Der Markt neigt nun mehrheitlich zur Annahme, dass die Fed die Zinsen am Mittwoch um einen halben Prozentpunkt senken wird. Weder die Arbeitsmarktdaten noch die vergleichsweise hartnäckige Kerninflationsrate sprechen eigentlich für diesen großen Schritt. Trotzdem scheint sich die Erwartung dorthin zu verlagern, sichtbar am USD-Dollar, der immer weiter an Boden verliert. Konjunkturseitig gab es am Freitag eher stärkere Signale: der US Uni Michigan Index fiel mit 69,0 per Mitte September besser aus als prognostiziert. Dieser Index spiegelt die Verbraucherstimmung wider. Die Bedenken bezüglich der Preisentwicklung gingen zurück, zugleich stiegen die Hoffnungen auf eine Belebung der Wirtschaft im Kontext fallender Zinsen. Beides zeigt sich auch darin, dass die Erwartungen mit 73,0 deutlich höher bewertet werden als die Lage mit 62,9. Die US-Börsen (ETR:SXR4) legten erneut zu, gefragt waren insbesondere Small Caps. Gegen Handelsschluss gab es ein paar kleinere Gewinnmitnahmen, aktuell notieren die US-Futures unverändert. Ob der neue Attentatsversuch auf Donald Trump heute die US-Börsen beeinflusst, ist schwierig zu beurteilen. Am Freitagabend hat John Paulson, ein Hedgefondsmanager, der seinerzeit früh die Immobilienkrise und die daraus resultierende Finanzkrise erkannt hatte, vor den Steuerplänen von Kamals Harris gewarnt. Es ist zwar zu berücksichtigen, dass Paulson Trump nahe steht und laut CNBC im Falle dessen Wahlsieges als Finanzminister im Gespräch ist. Dennoch ist Paulsons Schlussfolgerung drastisch: er befürchtet schlichtweg einen Börsencrash, sollte Harris gewinnen und ihre Steuerpläne umsetzen. Neben der Heraufsetzung der Körperschaftsteuer von 21 auf 28% wolle sie die Steuern auf Kapitalgewinne von 20 auf 39% fast verdoppeln und eine 25%-Steuer auf unrealisierte Kapitalgewinne einführen. Diese Ansagen sind jedoch keine gesicherten Vorhaben, zumal bei einigen davon der Kongress mitentscheiden müsste. Dennoch hat Paulson in dem CNBC-Interview durchaus einen Aspekt aufgezeigt, der die US-Hausse 2025 ausbremsen könnte.
In China, Japan und Südkorea blieben die Börsen heute wegen Feiertagen geschlossen. China hat gestern erneut enttäuschende Konjunkturdaten veröffentlicht. Sowohl die Einzelhandelsumsätze als auch die Industrieproduktion verfehlten im August die Erwartungen. Erstere stiegen um 2,1%, prognostiziert war +2,5% nach +2,7% im Juli. Die Industrieproduktion kletterte um 4,5%, die Schätzungen lagen bei +4,8% nach +5,1% im Juli. Die Reaktion ist am ehesten erkennbar heute früh beim STXE 600 – Subindex der Basisrohstoffe. Dieser bildet mit -0,5% momentan das Schlusslicht in Europa. Schwächster Wert im STXE 50 ist Rio Tinto (LON:RIO). Das Bergbauunternehmen war in Sydney mit anderen Rohstoffwerten gemeinsam gegen den regionalen Trend gefallen: der S&P/ASX 200 schloss heute auf Rekordhoch. Reuters berichtet heute früh, dass Goldman Sachs (NYSE:GS) und Citigroup auf diese jüngsten Zahlen Chinas reagiert und ihre 2024er BIP-Schätzung auf 4,7% abgesenkt haben. Unter dem Hinweis, dass Chinas Regierung entscheidend mehr machen müsse, um die Inlandsnachfrage zu beleben, bleibt Goldman Sachs bei seiner 2025er Schätzung von 4,3%. Citigroup hingegen hat gestern auch für nächstes Jahr die Prognose gesenkt: von 4,5% auf 4,2%. Es fehle an größeren Katalysatoren, welche die heimische Nachfrage beleben könnten.
Der STXE 600 pendelt um die Nulllinie. Gebrauchsgüter, Versorger (NYSE:XLU) und Gesundheit legen leicht zu.
Neben der Fed tagen diese Woche u.a. auch die Notenbanker von UK und Japan. Besonders die Aussagen der BoJ werden sehr große Beachtung finden, ein unmittelbarer Zinsschritt wird hingegen nicht erwartet. Der extrem scharfe Anstieg des Yen erschwert es der Bank of Japan, die Zinsen auf das gewünschte Niveau anzuheben, ohne Verwerfungen zu riskieren. Je aggressiver die Fed senken wird, umso herausfordernder wird die Lage für Nippons Notenbank.
APX: EM-Aktien +1. STXE 600 NR +2.