Diese Woche hat an der Wall Street die Berichtssaison für das 1. Quartal begonnen. Bereits gestern veröffentlichen namhafte Namen wie JPMorgan Chase (NYSE:JPM) und Delta Air Lines (NYSE:DAL) ihre neuesten Finanzzahlen. Citigroup (NYSE:C) und UnitedHealth (NYSE:UNH) folgen heute.
Laut FactSet-Daten rechnen die Analysten für das erste Quartal mit einem Gewinnanstieg der S&P 500-Unternehmen um 4,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was hauptsächlich auf schwierige Jahresvergleiche und anhaltende makroökonomische Gegenwinde, einschließlich höherer Kosten und Lieferkettenprobleme sowie Arbeitskräftemangel zurückzuführen ist.
Sollte sich diese Prognose bestätigen, würde das 1. Quartal 2022 die niedrigste vom Index seit dem Schlussquartal 2020 gemeldete jährliche Gewinnwachstumsrate markieren.
Auf Sektorebene wird prognostiziert, dass sieben der elf Sektoren im Jahresvergleich ein Gewinnwachstum verzeichnen werden, vorne weg die Sektoren Energie, Industrie und Grundstoffe. Auf der anderen Seite wird erwartet, dass vier Sektoren im Jahresvergleich einen Gewinnrückgang melden werden, angeführt von den Sektoren Finanzen und Nicht-Basiskonsumgüter.
Die Umsatzerwartungen sind dagegen etwas vielversprechender, wobei die Erlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum voraussichtlich um 10,7 % steigen werden. Sollte sich dies bewahrheiten, so wäre dies das fünfte Quartal hintereinander mit einem Umsatzwachstum von über 10 %. Allerdings stellt dies auch die niedrigste annualisierte Umsatzwachstumsrate seit 2020 dar.
Zehn der elf Sektoren werden im Jahresvergleich voraussichtlich ein Umsatzwachstum verzeichnen, angeführt von den Sektoren Energie, Materialien und Immobilien.
Im Folgenden stellen wir zwei Sektoren vor, deren Finanzergebnisse voraussichtlich eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahreszeitraum zeigen werden, und einen Sektor, dessen Gewinne unter den aktuellen Marktbedingungen voraussichtlich am stärksten einbrechen werden.
1. Energie: Steigende Öl- und Gaspreise sorgen für ein verbessertes Gesamtergebnis
- Prognostiziertes Q1-EPS-Wachstum: +252,6 % im Jahresvergleich
- Prognostiziertes Umsatzwachstum im 1. Quartal: +44,9 % im Jahresvergleich
Der Energiesektor wurde vor mehr als einem Jahr schwer durch die Corona-Lockdowns getroffen, soll aber laut FactSet mit einem beeindruckenden Gewinnanstieg pro Aktie um 252,6 % im Jahresvergleich den größten Gewinnzuwachs aller elf Sektoren verzeichnen.
Höhere Ölpreise kamen dem Sektor zugute: Der Durchschnittspreis für Rohöl der Sorte WTI lag im ersten Quartal 2022 bei 95,10 USD je Barrel und damit 63 % über den 58,14 USD im ersten Quartal 2021. Basierend auf FactSet-Daten wird der Sektor mit prognostizierten 44,9 % den höchsten Umsatzanstieg im Jahresvergleich aller elf Sektoren verzeichnen.
Auf Unternehmensebene dürften ExxonMobil (NYSE:XOM), Chevron (NYSE:CVX) und ConocoPhillips (NYSE:COP) zum Gewinnanstieg des Sektors im Jahresvergleich am meisten beitragen, wobei alle drei Energiegiganten ein zweistelliges Gewinn- und Umsatzwachstum prognostizieren.
Zwei weitere namhafte Titel der Gruppe, deren Finanzergebnisse für das erste Quartal eine deutliche Verbesserung erwarten lassen, sind Occidental Petroleum (NYSE:OXY), das einen Gewinn je Aktie von 1,75 USD gegenüber einem Verlust je Aktie von 0,15 USD im Vorjahreszeitraum erwarten lässt, und Marathon Petroleum (NYSE:MPC), das einen Anstieg des Gewinns je Aktie um 700 % im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen dürfte.
Laut dem InvestingPro+ Energy Stock Screener dürften gleich mehrere bekannte Namen im ersten Quartal ein robustes Gewinn- und Umsatzwachstum aufweisen, darunter Hess (NYSE:HES), Valero Energy (NYSE:VLO), Continental Resources (NYSE:CLR) (ETR:CONG) und Coterra Energy (NYSE:CTRA).
Quelle: InvestingPro
Der Energy Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLE), ein ETF, der einen nach Marktkapitalisierung gewichteten Index von US-Energieunternehmen im S&P 500 abbildet, ist seit Jahresbeginn um 41,3 % gestiegen. Er ist mit Abstand der leistungsstärkste Sektor des Jahres 2022. Im Vergleich dazu ist der S&P 500 im gleichen Zeitraum um 7,7 % gefallen.
Neben Exxon, Chevron und ConocoPhillips gehören EOG Resources (NYSE:EOG), Schlumberger (NYSE:SLB), Pioneer Natural Resources (NYSE:PXD), Williams Companies (NYSE:WMB) und Devon Energy (NYSE:DVN) zu den größten Beteiligungen des Fonds.
