Die US-Börsen (ETR:SXR4) hatten gestern vier Nackenschläge zu verdauen. Zunächst wurde für den Januar ein Anstieg der US-Produzentenpreise um 0,7% gemeldet, weit oberhalb der Prognose von 0,4%. Die Kernrate kletterte um 0,5% statt um erwartete 0,3%. Zudem wurden die Zahlen von Dezember revidiert, der PPI-Rückgang war nicht so stark wie ursprünglich gemeldet. Der zeitgleich publizierte Philly FED Index für Februar fiel mit -24,3 erheblich schlechter aus als der Januar (-8,9) und lag weit unter der Prognose von -7,8. Insbesondere der weitere Rückgang der Komponente, die den Auftragseingang erfasst, macht keinen guten Eindruck. Der S&P 500 rutschte in logischer Konsequenz direkt zur Eröffnung ab, konnte sich aber an der 20-Tage-Linie fangen und die Verluste bis eine Stunde vor Handelsschluss fast völlig eindämmen. Doch dann meldete sich der schärfste Falke der FED zu Wort: der Präsident der Notenbank von St. Louis, James Bullard, sagte, er befürworte angesichts der unbefriedigenden Preisentwicklung eine 0,5%-Zinserhöhung im März. Dass er dabei Unterstützung von Clevelands FED-Chefin Loretta Mester bekam, verlieh dieser Aussage noch mehr Sprengkraft. Ich glaube nicht, dass sich dieser Vorschlag bei der FED-Sitzung durchsetzen wird, zumal die beiden „Falken“ dieses Jahr nicht stimmberechtigt sind. Die Investoren zuckten jedoch zusammen. Laut Bloomberg und Reuters erwarten die Investoren die Spitze des FED-Zinssatzes nun bei ca. 5,3%, vor zwei Wochen lag dieser Wert bei 4,9%. Die Indizes knickten unter Führung des Nasdaq 100 in der letzten Handelsstunde um 1,5% weg. In dieses Zeitfenster fiel die vierte Hiobsbotschaft, welche die Verkehrssicherheit von Teslas Autopilot betraf. Die Aktie brach um knapp 6% ein.
Am US-Anleihemarkt setzen sich mittlerweile auch die Renditen der 10jährigen US-Staatsanleihen wieder nach oben in Bewegung, aktuell werfen sie 3,90% ab. Das Tief lag Anfang Februar bei 3,38%! Einjährige Titel haben sich oberhalb der 5% etabliert. Auch wenn das erwartete Kurs-Gewinn Verhältnis des S&P 500 mit ca. 20 nicht dramatisch hoch ist, so sind solche Zinssätze doch mächtige Bremsklötze für den Kursausblick.
Die europäischen Börsen driften im Sog dieser Vorgaben in den ersten beiden Handelsstunde ebenfalls ab. Positiv zu vermerken ist der anhaltende Rückgang der Gaspreis-Futures auf den niedrigsten Stand seit August 2021. Trotz der damit verbundenen Hoffnung auf eine weitere Entspannung der Preisentwicklung ziehen die Renditen im Tandem mit den US-Pendants auch in Europa kräftig an. EZB-Mitglied Elisabeth Schnabel warnte, die Investoren würden das Risiko einer hartnäckig hohen Inflation unterschätzen. Unter größerem Druck stehen Energiewerte (NYSE:XLE) und die Aktien des Technologiesektors. Eine positive Sonderbewegung verzeichnet hingegen der Automobilsektor: gute Zahlen und ein angekündigter Aktienrückkauf macht das Schwergewicht Mercedes-Benz (ETR:MBGn) zum derzeit besten Performer im STXE 50. Mit Enttäuschung wurden die deutschen Erzeugerpreise (PPI) aufgenommen. Der Rückgang zum Vormonat betrug 1%, wegen der kollabierenden Energiekosten hatten Volkswirte im Schnitt jedoch -3% prognostiziert. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Preisanstieg 17,8 Prozent.
In Asien fiel der Aktienmarkt in Hongkong erneut auf. Die nach unten gerichtete Sägezahnentwicklung geht weiter: der breite Hang Seng Index -1,3%, die Tech-Schwester -2,5%. Wenig hilfreich für das Sentiment war, dass der Chef und CEO von China Renaissance Holdings Ltd verschwunden ist. Der Kurs der Investmentbank brach temporär um 50% ein.
Im APX schlägt die Schwäche der Rentenmärkte erneut Punkte relevant nieder: heute kosten US- und EM-Staatsanleihen insgesamt 3 Punkte. Unsere ersten Stopp Loss Marken wurden gerissen, wir haben deshalb im von uns betreuten apano Global Systematik das netto-Engagement in einem ersten Schritt um zunächst 5 auf 80% reduziert. Gegen Xetra-Schluss werden wir entscheiden, ob wir um eine weitere Stufe reduzieren.