Die Börsen in Ostasien und Australien präsentierten sich heute früh überwiegend freundlich. Erneut wurde die Entwicklung angeführt von Hongkong, wobei aber im Handelsverlauf leichte Ermüdungserscheinungen auftraten. Trotzdem reichte es noch für +1,2% bzw. +1,7% im Tech-Segment. Deutlich beschleunigte sich die Aufwärtsbewegung in China, wo insbesondere das Schwergewicht Kweichow Moutai (SS:600519) um 4,4% zulegte. In Südkorea stimulierten weiterhin die Steuererleichterungspläne die Aktien der Halbleiterbranche.
Wieder einmal erweist sich die 9000er Marke beim ESX 50 NR Index als hartnäckige Hürde. Nachdem der Index Anfang Dezember zweimal dort hängen blieb, markierte dieser Stand auch gestern das Tageshoch und verlockt heute einige Anleger zu Gewinnmitnahmen, was bei +5,5% seit Ende letzter Woche aber nicht verwundern darf.
Die FED-Minutes erinnerten die Investoren daran, dass die US-Notenbank sich Inflationsbekämpfung als oberstes Ziel auf die Fahnen geschrieben hat. Eine Lockerung sei erst zu erwarten, wenn die Tendenz bei der Preisentwicklung wieder auf die 2%-Marke zusteuere. Die Absenkung der Zinserhöhungen auf zuletzt 0,5% dürfe nicht missinterpretiert werden als Signal, dass sie in ihren Bemühungen nachlasse oder sich bereits am Ziel sähe. Die historische Erfahrung aus den 1970er Jahren belege die Gefahren einer voreiligen Lockerung. Das Protokoll zeigt, dass kein Mitglied des Komitees zum Zeitpunkt der Erstellung daran glaubte, dass die Zinsen bereits in 2023 wieder gesenkt werden. Der Markt hingegen erwartet zwar noch einen weiteren Anstieg um 0,5-0,75%, jedoch dann eine erste Umkehr gegen Jahresende. Laut Minutes ist es den FED-Mitgliedern bewusst, dass sie mit zwei politischen Risiken zu kämpfen haben: einerseits Inflationsbekämpfung, aber damit einhergehend auch mit der Gefahr, die Wirtschaft zu sehr abzukühlen und Teilen der Bevölkerung damit schwere Lasten aufzubürden. Die Veröffentlichung des Protokolls löste keine größere Bewegung an den US-Aktienbörsen aus. Auch Anleihen und Devisenkurse reagierten kaum.
Auffallend ist der angekündigte große Stellenabbau bei Salesforce (NYSE:CRM) und Amazon (NASDAQ:AMZN). Die personelle Verschlankung der Techgiganten setzt sich in unvermindertem Tempo fort. Ob das eine Vorahnung auf schwierige Zeiten ist? Der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes hat sich im Dezember auf 48,4 nach 49,0 weiter abgeschwächt. Insbesondere die Komponente „Produktion“ zeigt deutliche Bremsspuren. Der anhaltende Nachfragerückgang sowohl aus den USA wie aus dem Ausland könne laut des Instituts Produktion und Beschäftigung in den nächsten Monaten weiter beeinträchtigen. Der Abbau großer Orderbestände würde zwar bislang als Puffer dienen und Schlimmeres verhindern, aber das Versiegen von Folgeaufträgen könne sich zum Problem entwickeln. Passend dazu: die US-Automobilindustrie verzeichnete 2022 mit 13,7 Mio verkauften Einheiten das schlechteste Vertriebsjahr seit 2011. Gestiegene Preise und höhere Zinsen könnten auch 2023 zu einem schwierigen Jahr werden lassen. In die gleiche Kerbe schlägt auch diese Meldung von gestern: der Baltic-Dry-Index verzeichnete einen dramatischen Einbruch bei den Frachtraten um 17,5%, das ist der größte Rückgang seit den 80er Jahren. Dahinter steht laut Dow Jones News eine massiv gesunkene Nachfrage aus China. Ein wichtiger Frühindikator sind die Rohstoffpreise, hier gab es zuletzt – ebenfalls wegen Sorgen um Chinas Wirtschaft - deutliche Einbrüche, abgesehen von Sonderfällen wie z.B. dem Goldpreis. Immerhin ermutigend heute: Aktien der Sektoren Basic Resources und Ölaktien (NYSE:XLE) ziehen erstmals seit Montag heute in Europa wieder an.
Der APX verliert 4 Punkte wegen des Industriemetalls Kupfer (wobei der Preis heute früh aber leicht zulegt) und gewinnt einen Zähler wegen des Shanghai Composite Index.