2. Materialien: Metall-Rallye kurbelt Gewinn und Umsatzwachstum an
- Prognostiziertes Q1-EPS-Wachstum: +30,9 % im Jahresvergleich
- Prognostiziertes Umsatzwachstum im 1. Quartal: +20,6 % im Jahresvergleich
Der Sektor umfasst Unternehmen aus der Metall- und Bergbau-, Chemie-, Baustoff- sowie Behälter- und Verpackungsindustrie. Den FactSet-Prognosen für das erste Quartal zufolge dürfte der Sektor den drittgrößten Gewinnsprung aller 11 Sektoren im Jahresvergleich aufweisen. Gegenüber dem turbulenten Vorjahreszeitraum wird mit einem Anstieg des Gewinns je Aktie um etwa 31 % gerechnet.
Bekannte Metalle wie Gold, Kupfer, Nickel, Platin, Palladium und Aluminium haben sich massiv verteuert, was dem Sektor auf die Sprünge geholfen hat. Beim Umsatzwachstum belegt der Sektor mit plus 21 % im Vorjahresvergleich immerhin den zweiten Platz.
Für drei der vier Branchen des Sektors wird für das Auftaktquartal ein zweistelliges Gewinn- und Umsatzwachstum erwartet. Bei den Unternehmen aus dem Bereich Metalle und Bergbau dürfte sogar ein sattes Gewinn- und Umsatzwachstum von 69 % bzw. 35 % herausspringen.
Im Gegensatz dazu ist der Materials Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLB), der einen nach Marktkapitalisierung gewichteten Index der US-amerikanischen Grundstoffunternehmen im S&P 500 abbildet, im Jahr 2022 um 2,8 % gefallen.
Zu den zehn wichtigsten Aktienbeteiligungen von XLB gehören Linde (NYSE:LIN), Freeport-McMoRan Copper & Gold (NYSE:FCX), Newmont Mining (NYSE:NEM) , Sherwin-Williams (NYSE:SHW), Air Products & Chemicals (NYSE:APD), Ecolab (NYSE:ECL), Dow (NYSE:{ {259|DOW}}), Corteva (NYSE:CTVA), Nucor (NYSE:NUE) und DuPont de Nemours (NYSE:DD).
Dem Pro+ Materials Stock Screener zufolge ragen gleich mehrere Unternehmen aus dieser Gruppe durch ihr Potenzial heraus, beeindruckende Ergebnisse zu liefern. Das erste ist der Spezialchemiekonzern Albemarle (NYSE:ALB), der im Jahresvergleich ein Gewinnwachstum von 470 % melden dürfte. Und dann wäre da noch CF Industries (NYSE:CF), das für das Auftaktquartal einen Gewinn je Aktie von 4,26 USD erwarten lässt. Gegenüber einem Gewinn je Aktie von nur 0,67 USD im Vorjahreszeitraum stellt dies eine erhebliche Verbesserung dar.
Mosaic (NYSE:MOS) und Vulcan Materials (NYSE:VMC) sind zwei weitere Unternehmen, die man im Auge behalten sollte. Beide Unternehmen florieren nahezu im aktuellen inflationären Umfeld.
Quelle: InvestingPro
3. Finanzen: Banken sind die Verlierer
- Prognostiziertes Q1-EPS-Wachstum: -25,7 % im Jahresvergleich
- Prognostiziertes Umsatzwachstum im 1. Quartal: +1,4 % im Jahresvergleich
Dem Finanzsektor droht in diesem Quartal dagegen der größte Gewinnrückgang im Jahresvergleich: Laut FactSet dürfte der Gewinn je Aktie um 25,7 % gegenüber dem Vorjahresquartal sinken. Mit einem erwarteten Wachstum von nur 1,4 % dürfte die Gruppe auch den zweitniedrigsten Umsatzanstieg im Jahresvergleich melden.
Angesichts höherer Rückstellungen für Kreditausfälle, einer Abschwächung des Aktiengeschäfts und geringer M&A-Aktivitäten dürfte der Gewinn in allen fünf Branchen des Sektors um mehr als 10 % zurückgehen, allen voran bei den Banken (-36 %), aber auch im Bereich der Verbraucherfinanzierung (-26 %), den Kapitalmärkten (-19 %) und den Versicherungen (-10 %).
Auf Unternehmensebene tragen wohl Citigroup, Goldman Sachs (NYSE:GS), JPMorgan Chase und Wells Fargo (NYSE:WFC) am stärksten zum Rückgang des Sektors im Jahresvergleich bei, denn bei allen vier Bankengiganten rechnen die Experten mit einem Rückgang des Gewinn- und Umsatzwachstums.
Besonders schwache Zahlen für das erste Quartal werden laut dem InvestingPro+ Financial Stock Screener von zwei namhaften Unternehmen der Gruppe erwartet: Prudential (LON:PRU) Financial (NYSE:PRU), das voraussichtlich ein EPS von 2,73 USD ausweisen wird, ein Rückgang von 33,5 % gegenüber dem Vorjahr, und Allstate (NYSE:ALL), das gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang des EPS von 54 % verzeichnen dürfte.
Quelle: InvestingPro
Der Financial Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLF) bildet einen nach Marktkapitalisierung gewichteten Index von Aktien des Finanzsektors aus dem S&P 500 ab und ist seit Jahresbeginn um rund 4,5 % gefallen.
Zu den zehn wichtigsten Beteiligungen des XLF gehören Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa), JPM, Bank of America (NYSE:BAC), Wells Fargo, Morgan Stanley (NYSE:MS) (NYSE:{{8056|MS} }), Charles Schwab (NYSE:SCHW), American Express (NYSE:AXP), Citi, Goldman und BlackRock (NYSE:BLK).