Am Mittwoch rotierten die Sektoren der US-Börsen (ETR:SXR4): zu Lasten der Techwerte wurden Small Caps und Zykliker (NYSE:XLY) gekauft. Am Donnerstag lösten schwache Konjunkturdaten - die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind auf den höchsten Stand seit Oktober 2021 gestiegen - einen Rückgang der US-Anleiherenditen aus. Das führte zu einer teilweisen Umkehrung der Branchenrotation. Interessant ist, zu sehen, dass trotz der zurückliegenden Rallye des Technologiesektors der Trade „Renditen runter / Nasdaq rauf“ also immer noch zu funktionieren scheint. Dennoch bleibt festzuhalten: auf Ebene des S&P 500 treten die Börsen im Leerlauf auf der Stelle. Frisches Geld? Fehlanzeige! Ein wenig Nervosität besteht vor der Tagung der FED nächste Woche, weil mit Australien und Kanada zwei große Industrienationen überraschend die Zinsanhebungen fortgesetzt haben. Freilich warnen einige Beobachter vor Missinterpretation: dies sei kein Trendsetting, sondern lediglich vorauseilende Antizipation. Es wird weitgehend erwartet, dass die FED entweder im Juni oder im Juli noch einmal um 25 Basispunkte erhöht.
Japans Börsen haben nach mehrtägiger Schwäche heute wieder zugelegt. Das liegt evtl. am dortigen Verfallstag oder an der gestrigen Meldung, dass das BIP in Q1 mit +2,7% zum Vorjahr deutlich stärker gestiegen ist als mit 1,9% prognostiziert. Das Wachstum ggü. Q4 2022 betrug 0,7%, hier war +0,5% erwartet worden. Freilich meldete die Agentur Kyodo, das Japans Regierung plane, aus dem Krisenmodus auszusteigen, also die staatlichen Ausgaben zu drosseln. Dagegen ermuntere die Regierung die Firmen, Gehälter anzuheben und mehr Menschen einzustellen, um so das Wirtschaftswachstum aufrecht zu erhalten. Ebenfalls gestern verkündeten die sechs großen staatlichen chinesischen Geschäftsbanken, dass sie ihren Einlagenzins auf Yuan-Kontoguthaben von 0,25 auf 0,20% und die Zinsen auf Fünfjahreseinlagen von 2,65 auf 2,50% senken. China erhofft sich davon konjunkturelle Impulse. Bei einer kürzlich durchgeführten Umfrage sagten 58% der teilnehmenden Haushalte, sie würden es bevorzugen, zu sparen anstatt das Geld auf dem Konto auszugeben. Die niedrigeren Zinssätze sollen wohl Anreize schaffen, diese Einstellung zu ändern. Kritiker sagen jedoch, das eigentlich Problem sei die Arbeitslosigkeit in China, insbesondere unter den jungen Menschen. Den Haushalten mehr Jobsicherheit zu geben, sei der eigentliche Weg, um das Konsumverhalten anzukurbeln.
Heute früh belegen der weitere Rückgang der Produzentenpreise im Mai (-4,6%, e -4,3%) und eine äußerst moderate Verbraucherinflation von 0,2% im Vergleich zu Mai 2022, wie schleppend die chinesische Wirtschaft läuft. Der iShares-Chef für Asien-Pazifik beurteilt die Lage in einem Interview mit Bloomberg nüchtern: In Anbetracht der geopolitischen Spannungen seien die konjunkturellen Perspektiven viel zu verhalten, um den internationalen Anlegern einen Anreiz zu bieten, in China zu investieren. Ein kleiner Impuls könnte nächste Woche kommen: es wird erwartet, dass die PBoC eine Zinssenkung vornimmt.
Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire forderte einen Tag nach einem Treffen mit 75 großen Lebensmittelherstellern – diese produzieren 80% dessen, was die Franzosen essen – diese Firmen nun öffentlich auf, ab Juli bei mehreren Hundert Produkten die Preise zu senken. Dies würde überprüft, bei Verstößen drohten Sanktionen und Bekanntgabe der sich weigernden Unternehmen. Le Maire begründet die Entscheidung damit, dass inzwischen bei einer ganzen Anzahl von Produkten die Produktionspreise gefallen wären, das müsste sich im Einzelhandelspreis widerspiegeln. Die extrem hohen Margen legen tatsächlich nahe, dass die Firmen über ihre gestiegenen Einkaufspreise hinaus ihre Produkte verteuert haben. Danone (EPA:DANO) ist heute früh nach BASF (ETR:BASFN) der größte Verlierer im ESX 50.
Im APX bringen Shanghai Composite, DAX und STXE 600 je +2 Punkte.