Gestern Nachmittag kam es zu einer abrupten neuen Rotation an den Märkten: Techwerte rutschten ab, Energiewerte hingegen waren dank eines deutlichen Rückgangs der Öllagerbestände gesucht. Erneut wurde nur Geld „gedreht“, Gewinner und Verlierer waren zahlenmäßig fast ausgeglichen. Die US-Großbank JPMorgan (NYSE:JPM) verlor trotz hervorragender Zahlen fast 2%. Das ist schwierig zu interpretieren. Es kann sein, dass das ein Indiz ist, wie hoch die Erwartungen inzwischen sind. Es kann aber auch daran liegen, dass die wichtige Sparte des institutionellen Kreditgeschäfts (Handel und Industrie) stagniert. In Japan stehen seit Tagen Unternehmen mit starkem Chinageschäft unter Abgabedruck. Es wird befürchtet, dass Joe Biden den japanischen Premierminister bei dessen morgigem Besuch in Washington dazu drängen wird, eine härtere Haltung gegenüber China einzunehmen. Antizipierend preisen die Investoren bereits Revanche-Maßnahmen Chinas ein. Yoshida Suga ist der erste ausländische Staatschef im Weißen Haus, seit Biden US-Präsident ist. Das zeigt, wie wichtig den Amerikanern der Schulterschluss mit Japan ist. Chinas Börsen verloren heute früh erneut. Für morgen wird ein herausragendes Q1-BIP Ergebnis von China erwartet, mit über +20% ggü. Q1 2020. Aber genau das ist das Problem: wie hier im Blog mehrfach erwähnt, wird Chinas Wirtschaftspolitik nun zurückhaltender sein, um die ausgeuferte Schuldensituation der Regionalregierungen und die haussierenden Immobilienpreise wieder in den Griff zu bekommen. Die Zentralregierung hat kürzlich wieder betont, dass sie nicht für notleidende Anleihen der Lokalregierungen einspringt. Gemäß einer Schätzung von Zhongtai Securities könnte das Verhältnis der ausstehenden Schulden zu den Steuereinnahmen – ein Maßstab für die Schuldentragfähigkeit - im nationalen Durchschnitt 2021 die 100 Prozent Marke überschreiten. Dass die PBoC heute nur fällige Gelder ersetzte und nicht wie von den Geschäftsbanken erbeten neue Liquidität injizierte, unterstreicht die restriktive Haltung und belastete die Investorenstimmung. Heute früh steht der Rubel unter Druck, es werden neue US-Sanktionen erwartet wegen des kürzlichen Hackerangriffs auf US-Solaranlagen. Die deutschen Wirtschaftsinstitute senken wegen des Dauerlockdowns die BIP-Prognose 2021 von 4,7 auf 3,7%, erhöhen aber die Schätzung für 2022 von 2,7 auf 3,9%. Heute Nachmittag kommen wichtige US-Zahlen zum Arbeitsmarkt, der Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen.
Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.