Die chinesische Wirtschaft wuchs im 4. Quartal 2022 um 2,9%. In Q3 hatte der Anstieg 3,9% betragen, in Q2 0,4%. Prognostiziert war für Q4 eine Expansion von lediglich 1,8%, so dass das BIP im Gesamtjahr mit +3% etwas stärker wuchs als erwartet. Im direkten Vergleich zu Q4 2021 gab es jedoch kein Wachstum, was laut Beobachtern die derzeitige Schwäche der chinesischen Wirtschaft offenbart. Die Teilnehmer einer Reuters-Umfrage gehen im Schnitt jedoch davon aus, dass 2023 mit +4,9% besser wird. Die 4 großen Unbekannten im der Rechnung sind Covid und das Verbraucherverhalten, der Immobilienmarkt und die Nachfrage des Auslandes. Der Fabrikausstoß stieg laut Reuters im Dezember um 1,3% (nach +2,2 im November), während die Einzelhandelsumsätze um 1,8% fielen (nach -5,9% im Vormonat). Die Arbeitslosenquote sank nach offiziellen Angaben von 5,7 auf 5,5%. Dramatisch war die Entwicklung 2022 am Immobilienmarkt: das Umsatzvolumen brach laut Nationalem Statistikamt um 28,3% ein. Das ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass dieses Segment eines der wichtigsten der chinesischen Binnenwirtschaft ist. Die Börsen in China und Hongkong zeigten sich nach den Daten knapp behauptet. Dahinter kann u.a. auch stehen, dass im Vorfeld des am 21. Januar beginnenden Mondfestes – dann bleiben die Börsen dort für einige Tage geschlossen – einige Investoren anfangen, die hohen Gewinne der letzten Wochen einzustreichen. Japans Börsen zeigten sich hingegen um ca. 1% erholt, was laut Beobachtern daran lag, dass der Yen heute nicht weiter aufwertete. Morgen wird die BoJ ihre neuen Pläne zur Renditenkurvenkontrolle vorlegen.
Zwei Drittel der Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums in Davos erwarten dieses Jahr eine Rezession, knapp 20% halten das laut Reuters sogar für extrem wahrscheinlich. IWF Chefin Kristalina Georgieva geht davon aus, dass sich das Wachstum ggü. 2022 um etwa einen halben Prozentpunkt abschwächen wird, dann aber 2024 deutlich wieder an Fahrt gewinnen wird.
Der britische Arbeitsmarkt präsentiert sich weiterhin robust. Die Arbeitslosenquote liegt bei niedrigen 3,7% - erwartet war 3,8% - was das Lohnwachstum begünstigt: der durchschnittliche Wochenverdienst ohne Boni stieg im Dreimonatszeitraum um 6,4% nach 6,1%. Erwartet war +6,3%. Der starke Anstieg der Löhne löst Bedenken aus, dass die Bank of England ihren Straffungskurs noch etwas beschleunigen könnte, zumal sich die britische Wirtschaft zuletzt robuster zeigte als prognostiziert. Das britische Pfund profitiert heute von dieser Entwicklung. In Deutschland verbessert sich das Geschäftslima in der Chemieindustrie, insbesondere dank rapide weiter fallender Energiepreise. Deutlich besser fallen deshalb laut ifo auch die Erwartungen für die kommenden drei Monate aus, auch wenn der Indexwert mit -23,8 weiterhin tief negativ aus. Unterdessen setzt sich der Verfall der Gaspreise heute früh weiter fort. Die Chemiebranche zeigt sich heute auch innerhalb des STXE 600 als die momentan stärkste. Europa wartet auf die Eröffnung der US-Börsen (ETR:SXR4). Die Futures deuten auf leichte Abgaben hin, zugleich ziehen die Bondrenditen leicht an. Ein weiterer Hinweis, ob die FED Anfang Februar um 0,5 oder 0,25% erhöhen wird, dürfte heute Nachmittag kommen, wenn die Entwicklung der Produzentenpreise im Dezember bekanntgegeben wird. Neben der anlaufenden Berichtsaison wird das Thema „Debt Ceiling“ (US-Schuldendeckel) Beachtung finden.
Der APX gewinnt 2 Punkte. Auslöser ist, dass spanische Staatsanleihen heute seitwärts driften. Zwei der für uns relevanten Tagesdurchschnitte (50-Tage und 90-Tage) befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den Marktkursen - das gilt für Spanien und Italien - so dass von diesen Indikatoren temporär nun häufiger Einflüsse auf die Gesamtpunktzahl zu erwarten sind. Übergeordnet wichtig für die strategische Bewertung dieser Bonds ist aber der Carry Trade (s. Blog gestern) und die Markteinschätzung zur EZB-Politik bzw. zum Tempo des Inflationsrückgangs.