Fast schon mustergültig korrigierte der US-Aktienmarkt am Freitag die Trump-Rally, indem er auf seinen 20-Tage-Durchschnitt zurückfiel und damit auch die Kurslücke aus dem Kurssprung nach der US-Wahl teilweise schloss. Nach all den „positiven“ Trump-Trades entfaltete am Freitag ein „negativer“ seine Wirkung. Die nicht ganz unerwartete Nominierung des Pharma- und Impfkritikers Robert. F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister brachte den ohnehin schwächelnden Pharmasektor ins Straucheln. Gemischte Vorgaben aus Asien dürften den europäischen Aktienmarkt nicht stützen. Zwar scheinen die Analysten die im Vergleich zu den USA günstigen Bewertungen des europäischen Aktienmarktes wieder zu entdecken, doch zeigt unser Stimmungsbarometer APX, das sich auch von der Trump-Euphorie nicht hat täuschen lassen, derzeit nur eine neutrale Lesart an. Entsprechend vorsichtig war in den vergangenen Tagen auch unser Portfoliomanagement orientiert.
Die asiatischen Aktien rangen heute um Orientierung, nachdem eine politisch induzierte Intraday-Rally in China an Kraft verlor und die starken Gewinne des südkoreanischen Schwergewichts Samsung (F:SAMEq) Electronics verwässerte.
Der chinesische CSI 300-Index schloss 0,5 % niedriger, obwohl er zuvor um 1,6 % gestiegen war, nachdem die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde die börsennotierten Unternehmen aufgefordert hatte, die Erträge ihrer Aktien zu verbessern. Auch die in Hongkong notierten chinesischen Aktien verlangsamten ihren Anstieg.
Samsung Electronics legten kräftig zu, nachdem Südkoreas größtes Unternehmen einen überraschenden Aktienrückkauf angekündigt hatte. Die Speicherchipsparte des Unternehmens hatte zuletzt immer wieder enttäuscht, da der lukrative Markt für Speicher auf KI-Rechenmodulen vom ebenfalls südkoreanischen Konkurrenten SK Hynix dominiert wird. Mit dem Rückenwind des Aktienrückkaufprogramms konnte sich Samsung von den schwachen Vorgaben abkoppeln, die am Freitag durch den trüben Ausblick des US-Chip-Branchenausrüsters Applied Materials (NASDAQ:AMAT) ausgelöst worden waren.
Die anhaltenden Sorgen über die potenziell inflationäre Wirtschaftspolitik von Donald Trump und die positiven US-Einzelhandelsumsätze am Freitag, die die Erwartungen einer Zinssenkung durch die US-Notenbank dämpften, belasteten die Stimmung der Anleger insgesamt. Der erneute Abverkauf chinesischer Aktien erinnert an die Schwierigkeiten Pekings, den Markt zu stützen, da die fiskalischen Anreize bislang begrenzt sind. Zwar sind erste grüne Triebe zu erkennen, die aus den verschiedenen seit September angekündigten Konjunkturmaßnahmen resultieren, wie z.B. höhere Verbraucherausgaben, aber die chinesische Regierung muss nach den vielen Fehlstarts in der Vergangenheit noch an ihrem Ruf arbeiten. Auf Indexbasis haben chinesische Aktien gut die Hälfte der Gewinne der September-Rally wieder eingebüßt, was aber nach dem kräftigen Anstieg nicht verwunderlich ist.
Bei den Rohstoffen erholte sich der Ölpreis. Der Goldpreis erholte sich von seinem größten Wochenverlust seit 2021, da der Dollar nachgab und Händler die Aussichten auf Zinssenkungen durch die Fed abwägten.
Die Inflationszahlen aus Großbritannien und der Eurozone werden dazu beitragen, die Aussichten für die Politik der Bank of England und der Europäischen Zentralbank abzuschätzen, und eine Reihe von Vertretern dieser Institutionen werden sich dazu äußern. Die Ergebnisse von Nvidia (NASDAQ:NVDA) könnten die Nachhaltigkeit der KI-getriebenen Aktiengewinne auf die Probe stellen.