Zur gleichen Zeit traten gestern Christine Lagarde und Jerome Powell vor die Mikrofone. Beide Notenbankchefs betonten ihren festen Willen, die Inflation wieder einzufangen. Während der Rede des FED-Präsidenten stieg die vom CME FedWatch-Ticker gemessene Wahrscheinlichkeit für einen 0,75%-Zinsschritt am 21. September auf 84%. Nicht überraschend stiegen deshalb die US-Renditen nochmals etwas an. Viel auffälliger war der Aktienmarkt: hier setzten insbesondere bei den Small Caps des Techsektors intensive Käufe ein, aber auch der Bitcoin erholte sich deutlich. Im breiten Markt gelang dem S&P 500 die Rückeroberung der 4000er-Marke. Wichtig wird hier nun, ob die Überwindung der 50- und 100-Tage-Durchschnitte gelingt. Dazu benötigt der Index einen Schlusskurs von über 4028. Die Breite des Aufschwungs weist darf hin, dass die US-Börsen (ETR:SXR4) lernen, mit den Zinsanpassungen zu leben – solange die Wirtschaftsdaten keine Schwäche zeigen. Vielleicht ist der Kursaufschwung aber auch dem FED-Chef von Chicago zu verdanken? Charles Evans will sich noch nicht festlegen, ob er 0,5 oder 0,75 befürwortet und verwies gestern auf den in der nächsten Woche anstehenden Inflationsbericht, der laut seinen Worten aufschlussreich sein könnte. Auch FED-Vizechefin Lael Brainard hat sich vorgestern tendenziell für eine etwas gemächlichere Gangart ausgesprochen. Womöglich setzen die Anleger ja auf den Überraschungseffekt einer lediglich 0,5%-Zinsanpassung? Für diese These spricht der heute früh deutlich schwächere US-Dollar - seit Xetra Schluss -1,3% zum Euro - und der anziehende Goldpreis. Die europäischen Börsen reagierten mit schwankenden Kursen auf den für EZB-Verhältnisse sehr aggressiven 0,75%-Zinsschritt. Laut Umfragen war dieser mehrheitlich erwartet worden. Die Neueinschätzung der EZB zur Entwicklung der Inflation zwischen 2022-2024 zeigt, dass sie davon ausgeht, bis zumindest 2025 das 2%-Ziel nicht erreichen zu können. Zudem dürften weitere Zinsanpassungen damit vorgezeichnet sein. Hauprofiteure unter den Sektor-Indizes waren Banken, auch heute früh belegt die Branche einen der vorderen Plätze. Angeführt wird die heutige Erholung der europäischen Aktie jedoch von den Bergbautiteln dank fester Metallpreise. Haupttreiber könnten Meldungen aus China sein, dass sich der Anstieg der Verbraucherpreise im August unerwartet auf 2,5% gegenüber dem Vorjahr verlangsamt hat. Prognostiziert waren +2,8% nach +2,7% im Juli. Der Produzentenpreisindex stieg dank fallender Energie- und Rohmaterialpreise um lediglich 2,3%, das ist der langsamste Zuwachs seit Februar 2021. Das schürt Hoffnungen auf baldige weitere Lockerung der PBoC, was Konjunktur stimulierend wäre. Vor diesem Hintergrund präsentierte sich auch der chinesische Aktenmarkt freundlich. Dank weiter fallender Creditspreads gewinnt der apano-Stimmungsindex heute 3 Punkte. Unterhalb des Radars hellt sich das Umfeld erheblich auf. Der aktuelle Stand empfiehlt uns heute in strikt systematischer Betrachtung eine Aufstockung des Netto-Investitionsgrades von 0 auf 25% - wobei wir jedoch 40% nicht unterschritten hatten. Momentan sieht es danach aus. dass am Montag die systematische Empfehlung auf „Soll 40%“ klettert. Vielleicht preschen wir daher bereits heute ein Stück weiter vor, da einzukalkulieren ist, dass die aktuelle Entwicklung vor dem großen Verfalltermin nächste Woche Kurs treibende Short Squeezes auslösen könnte. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.