Die Anleger grübeln immer noch, was sie mit US-Staatsanleihen tun sollen, als die maßgebliche Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen am Dienstag über die Marke von 1,7% sprang, nachdem sie am Freitag kurzzeitig unter diese Marke gefallen war und sich am Montag wieder darüber erholte.
Die Notenbanker der Federal Reserve haben letzte Woche ein Kommunikationsfeuerwerk abgefackelt, um den Markt zu versichern, dass die Inflation kein Problem sei und dass lockeres Geld für die vorhersehbare Zukunft an der Tagesordnung ist.
Aber die Nachfrage nach der siebenjährigen Anleihe bei der Auktion am Donnerstag fiel dennoch schwach aus, was möglicherweise die Sorgen der Anleger über die Preise trotz der Zusicherungen der Fed widerspiegelte. Die 62-Milliarden-Dollar-Emission war mit einer Bid-to-Cover Ratio von 2,23 nur unterdurchschnittlich überzeichnet, obwohl die Rendite von 1,3% rund 10 Basispunkte über der im Februar lag und doppelt so hoch war wie Ende 2020.
Der Bericht des US-Arbeitsministeriums zur Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft für März ist am Karfreitag fällig und höhere als erwartete Jobzuwächse könnten einen Ausverkauf auslösen, obwohl die Anleihemärkte vor Ostern um 12:00 Uhr Ortszeit schließen.
Die Prognosen sagen im Durchschnitt rund 630.000 neue Arbeitsplätze vorher - was ein großer Zuwachs gegenüber den besser als erwarteten 379.000 Neustellen im Februar wäre. Eine höhere Zahl würde die Erwartungen für eine sich rasch verbessernde Konjunktur verstärken, wie auch die damit verbundenen Inflationsrisiken.
Die gestrige Freilegung des havarierten Containerschiffs Ever Given hat den Suezkanal wieder für den Verkehr geöffnet und den Aufwärtsdruck auf die Ölpreise gemildert. Der Vorfall verstärkte jedoch die Sorgen über die Verwundbarkeit der Lieferketten, da der Mangel an allem, von Containern bis hin zu Computerchips für Automobile, bei steigender Nachfrage Druck auf die Preise ausübte.
Am Montag fühlte sich Christopher Waller in seiner ersten Rede als neu bestätigtes Mitglied des Fed-Gouverneursrates genötigt, die Unabhängigkeit der Zentralbank zu verteidigen und darauf zu bestehen, dass die Fed die Zinssätze nicht niedrig hält, um die staatliche Kreditaufnahme angesichts von Rekorddefiziten billig zu halten. War das zu viel des Dementis?
Die Europäische Union ist mit ihrer Absicht EU-Anleihen im Wert von 750 Mrd. EUR zu verkaufen, um einigen Mitgliedsländern zu helfen, beim deutschen Bundesverfassungsgericht aufgelaufen, das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anwies, keine Gesetze zur Ratifizierung des EU-Plans zu unterzeichnen, bis es eine Petition von Euroskeptikern geprüft hat.
Es wäre die erste Anleihe, die im Namen der EU ausgegeben wird, und die deutschen Kritiker sehen darin einen schlüpfrigen Pfad hin zu einer Vergemeinschaftung der Staatsschulden, welche die deutschen Steuerzahler schließlich dazu zwingen würde, den Schuldenberg der "faulen" Südeuropäer abzustottern. Die Europäische Kommission ist zuversichtlich, dass eine rasche Entscheidung zugunsten der EU kommen wird. Die Ratifizierung durch alle 27 Mitgliedstaaten soll bis Juli abgeschlossen sein, damit die Zahlungen irgendwann im Sommer losgehen können.
Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen, stieg am Montag um rund 4 Basispunkte auf minus 0,311%, nachdem die wöchentliche Umfrage in der Sonntagsausgabe der Boulevardzeitung Bild ergeben hatte, dass die Christdemokraten von Bundeskanzlerin Angela Merkel noch mehr Unterstützung wegen der Covid-19-Beschaffungsskandale und der verpfuschten Impfkampagne verloren haben.
Merkels Vermächtnis ist gefährdet, da sie wegen einer politischen Gegenreaktion gegen strengere Sperrmaßnahmen am Osterwochenende einen Rückzieher machen musste. Aber sie ringt weiter mit den Länderchefs, um eine gefürchtete dritte Infektionswelle abzuwehren.
Die Grünen kommen in aktuellen Umfragen auf 23% und liegen nur noch zwei Prozentpunkte hinter den Christdemokraten, die in sieben Wochen 11 Prozentpunkte verloren haben. Die Umfrage hat Diskussionen ausgelöst, welcher der beiden Parteiführer der Grünen bei den Bundestagswahlen im September als Kanzlerkandidat aufgestellt wird.
Die Rendite von Italiens 10-Jahresanleihe bewegte sich ebenfalls Auf und Ab, als das Land gleichfalls unter einer schleppenden Impfstoffkampagne und einem Anstieg der Infektionszahlen leidet. Am Montag bewegte sich die Rendite zwischen 0,598% und 0,658% und lag zu Handelsende am oberen Ende bei 0,639%.