Die gestern veröffentlichten US-Daten fielen enttäuschend aus: die Erstanträge auf Arbeitslosigkeit stiegen um 33T, prognostiziert war ein leichter Rückgang. Die Realeinkommen sanken im September um 0,1%. Die Verbraucherpreise hingegen kletterten um 0,2% und die Kernrate um 0,3%. Beide Werte lagen jeweils 0,1% über der Konsensschätzung. Das ist deshalb kritisch zu sehen, weil im September die Energiepreise mit einem Rückgang um 1,9% deutlich inflationsdämpfend gewirkt hatten. Das lässt Ungutes für die Oktoberwerte erwarten, da seit dem Septembertief z.B. der Ölpreis um 10% angezogen hat. Die Anleihemärkte reagierten prompt: die Rendite der 10y US-Staatsanleihen sprang erstmals seit August wieder über die 4,10%-Marke. Dass diese Mischung nicht negativ auf die US-Aktien durchschlug, kann zum Teil damit erklärt werden, dass ein großer Teil des Preisanstiegs den gestiegenen Mietkosten zuzurechnen ist. Diese gehören zu den nachlaufenden Preisindikatoren. Zudem äußerte sich ein Fed-Gouverneur recht entspannt zu den Zahlen. Trotzdem: die Erwartung auf eine 0,5%-Senkung im November ist nun weitgehend vom Tisch: laut CME FedWatch Tool liegt die Wahrscheinlichkeit eines lediglich um 0,25% reduzierten Zinses bei mittlerweile 87%. Weitere Daten wie diese – in Kombination mit robusten Konjunkturdaten - könnte die US-Notenbank zudem dazu verleiten, den vom Markt eingepreisten weiteren Zinsschritt im Dezember auf 2025 zu verschieben. Ein kleiner Puzzlestein dazu kommt heute Nachmittag ins Spiel, wenn die Produzentenpreise (PPI) veröffentlicht werden. Wichtig für Dow und S&P 500 werden zudem heute die Q3-Bankenreports, u.a. JPMorgan (NYSE:JPM) und Wells Fargo (NYSE:WFC). Die Trauben hängen hier nicht sehr hoch, es werden keine überragenden Ergebnisse erwartet.
Chinas CSI 300 Index fiel heute um 2,8%. Nach der 25%-Rallye kommen die Kurse inzwischen deutlicher zurück, weil der Markt weiter auf konkrete/weitere Details der Stimulanzpakete wartet. Die Vorschusslorbeeren hatten massive strategische Käufe nebst Zwangseindeckungen ausgelöst. Das war zuletzt einfach maßlos übertrieben, da definitiv verfrüht. Denn es muss sich ja erst zeigen, ob die Menschen mitmachen und die Angebote nutzen, indem sie Anschaffungen vornehmen. Morgen früh wird Chinas Finanzministerium eine Pressekonferenz abhalten. Von dieser darf erwartet werden, dass sie mehr Faktentiefe bringt. Zudem erhoffen sich viele Investoren die Ankündigung noch weiterer Maßnahmen. Charttechnisch sieht das jetzt spannend aus: der Shanghai Composite hat von seinem Lauf von 2690 im Septembertief bis 3670 im Oktoberhoch nun ca. die Hälfte wieder eingebüßt (aktuell 3217). Da davon auszugehen ist, dass wegen der Stimuli das Tief nicht mehr angelaufen wird, denken wir darüber nach, unsere kürzlich getätigten Gewinnmitnahmen dort nun wieder zu reinvestieren. Südkorea hat heute früh seinen Leitzins erstmals seit 2020 gesenkt: um 0,25% auf 3,25%. Japans Börsen tendierten freundlich. Gefragt waren die Sektoren Financials und Healthcare. Unter den Einzelaktien das Schwergewicht Fast Retailing. Das ist wichtig, da es sich bei der Modehandelskette um eine Konsumaktie handelt: der schleppende private Verbrauch ist das Sorgenkind Japans. Der Nikkei notiert aktuell auf dem höchsten Stand seit seinem Kurseinbruch von Ende September, damals ausgelöst durch die Wahl des neuen LDP-Vorsitzenden.
Europa setzt heute früh seine seit Tagen anhaltende Seitwärtsentwicklung fort. Gestern äußerten sich die Vertreter mehrerer Großbanken zur EZB-Sitzung nächster Woche. Sie gehen davon aus, dass die Zinsen erneut um 0,25% gesenkt werden. Das ist noch nicht zwingend Konsensmeinung, könnte daher zumindest ein wenig Überraschungspotenzial liefern. Als Begründung wird die Kombination aus schwachen Einkaufsmanagerindizes und dem weiteren Rückgang der Inflation genannt. Auf Sektorenebene legen heute Basisrohstoffe unter Führung von Norsk Hydro (OL:NHY) und Rio Tinto (LON:RIO) zu. Verkauft werden hingegen Automobilaktien.