Das sehr moderat angesetzte Wachstumsziel Chinas hat zur Folge, dass der Staat weniger stimuliert, also die Netto-Neukreditaufnahme des Landes niedriger ausfällt als erwartet. Diese fiskalische Zurückhaltung mündet darin, dass sich das Angebot an globalen Staats-Anleihen (minimal) verknappt und ceteris paribus damit die weltweiten Preise für Bonds leicht steigen könnten. Das bedeutet niedrigere Zinsen. Zugleich fällt bei einem flacher verlaufenden chinesischen Wirtschaftskurs die globale Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen geringer aus als ursprünglich erwartet. Das wiederum bremst die Inflationserwartungen und ist damit ein zweites Argument für steigende Anleihekurse bzw. niedrigere Zinsen. So in etwa dürften gestern die Investoren die Ergebnisse von Tag 1 des chinesischen Volkskongresses für sich gedeutet haben. In Folge der fallenden US-Renditen stiegen die hoch gewichteten Technologiewerte, was wiederum den S&P 500 - neben einer positiven Apple (NASDAQ:AAPL) Studie - beflügelte. Der Indexstand lieferte jedoch ein verzerrtes Bild, längst nicht alle Branchen performten gestern gut. Es lagen demnach keine Nettomittelzuflüsse vor. Beweis hierfür: regelrecht schwach tendierte der Nebenwerteindex Russell 2000 mit -1,5%.
Bloomberg hat eine eigene Theorie für die Rallye des S&P 500 in der Vorwoche: viele Investoren ständen an der Seitenlinie, so dass der Markt ausgedünnt sei. Deshalb hätten Trend folgende Handelssysteme (CTAs) hohen Einfluss ausüben können. Laut Nomura (TYO:9716) haben die CTAs am Donnerstag und Freitag für 12 Mrd USD US-Aktien(-indizes) gekauft. Erstmals seit 18 Monaten seien Trendfolger nun mit einem höheren Exposure investiert als klassische Fondsmanager.
Auch in Europa rotieren zur Stunde die Sektoren den zweiten Tag in Folge, während die Indizes auf der Stelle treten. In Deutschland ist der Auftragseingang der Industrie im Januar dank ausländischer Bestellungen um 1% gestiegen, erwartet worden war ein Rückgang in gleicher Größenordnung. Trotzdem liegt der Wert 10% tiefer als im Vorjahr. Auch der preisbereinigte Umsatz der deutschen Industrie legte im Januar leicht zu, um 0,2%.
Chinas Börsen gaben heute erneut nach, auch der Versuch einer Rallye im Hang Seng Tech Index scheiterte. Zusätzlich zu den enttäuschenden Aussagen des Volkskongresses verschreckten ernüchternde Handelszahlen: die Ausfuhren lagen Ende Februar 6,8% niedriger als im Zweimonatsvergleich 2022. Morgan Stanleys Chefökonom für das Chinageschäft sieht für das Land durchaus die Gefahr, dass 2023 ein Jahr mit schrumpfendem Export werden könnte. Freilich hatten die Prognosen noch niedriger gelegen und auch ggü. der Dezemberveröffentlichung, wo der Zweimonatsvergleich -9,9% betragen hatte, zeigte sich eine leichte Aufhellung. Richtig schlecht sieht es bei den Importen aus: diese sackten im Vorjahresvergleich in der Jan-Feb Periode um 10,2% ab. Dieser Wert lag weit unter den Prognosen (-5,1%) und dem Dezemberwert (-7,%). Wall Street Journal interpretiert dies so: Chinas Wiederöffnung hat bislang noch nicht zu Infrastrukturinvestments geführt. Des Weiteren spricht WSJ von zusammengebrochenen Geschäftsbeziehungen zu Europa und den USA während Covid. Symptomatisch hierfür: die Exporte in die EU fielen um 12,1%, in die USA sogar um 21,8%.
Heute dürften die Börsen zunächst auf der Stelle treten, bis Jerome Powell später am Tag vor dem Bankenausschuss des Senats auftritt. Die Investoren erhoffen sich weitere Aufschlüsse über den Status Quo und die nächsten Schritte der FED. Wells Fargo (NYSE:WFC) argumentiert, dass die Investoren mittlerweile sehr/zu pessimistisch seien bezüglich des Zins-Peaks. Die Bank sieht deshalb positives Überraschungspotenzial.
Wir haben den Netto-Investitionsgrad im von uns betreuten apano Global Systematik gestern weiter erhöht, auf aktuell 81%. Im APX gibt es heute keine Änderungen. Auffallend ist der weitere Rückgang der Volas und Creditspreads.