Die gestern veröffentlichten US-Konjunkturdaten fielen überwiegend besser aus als erwartet. Allen voran die wichtigen US-Einzelhandelsumsätze, die um ein Prozent viel stärker stiegen als mit +0,3% prognostiziert. Da schwang zwar ein Sondereffekt mit – die Autoverkäufe wurden gepusht durch hohe Rabattaktionen – dennoch begeisterte der Wert. Auch die Jobstatistik unterstützte die gute Laune: statt eines erwarteten leichten Anstiegs ging die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 7000 zurück. In Folge passierte genau das, was ich gestern im Blog ansprach: die Investoren sehnen sich nach guten Konjunkturdaten, die Indizien liefern, dass die USA und damit auch die Weltwirtschaft nicht in eine Rezession schlittern. Dafür nehmen die Anleger auch gern eine etwas langsamere Gangart der Fed in Kauf. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit für einen 0,5%-Zinsschritt mit diesen Daten gesunken. Das machte sich direkt in Japan bemerkbar, wo sich diese Erwartung in einem abrupt steigenden Dollar zum Yen manifestierte, was wiederum aber Topix und Nikkei offshore (also im Futures-Handel) mächtig Auftrieb verschaffte. Etwas später kamen dann noch US-Daten herein, die verhaltener klangen: der Philadelphia Fed – Index, ein Frühindikator, ist auf -7 nach +13,9 gefallen. Einen Ausgleich fand diese Meldung jedoch in den Werten zum Empire State Index, der die Geschäftsaktivität des verarbeitenden Gewerbes im Großraum New York misst: dieser stieg von -6,6 auf -4,7. Von Unternehmensseite wurde der zuversichtliche Geschäftsbericht von Walmart (NYSE:WMT) gefeiert: dieser Konzern gilt als ein Indikator für das Verhalten der US-Verbraucher. Gefragt waren gestern insbesondere konjunkturempfindliche Werte wie die Small Caps des Russell 2000, aber auch die Technologiebranche. Gegen den Trend schwächer notierten defensive Low Vola - Werte wie Versorger (NYSE:XLU) und Telefondienste. Beide Sektoren wurden zudem auch von den leicht steigenden Renditen belastet.
Wir haben den Netto-Investitionsgrad wie gestern für den Fall guter Zahlen hier im Blog avisiert weiter erhöht auf nun 91%. Damit sind wir voll engagiert, weil der Rest im Anleihemarkt geparkt ist. Wir haben diese Entscheidung vor dem Hintergrund getroffen, dass wir denken, dass die Gespräche in Doha zu einem Waffenstillstand führen werden. Deshalb haben wir auch den taktischen Vola-long Absicherungskauf bislang noch nicht getätigt. Das wird wohl das wichtigste Ereignis vor dem Wochenende sein. Ein Scheitern der Gespräche dürfte am Markt zu negativen Reaktionen führen.
Der gestrige offshore-Kursanstieg in Japan setzte sich heute früh fort, die ETFs auf Nikkei und Topix legen im Xetra-Handel aktuell 1% zu. Wir sind dort längst wieder hoch gewichtet investiert und haben gestern eine letzte Arrondierung vorgenommen. Auch der Hang Seng Tech Index zeigt sich mit +2% fest, hier erfreute JD.com (NASDAQ:JD) mit guten Zahlen und Alibaba (NYSE:BABA) mit Plänen zur besseren Handelbarkeit seiner Aktien. Die Indizes von Festlandchina hingegen stagnierten. Europa legt heute früh weiter zu, der STXE 600 klettert um 0,4%. Trotzdem ist zu beobachten, dass es hier an den Börsen weiterhin relativ träge zugeht. Die Investoren trauen offenbar dem schnellen Wiederanstieg nicht so recht – vielleicht sind es aber auch weiterhin vor allem die geopolitischen Sorgen, die den Enthusiasmus bremsen.
APX: +1 EM-Aktien, Nikkei +4, DAX +4, STXE 600 +4.