Erneut waren es insbesondere die Technologiewerte unter Führung der Halbleiterunternehmen, die den S&P 500 am Freitag auf ein neues Allzeithoch hievten. Der schwergewichtige VanEck Semiconductor-ETF setzt diesen Aufschwung heute früh fort und eröffnet 1,5% höher: in Fernost hat Taiwan Semiconductors (TSMC (NYSE:TSM)) die in New York erzielten Zugewinne weiter ausbauen können und in Europa führt ASML (AS:ASML) zur Stunde den ESX 50 an. Der Nasdaq 100 kletterte am Freitag um 1,5%, der S&P 500 hingegen „nur“ um 0,9%. Das zeigt erneut, wie sehr die Rallye der Techs die Performance des S&P 500 positiv verzerrt. Das ist auch am Vergleich des S&P 500 mit dem Equal Weight Pendant erkennbar: hier stehen seit Jahresanfang +7,6% vs. +3,8%. Beim Equal Weight spielen die Techs keine so herausragende Rolle, sind aber dennoch natürlich darin enthalten. Mit anderen Worten: ohne Techs wäre der Jahresstart für die Aktienmärkte erheblich unspektakulärer verlaufen. Bezogen auf den S&P 500 haben 76% der Unternehmen in der Berichtssaison positiv überrascht. Das lag zum großen Teil an den weiterhin hohen Gewinnmargen, was bezeugt, dass die Unternehmen die gestiegenen Produktionskosten an ihre Kunden in Form höherer Preise weitergeben konnten. Das Gewinnwachstum des S&P 500 lag bei +8%, zu Beginn der Q4-Berichtssaison war lediglich +1,2% erwartet worden. Aber was sich so gut liest, hat einen großen Haken: die 7 Megacaps vermeldeten laut Bloomberg einen Gewinnanstieg von 59%. Die anderen 493 Firmen hingegen verzeichneten einen Rückgang um 1,6%. Hier schließt sich der Kreis und es ist also nicht verwunderlich, dass ex-Techs und Big 7 die US-Aktien kaum vom Fleck kommen.
Die am Freitag gemeldeten US-Konjunkturzahlen fielen erneut überwiegend etwas schwächer als prognostiziert aus. S&P Global vermeldete zwar einen soliden Einkaufsmanagerindex von 52,5 für das verarbeitende Gewerbe, aber das Pendant von ISM sank überraschend deutlich mit 47,8 noch tiefer in die kontraktive Zone. Das war zugleich der 16. Rückgang in Folge. Die Industrie vermeldet zögerliche Neuaufträge und auch eine leichte Drosselung der Produktion. Auch der Index der Uni Michigan, der das Verbrauchervertrauen misst, fiel mit 76,9 unter den Januarwert zurück.
Die Fernostbörsen zeigten sich heute früh unentschlossen. Chinas Investoren warten, was morgen auf dem Nationalen Volkskongress an neuen stimulierenden Wirtschaftsmaßnahmen beschlossen wird. Etwas verstimmen dürfte, dass die seit 30 Jahren übliche Pressekonferenz im Anschluss an das jährlich stattfindende Meeting ausfällt. Das wird als weiterer Gängelungsschritt empfunden, einerseits für Premier Li Qiang, andererseits auch für die Öffentlichkeit, da es deshalb ja auch keine Frage/Antwort-Runde gibt.
Auffallend fest präsentierten sich am Freitag die Energie- und Rohstoffmärkte, was u.a. am Rückgang der Renditen im Zusammenhang mit den o.a. schwächeren Konjunkturdaten lag. Hinzu kamen beim Gold charttechnische Impulse (Break bei 2055 USD). Der Ölpreis war in Erwartung auf eine weiterhin sich selbst beschränkende OPEC + gestiegen. Tatsächlich bestätigte nun das Kartell, die um 2 Mio Barrel pro Tag gedrosselte Ölförderung bis Ende Juni beizubehalten. Brent und WTI notieren trotz schleppender Weltkonjunktur auf den höchsten Ständen seit November, angeblich stehen dahinter auch Eindeckungen von Leerverkäufern. Die nächsten Impulse dürften nun von Chinas Aussagen auf dem morgigen Kongress zum geplanten Wirtschaftswachstum kommen sowie von der Entwicklung in Nahost wegen des hohen Mehrverbrauchs der Reedereien, die in Folge der Attacken im Roten Meer den langen Umweg über Südafrika nehmen.
In Europa zeigen sich die Schwergewichte des STXE 50 heute mit +0,4% auf Indexebene freundlich. Gehobene Gebrauchsgüter (Luxusgüter und Autos) leiden jedoch unter Gewinnmitnahmen, was wegen derer hohen Gewichtung im ESX 50 diesen relativ ausbremst.
Der APX verliert 2 Punkte wegen des haussierenden Goldpreises.