Staatsanleihen: Renditen ziehen weltweit an - Investoren rechnen mit höherer Inflation

Veröffentlicht am 17.02.2021, 10:59
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Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen Staatsanleihen sind am Dienstag nach dem US-Feiertag am Montag und dem Freispruch des ehemaligen Präsidenten Donald Trump im Amtsenthebungsverfahren des Senats am Wochenende weiter nach oben gelaufen.

Nachdem die 10-jährige Anleiherendite am Freitag die 1,2 Prozent-Marke geknackt hatte, schoss sie am Dienstag auf über 1,3%. Die Rendite der 30-jährigen Schuldverschreibungen kletterte im Dienstagshandel auf über 2,09%.

Die Abstimmung im Senat war eine ausgemachte Sache. Die Republikaner hatten in vorangegangenen Abstimmungen bereits durchblicken lassen, dass sie ein Amtsenthebungsverfahren gegen einen Präsidenten, der aus dem Amt ausgeschieden ist, als nicht verfassungskonform ansehen. Die entscheidende Wende war der Verzicht auf den Aufruf von Zeugen, der das Verfahren um Tage oder gar Wochen in die Länge gezogen hätte.

Der Fokus liegt nun auf den Bemühungen von Präsident Joseph Biden um ein 1,9 Billionen Dollar schweres Konjunkturprogramm und die Verteilung der COVID-19-Impfstoffe, die die Wirtschaft wieder in Schwung bringen sollen. Die Anleger trennen sich von den supersicheren Staatsanleihen (die Renditen entwickeln sich invers zu den Kursen) und strömen in riskantere Anlagen.

Auch in Europa lag der Fokus auf politischen Entwicklungen. Mario Draghis erfolgreiche Bildung einer neuen Regierung in Italien erhöhte die Nachfrage nach den Staatsanleihen des Landes.

Zu einem Zeitpunkt erzeugte der Verkauf von 10-jährigen Schuldtiteln am Dienstag eine Nachfrage in Höhe von 110 Mrd. Euro, bevor der Schuldner die Bedingungen für die 10-Mrd.-Euro-Emission versüßte, indem er einen etwas niedrigeren Aufschlag als die 0,6% Rendite der bestehenden Anleihen ansetzte. Die Rendite 10-jähriger Anleihen sank im späten Handel auf unter 0,567%.

Die Investoren erwarten von Draghi, dem ehemaligen Chef der Europäischen Zentralbank, einen überzeugenden Plan für den Einsatz der 200 Milliarden Euro, die im Rahmen des Konjunkturprogramms der Europäischen Union für Italien vorgesehen sind.

Die Emission in Italien folgt auf das massiv überzeichnete Angebot der 50-jährigen spanischen Anleihen in der vergangenen Woche, als die 5 Mrd. Euro Emission 65 Mrd. Euro an Geboten für einen Kupon in Höhe von 1,45% anlockte.

Die Renditen der 10-jährigen spanischen Benchmark-Anleihen, die in der vergangenen Woche bis auf 0,105% gesunken waren, schossen in dieser Woche jedoch kurzzeitig auf mehr als 0,3% hoch, nachdem die Nachricht über den Ticker lief, wonach die pro-unabhängigen katalanischen Parteien ihre Mehrheit bei den Regionalwahlen am Sonntag ausgebaut hatten.

Angesichts der Wertpapierkäufe der Europäischen Zentralbank und der geplanten EU-Hilfen, die die Preise weiter in die Höhe treiben, nutzten die europäischen Länder das Interesse der Investoren eiligst aus. Portugal sammelte Anfang des Monats 3 Mrd. Euro durch 30-jährige Schuldverschreibungen ein und Belgien und Frankreich erlösten 5 Mrd. Euro bzw. 7 Mrd. Euro durch die Ausgabe von 50-jährigen Anleihen.

Die Anleiherenditen mit langen Laufzeiten sind nach der Emission in Spanien gestiegen, was einige Analysten spekulieren lässt, dass sich das Fenster für Longbonds allmählich schließen könnte.

Auf beiden Seiten des Atlantiks rechnen die Anleger nun mit höheren Inflationsraten als Folge der fiskalischen und geldpolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19. Die Rekordverschuldung infolge der Pandemie belastet auch die Anleihekurse, selbst wenn die Käufe der Zentralbanken sie derzeit noch stützen.

Die deutschen Anleiherenditen beispielsweise, die oft als Maßstab für ganz Europa betrachtet werden, sind gestiegen. Die 10-jährige Rendite erreichte am Montag ein Fünfmonatshoch von minus 0,376%, bevor sie am Dienstag auf minus 0,393% zurückging.

Der Spread zwischen der deutschen 10-Jahres-Rendite und der italienischen 10-Jahres-Rendite hat sich auf etwa 90 Basispunkte verringert, nachdem er sich im letzten Monat auf mehr als 120 Basispunkte ausgeweitet hatte.

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