Die US-Erzeugerpreise im Mai haben auf einen nachlassenden Inflationsdruck hingedeutet. Die Produzentenpreise sanken im Monatsvergleich um 0,2 Prozent, wohingegen Analysten im Schnitt einen Anstieg um 0,1 Prozent erwartet hatten. Im Jahresvergleich lag der Preisanstieg unverändert bei 2,2 Prozent. Zusammen mit einem deutlichen Anstieg der Erstanträge für Arbeitslosenhilfe auf 242.000 (erwartet: 225.000), nährte dies die Hoffnung, dass in diesem Jahr möglicherweise mehr als die eine Zinssenkung kommen könnte, die von der US-Notenbank noch am Mittwoch in den Raum gestellt wurde. Die US-Aktien schlossen auf einem neuen Allzeithoch, da sich die Technologieaktien erholten. Apple (NASDAQ:AAPL) überholte Microsoft (NASDAQ:MSFT) und eroberte seinen Titel als wertvollstes Unternehmen der Welt zurück - das jüngste Zeichen für die sich verbessernde Stimmung der Anleger in Bezug auf das Wachstum und der Position des Unternehmens bei der Anwendung künstlicher Intelligenz. Tesla (NASDAQ:TSLA) gewannen 3 Prozent. Der Elektroautobauer will wegen der Zölle auf chinesische Autoimporte in Europa die Preise für das Model 3 erhöhen.
Die Bank of Japan hat den Leitzins bei ihrer heutigen Sitzung erwartungsgemäß in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,1 Prozent belassen und auch keine Pläne für eine Zinserhöhungen veröffentlicht. Sie wird lediglich die Anleihenkäufe etwas zurückfahren, wobei die Details erst in der kommenden Sitzung im Juli festgelegt werden sollen. Insgesamt wurde dieser Schritt als sehr vorsichtig eingestuft, was den Aktienmarkt in Tokio beflügelte. In Hongkong machen sich weiter die Strafzollpläne der EU für chinesische Autohersteller bemerkbar, wo Papiere von BYD (F:1211) und Geely (HK:0175) deutlich nachgaben.
Eine interessante Beobachtung meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg zu Luxusmarken, die ihre Produktpreise in China in einem noch nie dagewesenen Ausmaß senken. Dies spiegele die wachsende Panik über unverkaufte Bestände wider, da die lokalen Verbraucher ihre Ausgaben zurückschraubten. Ab diesem Monat könnten chinesische Käufer eine kleine beigefarbene, krokodilgemusterte Version der kultigen Hourglass-Handtasche von Balenciaga für 1.947 US-Dollar auf der dominierenden E-Commerce-Plattform des Festlands, Babas Tmall, erwerben. Dieser Preis sei günstiger als das, was auf den offiziellen Websites der Marke weltweit und auf großen Luxusplattformen wie Farfetch angeboten wird. Möglicherweise ist dies ein weiterer Baustein bei der Rückkehr zu normale Preisen in vielen Branchen, die disinflationär wirken wird.
In Frankreich führte die politische Ungewissheit zu einer Verschärfung der Krise bei französischen Anleihen und belastet zusammen mit den hinter den Erwartungen zurückbleibenden Daten zur Industrieproduktion der Eurozone die Aktienkurse. Der STOXX 600 schloss am Donnerstag mit einem Minus von 1,3 % und verzeichnete damit die schlechteste Tagesperformance seit Mitte April. Die Abwärtsbewegung setzt sich am Freitag mit etwas weniger Dynamik fort.
Die französischen Anleihen verloren weiter aufgrund von Befürchtungen, dass die Partei Rassemblement National von Marine Le Pen im Falle eines Wahlsiegs eine lockerere Finanzpolitik einführen wird. Der Aufschlag, den Frankreich für seine Schulden im Vergleich zu Deutschland zahlt, ist in dieser Woche in die Höhe geschnellt und hat damit den größten Anstieg seit der europäischen Schuldenkrise im Jahr 2011 erlebt.
In Deutschland machten sich die geplanten Strafzölle für chinesische Autohersteller ebenfalle bemerkbar, da man hier mit Vergeltungsmaßnahmen rechnet. VW (ETR:VOWG) fielen um 3,5, BMW (ETR:BMWG) um 2,2, Mercedes-Benz (ETR:MBGn) um 1,8 und Continental (ETR:CONG) um 3,6 Prozent, während der Chiphersteller Infineon (ETR:IFXGn) als Lieferant der Automobilbranche 1,5 Prozent abgab.
Der Stimmungsindex zeigte sich mit 20 zuversichtlich - legte per Saldo einen Punkt ab. Positiv wirkte sich die Aufwärtsbewegung spanischer Staatsanleihen aus.