Die europäischen Börsen starteten verhalten in den Handel. Im Fokus stehen nun die US-Arbeitsmarktdaten, die am Freitag veröffentlicht werden. Von ihnen erhofft man sich einen weiteren Hinweis darauf, ob die US-Wirtschaft in eine Rezession rutscht oder noch mit einer weichen Landung zu rechnen ist. Die gestern veröffentlichte JOLTS-Umfrage zum US-Arbeitsmarkt zeichnet ein eher rezessives Bild, leidet aber unter der drastisch gesunkenen Datenqualität, da immer weniger Unternehmen an der Umfrage teilnehmen. Ein weiterer Vorgeschmack auf den Freitag kommt heute von den ADP-Daten.
Die US-Zinsstrukturkurve begann sich, getrieben von den JOLTS-Daten, zu versteilen. Die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen lagen für kurze Zeit über denen für zweijährige US-Staatsanleihen. Nach einer Phase der Inversion der Zinsstrukturkurve (kurze Zinsen höher als lange Zinsen), wie wir sie nun eine Weile hatten, gilt dies als Indikator für den Beginn einer Rezession. In diesem Umfeld nahmen auch die Wetten auf eine schnellere Zinssenkung durch die US-Notenbank in den Geldmarkt-Futures zu und mehr Geld floss in Staatsanleihen. Historisch betrachtet begannen Zinssenkungen in den USA jedoch immer mit kleineren Schritten.
Mit Blick auf die Historie lohnt sich auch ein Blick auf die typische Saisonalität in einem Wahljahr in den USA. In der Regel tendiert die US-Börse von September bis November unter deutlichen Schwankungen leicht nach oben. In einem Wahljahr kommt es hingegen zu einer leichten Abwärtstendenz, die nach der Wahl von einer deutlichen Aufwärtsbewegung abgelöst wird. Solche Auswertungen sind mit einer Portion Skepsis zu betrachten, da die Stichproben aus Sicht eines Statistikers klein sind und durch einzelne große Jahresbewegungen verzerrt werden können. Dennoch bieten sie eine gewisse zusätzliche Orientierung.
Die Bank of Canada hat gestern die Zinsen gesenkt und damit ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht, dass die Wirtschaft zu schwach ist und die Inflation zu schnell fällt.
In Asien folgten die Börsen den Vorgaben der Wall Street, wo sich die Lage nach den schweren Verlusten vom Dienstag stabilisiert hatte. In Tokio setzte sich die Talfahrt nach dem Einbruch vom Vortag zunächst mit vermindertem Tempo fort und endete dann aber etwas freundlicher. Belastend wirkt der steigende Yen. An den chinesischen Aktienmärkten werden weiterhin die jüngsten, insgesamt gemischt ausgefallenen Einkaufsmanagerdaten verarbeitet. Das Verbrauchervertrauen leidet weiterhin unter der Immobilienkrise. Auch ein angeblich von der chinesischen Regierung geplantes Vorziehen der neuen, niedrigeren Hypothekenzinsen wird nicht als großer Durchbruch gewertet.
Die abwartende Haltung an der Börse spiegelt sich auch im heutigen apano-Stimmungsindex-Index wider, der unverändert bei zuversichtlichen 20 Punkten liegt.