Die recht freundliche Tendenz an den US-Börsen (ETR:SXR4) endete wieder einmal jäh in den frühen Abendstunden (MEZ). Und erneut war der Auslöser eine Äußerung aus den Reihen des FED-Präsidiums. Dieses Mal Loretta Mester, FED-Gouverneurin von Celveland. Dass sie sich für einen weiteren Zinsschritt aussprach, war nicht überraschend und ist eingepreist. Aber eine Passage ihrer Rede in Ohio war bemerkenswert: die FED Funds Rate solle, nachdem sie über 5% geklettert ist, eine Zeitlang dort bleiben, bis der reale FED-Zinssatz für eine Weile positiv sei. Das bedeutet, die Zinsen sollen ihrer Meinung nach zumindest temporär oberhalb der Inflationsrate liegen. Das dämpft die Hoffnung derjenigen Investoren, die glauben, dass die US-Notenbank bereits gegen Jahresende beginnt, die Zinsen schnell wieder zu senken.
Gestern Nachmittag wurde der als Frühindikator geltende Philadelphia FED Index für den April veröffentlicht. Mit -31,3 lag er weit unter der Prognose (-19,9), was die Renditen ein wenig ins Rutschen brachte und so die duch Tesla (NASDAQ:TSLA) lädierte Stimmung etwas aufbesserte. Für heute relevant werden in den USA die Einkaufsmanagerindizes und von Unternehmensseite der P&G-Report. Mittlerweile haben 81 Gesellschaften des S&P 500 ihr Q1-Zahlenwerk vorgelegt. 76,5% davon lagen laut Refinitiv über den Analystenschätzungen. Gemäß FactSet wird für Q1 ein Gewinnrückgang von 6,8% erwartet. Ein Analyst von Northwesetern Mutual Wealth Maangement äußerte in CNBC eine interessante Meining. Es geht davon aus, dass es eine „rollierende Rezession“ geben wird, die sich von einer Branche zur nächsten bewegt. Derzeit sei der Halbleitersektor betroffen. Wegen diesen zeitlich verschobenen Wellen sei das in den großen Indizes nicht abzulesen.
Japans Fabrikaktivitäten sind nur noch leicht kontraktiv: der Einkaufsmagerindex (PMI) für das verabeitende Gewerbe verbesserte sich im April von 49,2 auf 49,5. Der Service-PMI verharrte nahezu unverändert bei 54,9 nach 55,0. S&P Global spricht von einem soliden Start in das zweite Quartal. Die Kerninflation verharrte unverändert bei 3,1%. Japans Börsen notierten heute früh erneut stabil. Heftig unter Abgabedruck standen hingegen die Aktien in China und Hongkong. Der Hang Seng Tech Index brach um 3,3% ein, der Shanghai Composite Index um 2%. Auslöser könnte die chinesische Zentralbank gewesen sein. Die PBOC signalisierte, dass sie einige iher Covid-Stützungmaßnahmen zurückfahren würde. Die Wirtschaft sei auf dem Pfad der Erholung, deshalb könne sie diese Werkzeuge wie ursprünglich geplant auslaufen lassen. In erster Linie geht es um das Zurückschneiden besonders günstiger Kredite für kleine Unternehmen und Grüne Projekte.
Davon kalt erwischt zeigt sich heute früh in Europa mit -2,5% der Sektor Basisrohstoffe. Gefragt sind hingegen die defensiven Branchen Gesundheit, Nahrung und Versorger (NYSE:XLU). Der Eurozone Einkaufsmanager-Sammelindex für April beträgt 54,4 und landete damit oberhalb der Prognose von 54. Der März-Wert hatte 53,7 betragen. Besonders gut ist die Stimmung im Dienstleistungsbereich (56,6). Negativ fällt hingegen auf, dass sich das verarbeitende Gwerbe, also die Daten aus der Industrie, verschlechterten. Das gilt insbesondere für die beiden wichtigen Länder Deutschland und Frankreich, deren Manufacturing PMIs mit 44,0 bzw 45,5 noch tiefer in den kontraktiven Berrich rutschten. Die Sektoren Industrials und Bau gehören deshalb heute zu den Branchenindizes, die etwas stärker verlieren – Autos werden durch den guten Mercedes-Report gestützt. Der STXE 50 baut mit aktuell +0,3% seine jüngste Überperformance zum mit vielen zyklischen Industriebetrieben bestückten DAX (-0,2%) weiter aus.
Laut AAII -Report steigt der Pessimismus bei den privaten Investoren weiter an. 35,1% der Anleger sind „bearish“, 26,2% „bullish“. Diese Risikoaversion gilt als Kontraindikator, zumal auch viele Institutionelle abwartend an der Seitenlinie stehen. Der fallende Goldpreis bringt dem APX +2 Punkte, -1 liefert der Shanghai Composite.