Dass JPMorgan (NYSE:JPM) am Wochenende die First Republic Bank (NYSE:FRC) übernommen hat, wurde an den Börsen begrüßt. Ein Scheitern der angeschlagenen Regionalbank hätte die Nervosität deutlich erhöht. Nun konzentrieren sich die US-Investoren auf die morgige FED-Entscheidung, bei der eine letztmalige Anhebung um 0,25% erwartet wird. Darüber hinaus werden die Schatten des X-Tages immer länger: Janet Yellen teilte dem Repräsentantenhaus mit, dass eine Abgleichung der US-Steuereinnahmen ergeben hätte, dass das Schuldenlimit bereits Anfang Juni erreicht sein könnte. Der Kongress müsse unbedingt bis zum 1. Juni das Limit anheben oder aussetzen.
Die Pazifikregion wurde heute früh überrascht von einer 0,25%-Zinsanhebung der Bank of Australia. Der ASX 200 verlor 0,9%, während der Austral-Dollar um 1,2% zum US-Dollar anzog. Am Wochenende hatte China von einer überraschenden Abkühlung der Fabrikaktivitäten im April berichtet. Der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel mit 49,2 nach 51,9 im März in den kontraktiven Bereich zurück. Erwartet war ein Anstieg auf 51,4. Vor allem die Subkomponente „neue Exportaufträge“ fiel deutlich: von 50,4 auf 47,6. Freilich zeugt der Start in die „Golden Week“ von hoher Ausgabelust der chinesischen Bevölkerung. Die South China Morning Post berichtet von einem Anstieg der Reiseaktivitäten in den ersten drei Tagen um 162 Prozent ggü. 2022. Es könne sein, dass der Vor-Covid Stand von 2019 überstiegen wird. Parallel dazu wird erwartet, dass die Konsumausgaben u.a. für Hotels und Freizeitanlagen kräftig zulegen. Die Börsen in China sind wegen der Feiertage weiterhin geschlossen. Der Hang Seng Index legte 0,5% zu, was insbesondere an einem 3,9%-Kurssprung der HSBC (LON:HSBA) lag: die britische Bank hat ihren Gewinn vervielfacht, will erstmals seit 2019 Dividende zahlen und hat einen Aktenrückkauf angekündigt.
Damit ist die HSBC auch der größte Gewinner im STXE 50, der Bankensektor führt neben den Technologieaktien die Liste der Branchen an. Bei den Techwerten sind insbesondere mit Infineon (ETR:IFXGn) und ASML (AS:ASML) Unternehmen der Chip-Industrie gefragt. Gesucht sind auch britische Immobilienwerte, nachdem die Häuserpreise erstmals seit sieben Monaten im April wieder gestiegen sind. Am hinteren Ende notieren Energiewerte (NYSE:XLE) - BP (LON:BP) hat einen Ergebnisrückgang gemeldet, der Gewinn fiel aber dennoch höher aus als erwartet. Belastet wird der Kurs laut Beobachtern, weil das angekündigte Aktienrückkaufprogramm mit 1,75 Mrd USD geringer ausfällt als mit 2,5 Mrd erwartet. Zudem setzt auch der weiter fallende Ölpreis den Kursen der Branche zu. Schwach heute zudem auch Telekommunikationswerte.
Das kräftige Umsatzminus im deutschen Einzelhandel ist in erster Linie eine Folge der hohen Inflation: der gemeldete Rückgang im März von 2,4% ist ein realer Wert, also nach Abzug der Inflation. Nominal haben die Kunden mehr Geld ausgegeben. Dass es nicht auch zu einem realen Umsatzanstieg reichte, liegt auch daran, dass die Verbraucher hohe Reallohnverluste hinnehmen mussten. Da nun kräftige Lohnzuwächse bzw. temporäre Inflationsausgleichszahlungen anstehen, könnte sich der Konsum in Q2 stärker beleben.
Die EZB berichtet, dass sich die Kreditvergabe in Q1 im Euroraum an nicht-finanzielle Unternehmen und an private Konsumenten verlangsamt hat. Das lag sowohl an weiteren Straffungen der Vergabekonditionen als auch an verringerter Nachfrage aufgrund der gestiegenen Zinssätze. Der Eurozonen-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe hat sich im April mit 45,8 etwas weniger eingetrübt als zunächst mit 45,5 ermittelt worden war. Bei den April-Inflationsdaten der Eurozone wird ein Anstieg der Verbraucherpreise (CPI) um 7% zum Vorjahr und um ,9% zum März erwartet. Für die Kernrate wird 5,7% / 1,1% prognostiziert. Dies ist der letzte große Impulsgeber vor der EZB-Sitzung, wo ein 0,25%-Zinsschritt als der derzeit wahrscheinlichste Output gilt.
Im APX gewinnen EM-Aktien einen, der DAX zwei Punkte.