Heute werden/wurden die ersten Juli-Prognosen für etliche Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht. Daraus lassen sich Rückschlüsse ziehen, wie die Weltwirtschaft in das zweite Halbjahr gestartet ist. Da in dieser Woche die US-Berichtssaison über Q2 ihren Höhepunkt hat (40% der Dow Jones – und 30% der S&P 500 - Unternehmen werden reporten) und zudem FED sowie EZB ihre Zinsentscheidungen und Ausblicke verkünden werden, ist es wahrscheinlich, dass die Investoren behutsam agieren werden. Einen Rückhalt für die Börsen dürften die bislang mehrheitlich positiven Reports der Unternehmen bieten. Auch in Q2 scheint es den meisten Unternehmen gelungen zu sein, den widrigen Umständen zu trotzen. Unter anderem ist deshalb Goldman Sachs (NYSE:GS) zurück gerudert und hat seinen konjunkturellen Ausblick für die USA angehoben. Auch bezüglich der Zinserwartungen hat sich zuletzt eine gewisse Entspannung abgezeichnet. Der Großteil der Beobachter geht davon aus, dass die in dieser Woche kommende Zinserhöhung in den USA die letzte im Zyklus sein wird. Der für die US-Notenbank wichtige PCE-Index wird erst nach der FED-Entscheidung veröffentlicht.
Für Europa ist diesbezüglich mehr Skepsis angebracht. Zwar gehen die Meinungen innerhalb des EZB-Direktoriums auseinander, aber die hartnäckige Kerninflation von aktuell 6,8% spricht dafür, dass auch im September ein Zinsschritt erfolgen wird. Problematisch dabei ist jedoch, dass die Wirtschaft im Euroraum schwächelt. Es scheint, dass bei uns die Stagflationsgefahr ausgeprägter ist als in den USA. Insbesondere die heutigen PMI-Werte aus Deutschland und Frankreich erhärten diese Befürchtung. Der Eurozonen-Sammelindex rutschte von 49,9 auf 48,9, prognostiziert war 49,7. Dass Europas Börsen bislang darauf sehr gelassen reagieren, hängt wohl mit Hoffnungen zusammen, dass die „Tauben“ innerhalb der EZB dadurch Auftrieb erhalten könnten. Diese plädieren dafür, nach der Juli-Anpassung zunächst eine Pause einzulegen.
Schlechte Nachrichten aus dem Immobiliensektor belasteten heute früh den Hang Seng Index. Liquiditätssorgen um Chinas größten Immobilienentwickler Country Garden (HK:2007) veranlasste gestern JPMorgan (NYSE:JPM), hier einen Kurseinbruch von bis zu 35% vorherzusagen. Die US-Großbank erwartet keine größere Unterstützungsmaßnahmen durch Chinas Regierung. Zwar werde das Unternehmen alles daran setzen, einen Default zu vermeiden, aber eine neue Vertrauenskrise des Sektors sei wahrscheinlich, mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf die Nachfrage nach Immobilien in China.
In den USA wird sich heute zeigen, wie sich die Neugewichtung im Nasdaq-Index auf Einzelaktienebene auswirkt. Unter anderem werden Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Netflix (NASDAQ:NFLX) zurück gestutzt, was insbesondere bei den Index-ETFs zu Anpassungen führen wird. Die im Index gelisteten kleineren Unternehmen würden ceteris paribus davon profitieren. Aktive Manager dürften hier schon in der letzten Woche gehandelt haben, auch wir haben entsprechende Adjustierungen bereits vorgenommen.
Im APX gewinnen span. Staatsanleihen drei, das Industriemetall Kupfer verliert vier Punkte.