Die Investoren enteilen den Notenbanken. An den Börsen wurde gestern bereits das Thema „Rezession“ durchgehandelt: heftigste Verluste bei Rohstoffen, verbunden mit einem dramatischen Rückgang der Renditen. Während die globalen Notenbanken noch ziemlich am Anfang ihres Geldstraffungsprozesses stehen, handeln die Anleger bereits die Konsequenzen eines eventuellen Nachfrageeinbruchs. Kurios: der anhaltende Absturz der Rohstoffpreise kann nun dazu führen, dass die Inflation überraschend schnell gebändigt wird und das Verhalten der Investoren die angedachte Zinserhöhungslawine zum Stoppen bringt. Vor einigen Tagen wurde Cathie Wood von diversen US-Wirtschaftsmedien verspottet, weil sie massiv Techwerte zukaufte. Aber im Grunde macht es Sinn: Techs haben wegen ihres Kurseinbruchs inzwischen „Value“, sind zinssensitiv und weniger Konjunktur abhängig als viele andere Sektoren. Wer weiß, vielleicht sehen wir zur Zeit den Beginn eines Favoritenwechsels an den Börsen? Im April betrug die 2022er Überperformance von Basic Resources zum STXE 600 noch 30%, jetzt sind es gerade noch 7, und in den USA hat vor einem Monat die Unterperformance des Nasdaq 100 zum S&P 500 geendet. Gestern waren die Techs die Retter der Märkte und führten zu dem kräftigen Turnaround, der sich heute in Europa fortsetzt. Mit 2,82% sind die 10y-Renditen auf einem Niveau, das für Aktien bullish ist. Trotzdem muss natürlich aufgepasst werden, es wäre gefährlich, sollte die Konsensmeinung schon dahin gedriftet sein, dass die FED bereits in Kürze ihren Straffungskurs beendet. Das wäre voreilig: Jerome Powell hat in der Pressekonferenz der Juni-Sitzung klar gemacht, dass die US-Notenbank eine ganze Serie von beruhigenden Inflationsdaten sehen will, bevor sie ihr Verhalten ändert. Russland verknappt das Energieangebot weiter, dieses Mal werden Öltransits aus Kasachstan blockiert. Überall auf der Welt laufen heftige Verhandlungen über massive Lohnerhöhungen – was die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale weiter antreibt. Das sind nur zwei Beispiele, dass die Inflation noch längst nicht unter Kontrolle ist. Südeuropäische Staatsanleihen profitieren weiterhin von den EZB-Plänen zur Umverteilung aus den PEPP-Fälligkeiten. 10y Spanien überwinden den 50-Tage-Trend, was dem apano-Stimmungsindex +2 Punkte. Auf der Gegenseite kostet die DAX-Vola einen Punkt. Relevant heute Abend die Veröffentlichung des Protokolls der Juni FED-Sitzung („Minutes“). Dieses wird ganz sicher scharfe Worte beinhalten. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.