen ist - die Wiedereröffnung der Wirtschaft. Inwiefern diese von Dauer ist, wird sich genauso zeigen müssen, wie die Auswirkungen der Brechstangenmethode von Boris Johnson.
Eine unumstößliche Tatsache ist jedoch, dass eine immer größer werdende Zahl der Wiederöffnungstitel bereits 30 bis 50 % unter den Q1 Höchstständen notieren. Einige der Aktien aus der Reisebranche haben sogar das Niveau von Juni letzten Jahres erreicht. Was schon irgendwie verwunderlich ist, da die Unsicherheit in Bezug auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie um einiges höher war als heute.
Daher ist der JPMorgan Analyst Lakos-Bujas der festen Überzeugung, dass zyklische Halbleiter, Banken (NASDAQ:KBWB), Konsumgüter und Energieaktien (NYSE:XLE) auf dem derzeitigen Niveau zu günstigen Konditionen eingesammelt werden können.
Fazit
Es sind sehr viele Parameter, welche letztendlich darüber entscheiden, wohin die Reise des S&P 500 gehen wird. Wie ungewiss die vor uns liegenden Monate sind, zeigen die völlig unterschiedlichen Ansichten namhafter Analysten.
Worauf man jedoch immer setzen kann, sind günstige Einstiegskurse. Aber was ist eigentlich günstig? Basierend auf den Daten von Aktienfinder.net sollte man sich aus dem Energiesektor Cabot Oil & Gas Corporation (NYSE:COG), Rubis SCA (PA:RUBF) und Enbridge Inc (NYSE:ENB) einmal näher ansehen, da die Kurse erheblich unter dem auf Basis des bilanzierten Gewinns ermittelten Fair Value liegen. Bei Banken versprechen UMB Financial Corporation (NASDAQ:UMBF), People’s United Financial Inc (NASDAQ:PBCT) und Zions Bancorporation (NASDAQ:ZION) gute Einstiegsmöglichkeiten. Im Bereich der zyklischen Konsumgüter lohnt es sich einen Blick auf die Nexstar Broadcasting Group Inc (NASDAQ:NXST) und Stella-Jones Inc. (TSX:SJ) zu werfen, die neben der Unterbewertung auch gutes Dividendenpotenzial versprechen.